Es gibt solche Tage, da passt einfach sehr vieles und man wird sich gerne an sie erinnern. Merkwürdige Worte für den Tag, an dem wir der 1. Bundesliga „Lebewohl“ sagen mussten. Aber wir haben in Mönchengladbach eine Abschieds-Party gefeiert, die wohl in der Bundesliga-Geschichte ihresgleichen sucht…
Vorm Spiel
Schon auf dem Busparkplatz ging es los. Super Wetter und hunderte verrückte Lilienfans, die trotz des schon seit zwei Wochen feststehenden Abstiegs nochmal so richtig Bock auf Bundesliga hatten. Dann im Bus der Lilienfilm „90Minuten98“ – bei den Sequenzen aus Bielefeld und gegen St. Pauli mit extrem viel Pipi in den Augen beim Großteil der Bus-Insassen… Nette bekannte Gesichter bei der Ankunft am Stadion.
Zum Spiel
Klar, Mönchengladbach war als noch möglicher Europa-League-Teilnehmer spielerisch besser – allerdings nur dann, wenn Hamit Altintop nicht am Ball war… Dieser Mann hat unserer Mannschaft seit der Winterpause sooo gut getan, hoffentlich gibt es wieder ein Wunder und er bleibt DA! Außerdem stand Daniel Heuer Fernandes mehreren guten Versuchen der Heimelf im Weg. Torlos ging’s in die Halbzeitpause – und die zweite Hälfte sollte nochmal eine Fülle an Emotionen auf und neben dem Platz bereit halten. Kurz nach dem 1:0 für die Borussia kam Sven Schipplock in die Partie, und der sorgte in ungewollter Co-Produktion mit Antonio Colak für den Ausgleich. Ball verpasst, Bein noch oben, unfreiwilliger Kopfball von „Toni“ an selbiges und von dort schummelt sich der Ball am verdutzten Yann Sommer vorbei in die Maschen. Tja: Schipplock’s on fire! Sah natürlich auch der gesamte Gästeblock so und teilte das den übrigen Stadionbesuchern in den folgenden Minuten lautstark mit, nur mal kurz unterbrochen vom 2:1 durch Raffael. Egal – Schipplock’s trotzdem on fire! So ca. 10 Minuten vor Abpfiff kam dann die große Wehmut in mir hoch. Markus, merk Dir diesen Moment gut, Du kannst ja nicht in die Zukunft gucken – vielleicht bist Du in gut einem Jahr wieder hier, vielleicht waren das die letzten Erstliga-Minuten für viele Jahrzehnte. Die 98 Gedanken aus dem Vorbericht kamen kurz wieder hoch, bis sich dann ein weiterer Wechsel anbahnte: Silas Zehnder für Jerôme Gondorf. Ein Generationenwechsel. Das Ende einer Ära und vielleicht der Beginn einer schönen Karriere. Danke, JeGo, nicht nur für die Hütte in Bielefeld, sondern für alle Deine weit über 100 Spiele im blau-weißen Trikot. Und dass Silas dann im Getümmel in der 90. Minute da mit vorne war, als der Ball bei Heller landete, der ihn kompromisslos in die Maschen drosch, war dann auch irgendwie bezeichnend. Heller. Auch bei ihm schließt sich ein Kreis: Erstes und letztes Erstliga-Tor der fußballerischen Neuzeit. Kurz darauf war Schluss, Auswärtspunkt! Wer in Gladbach war, hat schon mal ein Viertel aller Auswärtspunkte und -tore dieser Saison erlebt. Hat sich gelohnt!
Nachm Spiel
Was dann in der folgenden ca. Dreiviertelstunde im Block passierte, lässt sich kaum mit Worten beschreiben. Da steigt ein Team mit 12 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz ab und wird gefeiert. Einzelne Spieler werden gefeiert, das Trainerteam wird gefeiert, Tim wird gefeiert (DAnke für all die Jahre mit all dem großen Einsatz!), der Verein wird gefeiert. Mit Stil verabschiedet, noch einmal den Höhepunkt in vollen Zügen eingesogen. Wenn man schon gehen muss, dann soll man es bis zum letzten Moment genießen. Ich stand da noch lange unter dem Überhang des Oberrangs im Unterrang, entrückt, das Treiben auf dem Rasen und im Block beobachtend. Ob ich so schnell wie möglich wieder in die Bundesliga will? Ach… Weiß nicht… Ich will, dass die nächste Saison einfach so schnell wie möglich losgeht…! SVD – Du mein Verein…
Autor: Markus Sotirianos