AUF DER SUCHE NACH DEN WORTEN
Ja, ihr lest tatsächlich richtig – der Wuschel, dem keiner so wirklich glaubt, dass er eigentlich eher schüchtern ist, sich in großen Mengen fremder Personen gar nicht wirklich wohl fühlt, etc. weil er eben – zumindest so wie ihr ihn zu kennen glaubt – nie um Worte verlegen ist, fehlen die Worte. Zumindest die richtigen. Es ist eigentlich wie so oft bei solchen Berichten. Du weißt, dass du das Ding schreiben sollst, hast teilweise schon vor dem Spieltext-Bausteine und gar die Überschrift im Kopf, und dann – ja dann kommt alles irgendwie anders!
Schon im Vorfeld war über das Derby ja – neben dem Spielbericht auf unserer Seite – schon so einiges geschrieben und vor allem in alle Richtungen spekuliert worden
- Kommt Frankfurt vor bzw. nach dem Spiel in die Stadt?
- Bleibt es ruhig?
- Haben „die“ ihre „Chaoten“ im Griff?
- Wächst die Mannschaft bis dahin zusammen?
- Gibt es einen anderen Auftritt als in Köln?
Gefühlt jeder hatte für sich oder an andere rund um dieses Spiel tausend Fragen und egal, über was diskutiert wurde – waren an dem jeweiligen Tag zur jeweiligen Zeit in dieser Diskussion noch andere Fußball-Leute zugegen, so kam das Thema irgendwie zwangsläufig auf das Derby! Und dann war er da, der „große Tag“, der ja eigentlich nur ein ganz normaler recht warmer Tag in einem sich als generell angenehm gestaltenden Spätsommer war. Wenn – ja wenn, da eben nicht Derby gewesen wäre!
DAS ALLERERSTE DERBY
Das erste Derby nach etwas über 35 Jahren am Bölle, zu dem Gästefans in den Gästeblock durften. Denn wir erinnern uns, im April, also beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams, welches ebenfalls am heimischen Bölle stattfand, da durften keine Gästefans mit. Und ein Derby ohne Fans auf beiden Seiten ist zwar ein Fußballspiel über 90 oder auch mal mehr Minuten, aber eben irgendwie auch wie Supp ohne Salz!
Über den Sinn von Kollektivstrafen – also den Zustand, wenn zum Beispiel ein Heimspiel vor Geisterkulisse ausgetragen werden muss, weil von den bspw. 24.578, die das Stadion fasst, in einem 1000 Personen umfassenden Block 25… – möchte ich jetzt und an der Stelle eigentlich gar nicht weiter schreiben. Denn dann wird es eventuell abendfüllend – und ich weiß echt nicht, ob ihr so viel Zeit habt. Zurück also zum letzten Samstag, 10. September, Derby-Tag.
Morgens um kurz nach 10 war der Schreiber dieser Zeilen am Lui und ich muss ganz ehrlich sagen, das ist eigentlich wieder einer dieser Momente, an dem mir die Worte fehlen – zumindest in meinen Augen die richtigen.
DER SUPPORT DER FANS
Ganz ehrlich – Darmstadt – was war das? Muss man zu so einem Treffpunkt erst Achterbahn, Hüpfburg und Kettenkarussell aufstellen, 3 Liter Freibier für jeden spendieren, 18 Spanferkel auf den Grill werfen und ein veganes Buffet aufbauen und aus jedem musikalischen Genre drei Top-Acts kommen lassen, um euch auf die Gass zu bringen?
Klar, jeder hat unterschiedliche Ansichten von „Support“ und dem Einen reicht es eben nur seinen Eintritt zu zahlen, 10 Minuten vor Anpfiff den Platz im Stadion einzunehmen, eine Wurst zu essen, ein Bier zu trinken, während die Andere dazu noch mindestens zehnmal „Lilie, Allez les Bleus“ und dreimal „SVD“ skandieren muss, und der wiederum Nächste sieht für sich nur die Lösung komplett durchzusingen und mindestens, wenn nicht komplett, heiser aus dem Spiel zu gehen.
