„Nein“, sagt mein Osnabrücker Studienfreund, „ich komm‘ am Sonntag nicht zum Spiel nach Darmstadt. Aber lass uns nächste Saison beim Spiel treffen. Ich gehe einfach mal davon aus, dass der VfL und der SVD in der nächsten Saison auch wieder gegeneinander spielen.“ Hallo?! Natürlich bleiben die Lilien in der Liga! Da Osnabrück in der ersten Tabellenhälfte steht, aber deutlich von den Aufstiegsrängen entfernt, kann er damit ja nur die Lilien meinen…
Seit die vermeintlich sicheren Absteiger aus unserer Landeshauptstadt ernsthaft punkten und angesichts der Wintertransfers von Dresden, Nürnberg und Hannover, sollten wir bei dem Blick nach unten tatsächlich wachsam bleiben…
Am Sonntag wartete das Bölle wegen der fertiggestellten Gegengeraden mit einem ganz anderen Anblick auf. Durch das Dach sieht die Tribüne jetzt nochmal viel größer und mächtiger aus – und die anderen Tribünen auf einmal ungewohnt mickrig. Die riesige Blockfahne und auch die Choreo der Gäste-Fans sorgten für eine würdige Einweihung der neuen Heimat. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde durch eine Choreo auf der Süd-Tribüne Dr. Karl Heß gedacht. Der Einsatz der Fans im nicht ganz vollen Stadion stimmte also schonmal…
Das Spiel selbst begann ebenfalls mit viel Einsatz und auch Chancen auf beiden Seiten.
Dann verflachte es im Verlauf der ersten Halbzeit aber etwas.
Die Freude über Serdar Dursuns Tor (35. Minute) währte nicht lange. Noch vor der Pause konnte Osnabrück durch einen Foulelfmeter ausgleichen (42.).
Die 98er begannen die zweite Halbzeit wieder engagiert, ohne die Bemühungen jedoch in die erneute Führung ummünzen zu können und ließen den Gästen anschließend mehr vom Spiel. Nach der Einwechslung von Felix Platte (für Tim Skarke) wurde dieser ziemlich schnell vom bereits verwarnten Blacha gefoult und letzterer vom Platz gestellt.
Die Lilien waren also in Überzahl und mit zwei Stürmern auf dem Platz – diese seltene Konstellation würde doch wohl zu einem Erfolg führen… Die Hausherren zeigten sich konsequenterweise auch als selbige, ließen diese Konsequenz aber vor dem gegnerischen Tor oder schon im letzten Drittel vermissen. Noch dazu erwischte der gegnerische Torwart Körber einen starken Tag. Die ganz knappen Aktionen, wie Osnabrück mit dem Latten-Kopfball eine hatte, gab es bei den Darmstädter Angriffsbemühungen nicht. Und so kam es, wie es wohl kommen musste: Nach einem Konter ging der VfL sogar in Führung (78. Minute). Die folgenden wütenden Angriffsversuche der Lilien brachten immerhin noch den Ausgleich. Rückkehrer Felix Platte bugsierte aus dem Gewühl heraus irgendwie den Ball über die Linie (83. Minute).
So richtig konnte er sich aber über sein erfolgreiches Saison-Heimdebüt nicht freuen, wären die drei Punkte doch eigentlich drin gewesen.
Und wir Fans? Sind etwas zwiegespalten. Der Einsatz hat gestimmt, die Lilien hatten mehr vom Spiel und ließen sich auch vom späten Rückstand nicht demoralisieren. Zudem hat sich mit Felix Platte eine weitere Offensiv-Option eindrucksvoll zurückgemeldet. Die Lilien haben seit fünf Spielen nicht mehr verloren und stehen auf dem 11. Tabellenplatz. Das hört sich ja ziemlich souverän an. Doch es gibt auch die andere Sichtweise: Nach dieser ist der SVD als einziges Team der zweiten Liga seit sechs Spielen sieglos, kann auch gegen ein dezimiertes Durchschnittsteam nicht gewinnen und lädt den Gegner sogar dann noch zu Toren ein.
Am Freitag treffen die beiden harmlosesten Mannschaften der Liga aufeinander. Darmstadt hat mit 23 Toren in 20 Spielen nochmal deutlich öfter getroffen als Dynamo Dresden (18 Tore), die dabei auch noch deutlich mehr Gegentore gefangen haben. Das wäre doch eine Gelegenheit, mal wieder etwas für das Punktekonto zu tun. Nur mit Unentschieden könnte der Weg zum Klassenerhalt schließlich doch weiter und steiniger werden als wir uns das in Südhessen alle vorstellen und wünschen…
Autorin: Iris Gönsch
Fotos: Claus Krentscher / PotatoCreations