… auf der Rast und ruhelosen Jagd nach den halbleeren Blutorangen
„Hmmm, wo nimmt der denn immer diese Vergleiche her, die zu seinen Überschriften führen, und weiß er denn bei diesem wirren Zeug selbst, wovon er da redet“?
Ja, ganz ehrlich, macht Euch keine Sorgen um mich – ich glaube zumindest im Ansatz zu wissen, was ich da tue! Von daher werde ich auch im folgenden – wie in all meinen bisherigen Berichten – versuchen, Euch abzuholen und zumindest ein Stück weit auf den Stand meiner Erlebnisse und Erfahrungen rund um das jeweilige Spiel zu bringen.
In dem Fall würde das Logbuch der Auswärtsfahrten wohl konkret vom letzten Samstag, 1.12.18, erzählen. Auswärts in der Berliner Wuhlheide, im Stadion an der Alten Försterei. Wobei unsere Geschichte letzten Endes schon viel früher beginnen könnte, genau genommen jedoch mehr roten Faden als konkreten Anfang und wirkliches Ende hat.
Irgendwann in der erfolgreichen jüngeren Vergangenheit begann die Wahrnehmung, dass rund um die Lilien einige Dinge berechenbar sind, sei es nun das taktische Auftreten oder immer wiederkehrende Erklärungen, warum wer wann nicht… Und vor allem das ständige Betonen gerade von Leuten, die in Zeiten von 3000 Zuschauern nie wirklich wahrgenommen wurden, wie lange sie „schon dabei“ sind, war so sicher wie das Amen in der Kirche. Warum man immer in Diskussionen betonen muss, wie lang man etwas tut, erschließt sich mir nicht wirklich, aber egal. Manche Dinge waren absehbar. Und leider traf auch – trotz der durch Freunde vielfach attestierten Ahnungslosigkeit – die Vorhersage, dass man in der Saison 17/18 unter gewissen Voraussetzungen ganz tief in den Abstiegsstrudel geraten würde, zu. Spätestens das war der Punkt, im Scherz zu äußern, man würde sich jetzt ein buntes Gewand und übergroße Ohrringe besorgen, ein Zelt zulegen, „MISS WANDA“ nennen und sich „an den Lui setzen“.
Als es dann noch begann, dass in der Halbzeit geäußerte Satzfragmente wie „____ war der erwartet starke Gegner, meine Mannschaft hat sich zunächst nicht mit Effektivität für die eigenen Bemühungen belohnt, ______ hat dann seine individuelle Klasse ausgespielt und kam im Verlauf zum Führungstreffer“ teilweise am Abend 1:1 in der PK auftauchten, wurde es ebenso unheimlich wie schon zuvor, als man „die Fehler analysieren und in der Länderspielpause…“.
Schlimm nur, wenn Du diese Gedanken schon morgens um 1 im Kopf hast, wenn Du kurz zuvor beim Ins-Bett-gehen gelesen hast, dass der SVD „stolz“ ist auf „alle, die den Weg nach Berlin auf sich nehmen“ und Du Dich in Erinnerung an den eigenen Vorbericht fragst, ob Du denn heute nicht nur mit Worten, sondern auch mit Konstanz über 90 Minuten – denn schließlich war ja gegen Köln zu sehen, was die Jungs können – geglänzt und letztlich auch geliefert wird.
Acht Stunden später bist Du da, in einem Stadion, das – jedem Trend entgegen – mit wesentlich mehr Steh- als Sitzplätzen zu gefallen weiß, vier Tribünen, nahe am Spielfeld – ein Stadion, wie es für Dich als Fan sein sollte.
Bis Du dann wirklich rein kommst, dauert es noch, denn – Miss Wanda lässt grüßen – einen gibt es immer, der trotz des Wissens um die Stadionöffnung eineinhalb Stunden vorher und deiner Motivation immer so früh wie möglich reinzugehen eben doch erst um halb eins da ist. Nun ja, auch das konnte geschaff(i)t und dem Herren sowie der holden Dame ihre Karten überreicht werden.
Also rein, Platz eingenommen. Und ja, Fußball mit „Klappe halten“ ist absolut nix für mich. Obwohl es zumindest in den ersten fünf Minuten so schien, als sei er was für unsere Jungs mit der Lilie auf der Brust. Denn wie schon beim Spiel gegen Bielefeld – als die ersten zwanzig Minuten geschwiegen wurde – begannen sie mit starken Ansätzen. Aber…
Gab es vor nicht allzu langer Zeit noch die „Mentalität“, die „Qualität“ schlug und Teams aus der Stadt im Walde, die konditionell und mental so stark waren, dass sie „erst abgeschrieben werden“ durften, wenn sie unter der Dusche standen, so scheint dies ab und an verloren zu gehen und die Dose mit dem „Konservierungsstoff“ nicht mehr über 90 komplette Minuten auszureichen. Während es dann in der Wahrnehmung des Außenstehenden zeitweise blutleer wirkt, packt der Gegner die bereits erwartete „individuelle Klasse“ aus.
Leider ist auch dies in Berlin passiert und so kann im Gesamtkontext nicht behauptet werden, die Niederlage sei nicht verdient.
Auf der anderen Seite sieht man aber auch die eigene Qualität – und von daher glaube ich mehr an unser Team und dessen Qualität, da unten auf Dauer wieder rauszukommen, als an den Sachverstand der Leute, die mir jetzt erzählen, es gäbe Teams die „wesentlich schlechter seien“ und dass der „Abstand ja groß genug sei“ (bei gerade mal sieben Zählern auf den Relegationsplatz), während sie mir letztes Jahr beim Rückstand von zeitweise mehr als sieben Zählern ans „rettende Ufer“ erzählten, es seien „ja nur 2 bis 3 Spiele“ und schon wäre man da unten raus…
Aber egal, ob es nun sieben Brücken, Täler, oder was auch immer sind – ich werde wie viele andere mit diesem Verein gehen. Als nächstes am Samstag zum Heimspiel ans Bölle. Dafür brauche ich auch keine Glaskugel …
Autor: Wuschel