Aber Support ist – oder kann auch sein – an einem solchen Tag mal Präsenz zu zeigen, und das war recht dürftig. Aber war halt auch kein Klassenerhalt auf dem Karoplatz oder ein Auflauf im Tunnel zu einem Zeitpunkt, an dem die AuswärtsfahrerInnen noch in der Stadt sind.
Kann natürlich auch sein, das es um halb eins – als ich wegen Dienst im Stadion schon aufgebrochen war – dann schlagartig mehr wurde. Egal, ab in die Bahn, hochgefahren, rein ins Stadion und dann in den Innenraum, um dann vor der GG erst mal beim Zaunfahnen-Puzzle zu helfen. Warmer Tag, gute Stimmung, tolle Gespräche. Kurz vor drei dann rüber in „meinen“ Block, Leute begrüßen, Platz einnehmen, los geht´s. Mein Gefühl ging von „das gibt ne Klatsche“ bis hin zu „wir sind die Lilien, die kämpfen und siegen – heut ist wieder alles für uns drin“.
Tja, und auch wenn überall in den Foren und sich als relevant empfindenden Gruppen zu lesen ist, wie schlecht die Leistung gewesen sei, so habe ich doch einen anderen Auftritt gesehen als in Köln. Es wurde mehr gekämpft und füreinander gelaufen – wofür die 55% gewonnenen Ball-Duelle und 61% gewonnene Luftzweikämpfe ja sprechen dürften.
Doch das wird alles überschattet von dem Moment, wo ich mit Tränen in den Augen und zitternd auf meinem Platz stehe. Der Moment, der mir zeigt, wie nebensächlich und egal das Spiel mit dem Ball da unten auf der grünen Wiese immer wieder sein und werden kann. Der Moment, wenn ein Fanblock zeigt, wie menschlich er ist und alles aufhört zu singen, weil da im A-Block der Notarzt ist. Rettungseinsatz, Ungewissheit, Scheißgefühl. Erleichterung als es heißt, er sei stabil und es ginge im gut! Leider dann aber… Ruhe in Frieden.
DIE LETZTEN MINUTEN
Das Spiel läuft weiter und der Support läuft nach der zunächst positiven Meldung weiter. Aber wenn ich ehrlich bin – etwas an mir vorbei. So kam es dann auch, wie es vermutlich kommen musste – Sandros unabsichtliches Siegtor habe ich leider nicht gesehen, da ich da schon wegen der geplanten Spendensammlung für die vor dem Spiel durchgeführte Choreo auf dem Dach des Containers saß.
Dadurch bekam ich aber – ebenso wie kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit die beiden Bengalos und die Leuchtraketen vor dem Spiel, weil ich zum einen Zeitpunkt draußen war um was zu erledigen und zum anderen Zeitpunkt aufs Spielfeld und nicht in die Nordkurve geschaut habe – auch die beiden Rauchtöpfe nicht mit.
Warum ich das hier jetzt noch schreibe und betone? Nun, habe ich vorhin kurz einen Punkt in einer möglicherweise endlosen Diskussion um Kollektivstrafen angerissen, so könnte jetzt wieder eine ins Unermessliche gehende Diskussion über Verallgemeinerung und Differenzierung folgen!
Ja, Leuchtspur in Menschenmengen ist absolut gefährlich, nimmt schwere Verletzungen und eventuell auch das Auslösen von Panik und somit unkontrollierte Menschenmengen in Kauf – aber das mit allem anderen, was raucht und leuchtet in einen Topf zu werfen, das Ganze noch mit einer Choreografie zu vermengen und alle irgendwie jüngeren und in den eigenen Augen ultra-affinen Menschen im Stadion unter den Generalverdacht des „Gewaltbereiten Hardcore-Fan Chaoten“ zu stellen scheint mir auch ebenso wenig wirklich zielführend wie gerecht.
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