Déjà-Vus sind ja, so haben wir alle seit den „Matrix“-Filmen gelernt, „Verschiebungen“ in derselbigen. Wahrscheinlich wird in den letzten Tagen ganz besonders viel „re-programmiert“, so dass ich aus den Situationen mit Déjà-Vu-Verdacht gar nicht raus komme…
Bielefeld-Bumerang
Darmstadt gegen Bielefeld. Erinnerungen sind ja nicht notwendiger Weise gleich Déjà-Vus, aber als es ungefähr zur selben Zeit im letzten Jahr kurz vor Schluss im Heimspiel 4:2 gegen Bielefeld stand, da war es fast wieder da – das Bielefeld-Gefühl vom 19. Mai 2014. „Wisst Ihr noch?“ tönte es im Stadionrund, wir hatten 13 Punkte nach sechs Spielen und nicht wenige dachten, dass die erneute Rückkehr in die Bundesliga mehr oder weniger ein Selbstläufer werden würde.
Weit gefehlt. Mit dem Schlusspfiff verkürzte Bielefeld auf 4:3 – und es sollte der Anfang einer beispiellosen Sieglos-Serie werden… Erst nach der Winterpause mit dem 1:0 am Millterntor folgte der nächste Lilien-Dreier – und auch danach nochmals vier Pleiten in Serie.
Net schon wieder
Wie doch der Schein trügen kann – bzw. wie schwer es werden kann, die gefühlt von Woche zu Woche immer größer werdenden „Böcke“ umzustoßen. Und irgendwie war dieses Gefühl nach dem Dresden-Spiel vor wenigen Tagen wieder nicht ganz unbekannt. Irgendwie hakt es gerade – und der geneigte Lilienfan bekommt wieder ein bisschen die Flatter. Herrschte nach Duisburg noch eitel Sonnenschein am Bölle, haben Sandhausen und Dresden die vermeintlichen „Träumer“ wieder geerdet.
Klar, man kann natürlich sagen, dass die vier Gegentore allesamt sehr unglücklich waren und wir zuvor doch in vier Pflichtspielen mit gewohnter defensiver Stabilität aufgetreten sind. Aber, ich glaube, man kann sich davon verabschieden, dass irgend ein Verein in der 2. Bundesliga (trotz HSV und Köln) so extrem überlegen ist, dass er total souverän wie das Messer durch die Butter durchmarschiert. Die anderen Teams und Trainer sind ja nicht doof, die machen ihre Hausaufgaben und versuchen Mittel zu finden, angeblich „stabile“ gegnerische Gebilde auszuhebeln. Und daneben geht es dann eben doch um den einen Meter Einstellung und Willen, den man mehr läuft, den man mehr schreit, wenn es um die Existenz geht. Es kommt sicherlich nicht von ungefähr, dass in den letzten 11 Saisonspielen 2017/18 ein Spiel wie in Dresden nicht dabei war. Und ich kann das irgendwo auch verstehen.
Es geht nur am Limit
Die 11 Spiele „am Abgrund“, wie ich sie mal nennen will, waren eine absolute Extremsituation für alle Beteiligten. Mit dem guten punktemäßige Saisonstart jetzt darf man aber nicht so tun, als ob man diese Extremsituation und die damit verbundene innere Spannung so ohne weiteres mit in die neue Saison nehmen könnte. Geht ja schließlich „von Null los“ und es lief ja zu Beginn auch. Und da ist es wieder, das Déjà-Vu zur letzten Saison. Bloß nicht nochmal so ein Einbruch, der in dem Moment kam, als unser Spiel von den Gegnern gelesen wurde und wir den Schalter nicht mehr fanden. Wir werden in dieser Liga allerdings nur dann Erfolg haben, wenn wir weiter im „absoluten Extremsituation“-Modus unterwegs sind…
Der einzige, der zählt
Deshalb will ich morgen eigentlich keine Fortsetzung des Déjà-Vus von letztem Jahr erleben. Sondern eine Mannschaft, die den Spagat schafft zwischen Einsatzbereitschaft und Übermotivation, kühlem Kopf und glühendem Herzen, defensiver Stabilität und offensiver Risikobereitschaft – und das mitten in der Englischen Woche… Bis er zweistellig ist, interessiert mich eigentlich nur ein Wert in der Tabelle: Die Anzahl der Punkte, die wir Abstand auf Platz 16 haben. Das sind aktuell +6 – wenn Ihr so wollt, der „Freiheits“-Wert…
Autor: Markus Sotirianos