Da schreib ich noch den Vorbericht, dass ich – bitte, bitte – kein Déjà-Vu erleben will, und dann das. Erzählt mir nix von Barcelona 1999, mir reicht schon das Heimspiel gegen Bochum 2017. Die Fassungslosigkeit, die ich noch verspüre, ist aber trotzdem nichts gegen die Fassungslosigkeit unserer heutiger Gegner, die sie am 19. Mai 2014 verspürten. Da war nix mehr zu reparieren. Jetzt war es Spieltag 7. Hilft mir gerade aber mal so gar nicht.
Ich bin schuld
Dabei bin wahrscheinlich doch wieder ich schuld. Ich sitze gerade in Köln, morgen geht eine Fortbildung los. Mit einem Kollegen, der heute zum ersten Mal dabei war, meinem Patenkind und meinem Schwiegervater stand ich an meinem Stammplatz, als die 86. Minute anbrach. „Wir müssen jetzt los, bringt hoffentlich kein Unglück…“ Ich gehe sonst nie früher, aber heute muss ich zum Zug. Naja, was heißt „gehen“, ich gehe ja nicht wirklich, laufe die Gegengerade hinten Richtung Südtribüne, an den beiden Flutlichtmasten vorbei und sage noch zu den anderen, dass wir von dieser Ecke aus noch die letzten Sekunden angucken können, bevor wir dann zum Auto sprinten, das uns zum Zug bringen soll.
„Ey, das war Foul!“ – „Geht doch mal richtig zum Kopfball!“ – „Nee, der ist ja irre frei!“ – „Sch…e!!!!“ Massimo dreht jubelnd ab. So nah war der Dreier, er wäre so wichtig gewesen, egal, wie unansehnlich das Spiel gewesen sein mag, in ein paar Wochen fragt da keiner mehr nach. Pustekuchen. Nur ein Punkt. Ist ja gleich vorbei… Während ich noch hadere, fummeln sich die Bielefelder an der Außenlinie erneut durch, gewinnen weiter gefühlt jeden Kopfball – und plötzlich ist Hartherz auf der Reise und bringt das Bölle zum Schweigen. Kann nicht wahr sein. Wird ein übler Weg zum Auto – und nach Köln.
Erneute hammerharte Saison?
Eigentlich schreibe ich Spielberichte ungerne aus der Emotion heraus, aber heute passt es vielleicht doch ganz gut. Ich habe gerade eine Scheißangst, dass diese Saison doch wieder so wird wie die letzte. Klar, ich weiß, man kann es auch herbeireden, 27 Spiele sind noch zu bestreiten, aber mir wird gerade bewusst, wie hammerhart schwer diese Spielzeit wieder werden kann. Dinge, die uns in den letzten 11 Spielen der vergangenen Runde stark gemacht haben, klappen gerade nicht mehr. Gegen Sandhausen war es kein guter Tag, aber noch mit Glück ein Punkt. In Dresden war es unfassbares Pech mit abgefälschten Schüssen. Heute war es die berühmte vom Brot genommene Butter – egal, ob der Schiri da mitgeholfen hat oder nicht. Einzelne Spiele können immer mal dumm laufen. Aber ich hab Angst vor dem Trend, denn irgendwann geht es doch in die Köpfe rein.
Die Learnings aus 17/18
Maggus, ruhisch, Brauner! OK. Durchschnaufen. Jedes Spiel geht bei 0:0 los, auch das am Freitag in Kiel. Dort sind wir sicherlich nicht Favorit und können eigentlich nur positiv überraschen. Und noch was beruhigt mich: Keine Saison gleicht normalerweise einer anderen, insofern besteht ja Hoffnung, dass jetzt keine Sieglos-Serie von 12 Spielen beginnt… Es hilft ja nix: Weiter arbeiten, aus der aktuellen Lage kommen wir nur durch uns selbst raus. Die Mannschaft hat gezeigt, wie der Weg aus problematischen Situationen gehen kann. Und wenn das im Nachhinein die Analogie zur letzten Saison sein wird, soll mir das sehr recht sein…
