#SVDBOC | 0:0 auf der Achterbahn

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Am Samstag wollte der Ball einfach nicht ins Tor...

Ja, Ihr habt ganz und gar und natürlich Recht. Das letzte Spiel unserer Helden mit der „blau-weißen Brust“, das zehnte ungeschlagene in Folge, fand sicher nicht irgendwo auf der Autobahn zwischen der Nieder-Ramstädter und „der Castroper“ statt, sondern als zweites in Serie am heimischen Bölle.
Unentschieden am End‘ in einem Spiel, das sich in der Kurzform als „Not gegen Elend“ beschreiben ließe.
Wirklich, nach dem Heimsieg eine Woche zuvor, war vom gegen Heidenheim gezeigten Licht dann doch wohl eher nur der Schatten zu sehen. Aber eigentlich völlig Bumms, Worschdd unn egaal. Denn die Themen waren teilweise dann doch ganz und gar andere.

„Bochum, klar, den Bericht schreib ich“ – sprach der kleine digge Autor dieser Zeilen schon vor Wochen und – wenn ich ehrlich bin – ich hatte für den Bericht die Einleitung schon im Kopf. Hatte, wie ich das öfter tue, quasi die erste Seite schon mehrfach „geschrieben“. In meinem Bericht ging es um das Duell zweier Traditionsvereine, von denen der ältere der jüngere ist. Häää? Schbinndd der? Was moaand der dann jeddz? Ja, was ich meine, nun ja, der VfL Bochum von 1848 hat zwar wie der SV Darmstadt 98 die Jahreszahl seines ältesten Ursprungsvereins auch im Namen – aber die Fusion, die zum eigentlichen jetzigen Verein führte, war später. Denn während in Darmstadt der „FK Olympia von 1898“ und der „SC Darmstadt von 1905“ am 11. November 1919 fusionierten, fand dies im Fall der drei Bochumer „Turnverein Bochum 48“, „Germania 06“ und des TuS Bochum, erst 1939 statt. Ich schrieb von Thomas Kempe, Dariusz Wosz, Hermann Gerland, schrieb von Toni Sailer, Benni Gorka, ich wollte nachsehen wo es „Gemeinsamkeiten“ von Spielern gibt.

Tja, und dann kam es anders und meine „Berichte“ und deren Themen änderten sich. Denn das Spiel kam näher und zuvor fiel bereits die erste Entscheidung. Eine, die sämtliche Steine des Internets scheinbar zum Rollen brachten und wahre Lawinen auslösten – wenn, ja wenn man denn noch regelmäßig in Forum, Facebook, Twitter und sonst wo unterwegs wäre, weder Privatleben noch Job, schon gar nichts zu tun – und den ganzen Rotz in seiner Vielfalt gelesen hätte! Dimi hört auf! Mensch, da war er, der Aufhänger für meinen Bericht! Der Trainer, der aus der Jugend des VfL Bochum zu uns und zu seiner ersten Station als Profitrainer kam…

Aber dann kam der Heimsieg gegen Heidenheim. Der Aktionsspieltag „blau-weiß-bunt“, der Stand von Vielbunt, die Regenbogenflaggen und der Bericht auf der FuFa-Seite über das Spiel. Ein absolut super Bericht, von dem ich zwar weiß, dass er fiktiv ist – aber der so verdammt viele Wahrheiten abbildet!
Wie oft war ich schon im Stadion? Wie oft am Bölle, wie oft auswärts, wie oft hab ich „behindert“, „Missgeburt“, „Spast“ und anderen Scheiß gehört? Wie oft mir selbst gesagt, dass es ja nur „unreflektierte Jugendliche“ sind, „die diesen scheiß Gassen-Slang doch eh nur plappern, ohne dabei von 12 bis Middach“ zu denken? Wie oft von Leuten gehört, sie würden ja niemanden diskriminieren und das sage man ja so? Wie oft hab ich resigniert, wie oft warf ich böse Blicke und – ganz verdammt ehrlich – wie oft hat mich mein Freund Paddy, haben mich andere schon darauf angesprochen, dass ich ja mittlerweile so ruhig bleiben würde und gefragt, wie viele Nasen ich meinen Gegenübern in der Jugend für diese unbedachte diskriminierende Rotze gebrochen habe? Und wie richtig lagen sie mit dieser Frage?
Ja, ich bin der Tätowierte mit 50 Kilo Übergewicht, ’nem verdammt großen Maul und der Aura bei der wenige glauben, dass er verdammt schüchtern, sensibel und verletzlich ist. Ja, ich bin der, der früher Eure Materialtaschen getragen hat, während Ihr jungen Burschies lieber mit verschränkten Armen oder gestrecktem Mittelfinger Eure Freunde auf „Gugg ma, der Spast da an der Ecke, die Missgeburt, ey“ aufmerksam gemacht habt und Euch für manche Dinge zu schade wart. Ja, ich bin der, der aus Euch teilweise bekannten Gründen nicht mehr so fit, nicht mehr ständig unter der Woche – aber immer noch ständig DA ist. Und, verdammt ja, auch wenn ich manchmal lache, lächle, nichts sage, weh tut es immer. Nur sich jedes Mal aufregen und am Ende noch Stadionverbot kassieren, weil ich den jungen oder auch älteren Herren, die Dame, sonst wen oder was „wegräume“ – neee, ganz ehrlich, dafür schau ich zu gerne Fußball! Aber genau aus diesen Gründen hat mich der fiktive Bericht über „Tobias“ so bewegt, mir Tränen in die Augen getrieben und ich habe mich einfach über seine „Erlebnisse“ sehr gefreut.

Denn so wie „Tobias“ weiß eben auch ich um meine vielen tollen Leute in meiner Lilien-Welt. Weiß um die Schizophrenie, um diejenigen, für die eventuell eine Situation „behindert“ ist, die aber mir, wenn es Ärger gibt, sofort beistehen würden…

Und am Ende bleibt Platz 6 mit einem recht komfortablen Polster – und das 0:0 gegen Bochum.

Und da, wo jetzt eigentlich was zum kommenden Gegner aus Karlsruhe und dem Auswärtsspiel im Wildpark stehen könnte, bleibt abzuwarten, was denn bis Samstag noch alles mit den Großveranstaltungen so passiert. Aber davon wird Euch vielleicht jemand anders in einer anderen Geschichte erzählen.

Autor: Wuschel
Fotos: Claus Krentscher

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