Im Vorfeld hatte der SV Darmstadt 98 sich richtig ins Zeug gelegt, für das DFB-Pokal-Spiel zu werben. Klar, für Trainer und Mannschaft sollte es ein „absolutes Highlight“ in besonderer Fluchtlicht-Atmosphäre werden. Der KSC schien darüber hinaus als ernsthafter, aber doch eigentlich „machbarer“ Gegner ideal, um endlich mal wieder das Achtelfinale zu erreichen. Da der Ticketverkauf trotz allem – vielleicht gerade wegen der mit 20:45 Uhr sehr späten Anstoßzeit – dennoch etwas schleppend lief, wurde der Verein auch abseits der sportlichen Abteilung kreativ und lud die Fans zum Träumen ein: Bei Erreichen des DFB-Pokal-Finales sollten jene Fans bevorzugt mit einem Ticket versorgt werden, die schon bei der zweiten Runde gegen den KSC dabei waren. Wem das noch zu abstrakt war, dem unterbreitete Pressesprecher Jan Bergholz ein weiteres Argument: All diejenigen, die schon immer mal auf die neue Gegengerade (oder überhaupt auf die Gegengerade wollten), hätten jetzt die lang ersehnte quasi einmalige Gelegenheit…
Umkämpftes Duell: Darmstadts Dursun und Karlsruhes Gordon.
So war das Stadion am Dienstagabend zwar nicht richtig voll, aber immerhin einigermaßen gut gefüllt. Zu Spielbeginn wurde die Südtribüne mit genehmigtem Jugendfeuerwerk in Szene gesetzt und sogleich legten beide Teams engagiert los. Die Stimmung auf den Rängen war auch prächtig, die Karlsruher Fans lautstark vertreten. Nachdem aus dem anfänglichen Schlagabtausch keine Tore oder wenigstens Torchancen resultierten, besannen sich sowohl die 98er als auch der KSC auf die Defensive. Der Rest der Partie ist schnell erzählt: Das fußballerische Niveau war sehr überschaubar… Wohl aus Angst, Fehler zu machen, machten beide Seiten Fehler. Und möglicherweise aus Angst vor Kontern reduzierten beide Teams ihre Angriffsbemühungen auf ein Minimum.
Der Ball will nicht über die Karlsruher Linie. Entweder ist ein Fuß dazwischen…
Dabei hatten die Lilien mehr Ballbesitz und wirkten etwas ballsicherer, kamen aber während des ganzen Spiels ungefähr zu einer Chance, die diesen Namen verdient. Der KSC schien sich seiner limitierten Möglichkeiten bewusst zu sein und beschränkte sich auf’s Verteidigen und die wenigen Standardsituationen. Und als sich die meisten schon auf eine Verlängerung einstellten am winterkalten Bölle, tja, da fiel das Tor dann leider auf der falschen Seite.
…oder Torwart Gersbeck…
Fünf Minuten vor Schluss ein – auch finanziell – wichtiges Spiel zu verlieren, zumal gegen einen Gegner, gegen den man wenige Wochen zuvor trotz des Unentschiedens ein recht dominantes Spiel zeigen konnte, ist natürlich sehr ärgerlich. Es bleibt zu hoffen, dass die Lilien den Schwung der beiden Liga-Siege bei St. Pauli und gegen Aue jetzt nicht verlieren. Zumindest können sie sich jetzt auf die Liga konzentrieren… Die SpVgg Greuther Fürth steht mit einem Punkt mehr und ebenfalls elf erzielten Treffern auf dem siebten Tabellenplatz, perspektivisch – wie mal wieder die halbe Liga – auch allerdings eher im Abstiegskampf. So bleibt zu hoffen, dass die gute Abwehrleistung weiter hält und auch die Offensive wieder mehr Lösungen findet. Ungefähr so wie in den ersten Spielen der Saison. Träumen sollte schließlich auch abseits des DFB-Pokals erlaubt sein…
…oder ein Abwehr-Kopf…
Autorin: Iris Gönsch