#FCNSVD | 3 Punkte im Weggla!

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Eins vorneweg: Ich hatte richtig Bock auf das Spiel beim Glubb! Schon vor Weihnachten stand für mich fest: „Nürnberg, da fährste auf jeden Fall hin!“ Das hatte mehrere Gründe, wie beispielsweise das aus der Zeit gefallene Max-Morlock-Stadion, das Duell auf den Rängen mit einer der stimmungsvollsten Fankurven in der 2. Liga und nicht zuletzt das historische Verhältnis zwischen unseren Lilien und den Glubberern. Mit den Siegen in Dresden und gegen Sandhausen im Rücken stieg die Vorfreude meinerseits nochmal ein wenig in die Höhe und damit war ich scheinbar nicht allein…

Bereits auf dem Weg Richtung Bölle kam mir ein voller FuFa-Bus entgegen, der FCBW startete kurz darauf, während ich mit einem der drei Busse aus der aktiven Fanszene etwas später in Richtung Franken aufbrach. Die Stimmung schon morgens gelöst und locker. Bei den ersten Bieren wurde über Spiel und Gegner, sowie sonstige Dinge gelabert und – schwups – stieg man schon an der Nürnberger Messe aus und machte sich unter strenger Polizei-Begleitung auf den Weg zum Gästeblock. Dort angekommen führte der Weg ohne weitere Vorkommnisse direkt ins achteckige Stadion, welches mit seiner Laufbahn zwar nicht gerade für gute Sicht steht, allerdings doch noch ein echtes Unikat im bundesdeutschen Stadien-Einheitsbrei darstellt. Ich mag sowas ja und beobachtete dementsprechend gespannt das Treiben um mich herum.

Rund 1.200 Heiner hatte es nach Nürnberg verschlagen. Diese verteilten sich in den beiden Stehblöcken für meinen Geschmack zwar etwas zu sehr, was aber bei der mangelhaften Sicht aufs Spielfeld auch irgendwo verständlich ist. Da wollten eben alle einen optimalen Platz für sich ergattern. Dies ging dann zwar etwas zu Lasten der Stimmung, doch richtig leise waren wir jetzt auch nicht. Etwas nervig finde ich die geschlossenen Stehreihen, die keine große Bewegungsfreiheit erlauben. Dafür muss der FCN wahrscheinlich nicht umbauen, wenn hier das nächste Mal europäisch gespielt wird. Mal sehen, wann es soweit ist… Vor dem Spiel gab es dann eine Schweigeminute für die Opfer des rechten Terroranschlags in Hanau. Diese wurde vom gesamten Stadion ohne Zwischenrufe mitgetragen, was ja scheinbar nicht in allen Stadien an diesem Wochenende der Fall war. Die Lilienfans zeigten dazu ein Spruchband mit der klaren Botschaft: „Stay strong Hanau! Fight Fascism!“ Ich bin froh, Teil einer Fangemeinde zu sein, die sich so klar positioniert, auch wenn dies in der aktuellen, politischen Situation eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, die nicht extra hervor gehoben werden muss.

Doch nun rein ins Spiel. Unsere Lilien-Elf wie zu erwarten nur auf der Position vom gesperrten Immanuel Höhn verändert. Für ihn rückte die Unioner Leihgabe Nicolai Rapp ins Spiel und machte seine Sache recht ordentlich. Allgemein gingen die Lilien in der Anfangsviertelstunde engagiert zu Werke und erarbeiteten sich gegen die zuletzt formstarken Franken um Ex-Lilie Hanno Behrens erste Feldvorteile. Der Bruch im Spiel war dann eine Verletzung auf Heimseite, als Mavropanos nach einem Zusammenprall mit Dursun vom Feld musste. Anstatt die kurze Umsortierung in der Nürnberger Hintermannschaft zu nutzen, kam nun der Club immer stärker ins Spiel. Gerade der gefährliche Frey (mit dem ich übrigens einige Anekdoten in seinen Zeiten als Young Boys-Spieler verbinde) brachte unsere Abwehr immer wieder ins Wackeln. Der Druck stieg an und schließlich landete eine Faustabwehr von Schuhen vor den Schuhen von Dovedan, der eiskalt versenkte. Schei..! Meine Auswärtsbilanz diese Saison schien eine weiterhin eher schlechte zu bleiben. Mit drei Nürnberger Würstchen im Brötchen („3 im Weggla“) wurde sich nun also auf den Kraftakt in der zweiten Hälfte vorbereitet. Vielleicht wären ja auch 3 Punkte „im Weggla“ noch für uns drin.

