Premiere
Beginnen wir mal so: Für Lilienfans, die sich dem Groundhopping verschrieben haben, ist der morgige Freitag ein Pflichttermin. Zum ersten Mal überhaupt treffen die Lilien auswärts auf Dynamo Dresden, man könnte fast meinen, die beiden Vereine seien in den letzten Jahren immer vor einander weggelaufen. Es gibt in den Profiligen nur ganz wenige Vereine, mit denen der SV 98 ansonsten so wenig „Geschichte“ hat…
Eine Geschichte des Sich-aus-dem-Weg-Gehens
Gut, kann man sagen, die Lilien waren ja auch kurz nach der „Wende“ in der sportlichen Versenkung verschwunden, als Dynamo Dresden noch als stolzer Vertreter des Ost-Fußballs die Bundesliga aufmischte. Doch zwei Jahre nach unserem Abstieg 1993 erwischte es – gebeutelt von Misswirtschaft und internen Problemen – auch den Club aus Sachsen, der sogar durch Lizenzentzug in die drittklassige Regionalliga Nordost abstürzte, während wir in der Regionalliga Süd spielten. Ein Fall, der ähnlich wie bei uns lange Nachwehen hatte und den Club zwischen der 3. und sogar zum Teil 4. Spielklasse pendeln ließ. Daran änderte auch nichts ein zweijähriges Intermezzo in der 2. Bundesliga zwischen 2004 und 2006, kurz vor dem „Sommermärchen“ (das in Leipzig Station machte – nicht in Dresden)…
Fünf Jahre später, im Frühling 2011 wurde sowohl in Darmstadt als auch in „Elbflorenz“ gefeiert: Wir kamen zurück auf die deutschlandweite Fußball-Landkarte und waren zurück in Liga 3, Dresden nahm in der Relegation gegen den VfL Osnabrück den Ausgang nach oben und war zurück in der 2. Bundesliga. Als die Lilien 2014 selbst an das Tor zur 2. Bundesliga klopften und nach dem letzten Spieltag als Relegationsteilnehmer feststanden, kam es tags darauf zum Showdown zwischen Dresden und Bielefeld um Platz 16 in der 2. Liga – und damit der Entscheidung, wer unser Gegner werden würde. Bielefeld setzte sich bekanntlich durch – und damit war es wieder nichts mit einem Duell gegen Dresden. Elton da Costas Treffer ließ am Ende Dresden und Darmstadt die Ligen tauschen.
Zwei Jahre später wurde wieder in Dresden und Darmstadt gefeiert. Dresden feierte die Rückkehr in die 2. Liga, wir den Klassenerhalt in der Bundesliga – somit war es also auch in der Saison 2016/17 nichts mit einem Duell… Durch unseren Abstieg aus der Bundesliag ist es nun in dieser Spielzeit endlich soweit.
Emotionale Achterbahn am achten Spieltag
Das Hinspiel am Bölle war schon kurios. Zwei Lilientore kurz vor Schluss retteten noch einen Zähler, Ex-Dresdner Tobias Kempe schnürte einen Doppelpack, Ex-Leipziger Terrence Boyd traf – und für Dresden Manuel Konrad dreifach, jeweils nach ruhenden Bällen, der lange Jahre wenige Kilometer nördlich von Darmstadt beim FSV Frankfurt die Fußballschuhe schnürte. Die Vorzeichen haben sich im Vergleich zum Hinspiel nur für uns extrem verändert. Damals wie heute lag Dresden auf dem 12. Tabellenplatz – aber die Lilien stürzten von Platz 3 auf 17 ab.
Der Wendepunkt?
Der Punktgewinn gegen Heidenheim nach erneutem Rückstand und frühem Platzverweis hat in Darmstadt wieder den Funken der Hoffnung genährt. Die Mannschaft konnte in der 2. Halbzeit den Beweis erbringen, dass sie fähig und willig ist, alles Nötige für den Klassenerhalt zu investieren. Das haben auch die Menschen auf den Rängen zur Kenntnis genommen und dementsprechend lautstark war die Unterstützung. Diese Unterstützung wird die Mannschaft auch von den rund tausend Fans erfahren, die den Weg in die sächsische Landeshauptstadt auf sich nehmen. Gegen diesen Gegner wird lautstarker Support auch bitter nötig sein…
WE FIGHT TOGETHER – BOYS IN BLUE!!!
Dynamo Dresden, ein Verein mit einer Fanszene, die einen Ruf wie Donnerhall besitzt. Leidenschaft, die sich auch in Grenzbereiche bewegt. Doch auch dort können wir bestehen: Mit kühlem Kopf und einem ebenso leidenschaftlichen Auftritt auf dem Platz und auf den Rängen. Nicht nur morgen, sondern in allen 10 verbleibenden Ligaspielen…
Autor: Markus Sotirianos