Kennt ihr das, ihr denkt an den nächsten Gegner, überlegt, was Ihr von dem Verein, seinen Fans, der Stadt wisst und es fällt euch dazu eine Serie ein, ein Lied, ein Sprichwort?
Ja? Oder doch eher Nein, also ich meine hier nicht so die Klassiker wie „Wir gömmen aus de Dieeefe…“
„Ultra De Lis“ beispielsweise fuhr mit dem Bus ins „Auen Land“, dahin wo sonst die Hobbits wohnen – Tja und ich meinerseits verband Aue, das Erzgebirge mit dunklen Tannen und grünen Wiesen, mit Bergen und überhaupt. Und so war sie dann irgendwie da, die Verbindung zur Zeichentrickserie aus der Kindheit und der Ohrwurm nicht mehr wegzubekommen.
Um 10.00 Uhr ging es dann also an diesem Freitag für mich los, mit Frühstück im Bauch und guter Laune im Gepäck – sollte der Bus ins einige Kilometer entfernte Erzgebirge, die Heimat von Jens Weißflog und die Stadt die zumindest nach deren Fangesang irgendwie mit Abbau von irgendwas in irgendeinem Schacht verbunden wird doch schon um Elf Uhr starten.
Ankommen am Bölle, Hallo sagen, labern und rabarbern, einsteigen, Türen schließen – Abfahrt zu einer der drufferen Fahrten die ich in meiner Geschichte als Fußball-Fan bisher so erlebt habe. Stellte sich der Fahrer und „erste Mann auf dem Bus“ zunächst noch ganz friedlich und relativ normal vor, so bekam man mit zunehmendem Verlauf der Tour dann doch das Gefühl, dass der gute Mann an einer Form von „Lenkrad-Touret“ leiden muss.
Klar, ja, Hup-Konzerte wenn die Reisegäste ihre Lieder wie „Allez Les Bleus“ singen, musikalisch die Sonne scheinen lassen oder vom Eurrobbabokaal träumen können ja ml noch vorkommen, aber bei Songs aus der Konserve aufzustehen und einhändig winken in bester „Queen-Mum-manier2 zu fahren – das sind dann die Momente in denen die Frage aufkommt, ob es nicht besser gewesen wäre sich dann doch gaaaaanz weit nach hinten zu setzen.
Aber wir kommen dann doch an! Wann genau? Hmmm irgendwann zwischen … Ach egal, es war noch Zeit zum Anpfiff, also erst ml auf den Fanbeauftragten gehört, der auf Grund etwas nöligen Umgangs mit den Ordnungskräften, welche die Dreistigkeit besessen hatten, das auseinandergefaltete Banner einfach auf den Boden zu werfen und Mangels an diesen kleinen Erdnusshaltigen Schoko-Riegeln den Autor dieser Zeilen zum Essen schickte.
Dann rein in den Block, ganz ehrlich, ich liebe diese etwas in die Jahre gekommen alten Hütten, denen man ihre Seele noch ansieht. Banner aufhängen, Hallo sagen, Hände schütteln Anpfiff.
90 Minuten, Minuten die gefühlt besser waren, als das was die Woche zuvor im Heimspiel gegen die Löwen geboten wurde. Mit einer veränderten Aufstellung und gefühlt recht frühen und ziemlich offensiven Wechseln. Was zumindest in meiner Wahrnehmung auch die Motivation des „was mitnehmen Wollens“ klar zum Ausdruck brachte. Deutlich gemacht auch durch veränderte Körpersprache und unseren „Hooligan“, der sich gleich kurz nach seiner Einwechslung mal den Karton holte aber eben auch deutlich machte „Geh woanders spielen, hier haste nix zu wolle“.
Am Ende der Spielzeit war dann der dritte Auswärtssieg der Saison eingetütet, der Abstand zur magischen 40-Punkte-Marke wieder ein Stück weit verkürzt und die Fußball-Macht aus den tiefen Schächten des Erzgebirges geschlagen.
Und wir? Tja wir befanden uns auf dem Heimweg, nun zwar mit der „Nummer zwei“ am Lenkrad aber einer „Nummer eins“ die wohl weder Schoko-Riegel, noch Nudeltopf oder Bratwurst hatte und wo die bunten Glückspillchen für den Blutdruck noch ungenutzt zu Hause auf dem Schreibtisch lagen. Vor sich hin meckernd stolzierte er in bester feldherren-manier durch den Bus und versuchte jedem mit seiner schlechten Laune…
Ach egal, um vier Uhr nachts war ich dann auch zu Hause. 18 Stunden für ein 1:0!!!
Die Woche hat halt doch nur 90 Minuten!