Wie kraftraubend diese dann werden sollte, konnte ich da noch nicht erahnen. Während sich die mitgereisten Lilienfans im Gästeblock etwas kompakter postierten und dadurch auch die Stimmung einen neuen Drive bekam, wurde das Spiel auf dem Rasen eher gemächlich angegangen. Die Nürnberger hatten das Ding eigentlich weitgehend unter Kontrolle, da flankte Yannick Stark schön in die Mitte, der Ball wurde abgefälscht und fiel Dursun vor die Flinte. Dieser war nur noch durch ein Foul zu stoppen und holte den berechtigten Elfmeter heraus. Bevor Tobi Kempe diesen unter unserem lauten Jubel verwandeln konnte, griff der VAR noch ein und sorgte für einen nachträglichen Platzverweis für FCN-Spieler Sörensen. Mal abgesehen davon, dass wir 98er noch nie in Überzahl eine gute Figur abgegeben haben, war im Stadion mal wieder völlig unklar, weshalb jetzt nochmal eingegriffen wurde. Der Eingriff des VAR sorgte erneut für erhitzte Gemüter auf beiden Seiten und so schallten laute Gesänge gegen diese Fußball-Neuerung durch das Achteck. Dazu zeigten beide Kurven Banner, die sich für die Abschaffung des Video-Assistent-Referees aussprachen.

Die Rote Karte war dann der viel zitierte Knackpunkt im Spiel. Die Lilien kickten nun um den Strafraum der Nürnberger herum, ohne zu wirklich zwingenden Torchancen zu kommen. Ein Entlastungsangriff über Frey sorgte für die dicke Möglichkeit für Rot-Schwarz wieder in Front zu gehen, doch Frey vergab, nachdem Schuhen schon geschlagen war und wäre ohnehin vermutlich im Abseits gewesen. So ging das Handball-Spiel der Lilien mit der Suche nach der Lücke weiter, bis Dario Dumic es zu bunt wurde und in besagte Lücke einfach mal rein zimmerte. Das Ding schlug hinter unserem ehemaligen Schlussmann Christian Mathenia in der 89. Minute ein und wir im Gästeblock drehten nun völlig ab! Wer hätte das hier noch für möglich gehalten? Und das auch noch in Überzahl… – irre! Die letzten fünf Minuten brachte man unter Freudengesängen gut über die Bühne und damit stand der erste Erfolg einer Lilien-Elf gegen eine 1. Mannschaft des FCN auf Nürnberger Boden fest. Nicht unerwähnt hierbei sollte der damalige Auswärtssieg an gleicher Stelle gegen die 2. Mannschaft des Glubbs bleiben, den damals nur eine sehr ausgewählte Anzahl an Heiner bejubeln konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Dario wurde noch von Fans und Mannschaft ordentlich gefeiert, ehe wir uns mit einem lauten „Hier! Regiert! Der SVD!“ aus dem Stadion verabschiedeten. Übrigens läuft hier der Vertrag für die Namensrechte bald aus, weshalb die Nordkurve ein großes Banner mit der Forderung „Max-Morlock-Stadion für immer“ präsentierten und sich auch der Lilien-Anhang per Spruchband solidarisch zeigte. Besondere Stadien verdienen auch besondere und identitätsstiftende Namen und sind keine Werbeträger für immer wechselnde Firmen.

Die Rückfahrt verlief gut gelaunt, wobei mir aufgrund der Aufregungen des intensiven Spiels, dann doch irgendwann die Augen zu fielen und ich im schönen Darmstadt wieder erwachte. Ausgestattet mit der Erkenntnis, dass Nürnberg tatsächlich wieder eine Reise wert war.

Autor: Tim

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