#D98BOC | Die Woche hat 90 Minuten – wirre Gedanken eines alten Mannes

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Vor etwas über drei Jahren gab es einmal eine Zeit, wie es sie im Leben eines Menschen wohl ab und an mal zu geben scheint. Eine Zeit, in der es Dir – aus welchen Gründen auch immer – nicht ganz so gut geht, und wo sich nicht nur zeigt, auf wen Du Dich absolut verlassen kannst und wer an Dich denkt und für Dich da ist. Die Zeit, in der Dir Menschen, Freunde, Bekannte Worte senden und Dir damit viel Kraft geben für das, was vor Dir legt. In diesen Worten erfährst Du aber auch ab und an, was für diese Menschen in Dir steckt und wie sie Dich sehen, z.B., dass Du derjenige bist, der auch ab und an mal Dinge sagt, die das Gegenüber vielleicht nicht so hören will. Derjenige, der dann auch mal den verbalen Finger in Wunden legt…

Schon nach kurzer Zeit war ich „fit genug, um zumindest selbst antworten zu können“, oder – wie eine andere gute Freundin schrieb – „fit genuch, um schon widder bleede Anndworrde zu gewwe…“

Aber was hat das Ganze denn nun mit dem gestrigen Heimspiel unserer Lilien zu tun? Dem Spiel, in dem nicht nur Dimi Grammozis auf seinen alten Club traf, dem Spiel, wo sich der – vor dem Spiel – 10. der Tabelle beim 12. einfand, um um Punkte zu kämpfen. Dem Spiel, wo sich die Lilien mit einem Sieg bei noch vier ausstehenden Spielen eventuell…

Sonntag. Ostern, aber Du brichst nicht auf, um bei Frau Mutter zum Fisch, Dich mit Herren Bruder und Frau Schwägerin zum Lamm, oder sonstwas Leckerem… Nee, Deine Woche hat 90 Minuten – so steht es auf der Theke im FP, so steht es für Dich ein Stück weit als Leitbild (noch nicht) auf Deiner Haut. Was Du alles tust und wie das Spiel mit dem Ball, wie dieser Verein auch unter der Woche zu deinem Leben gehören – das musst Du nicht jedem erzählen, das musst Du nicht betonen. Denn niemand muss sich erklären, sich profilieren… Du jedenfalls bist auf dem Weg zum Heimspiel, stellst die Bohne irgendwo im Schatten ab, läufst zur Hütte, triffst die Gazelle – Deinen Bruder im Geiste – sagst dem Pubertier „Hallo“, triffst Omma und bist dann irgendwann drin. Innenraum, beim Fahnenhängen helfen, Leute begrüßen, kleiner Schnack mit dem Papa, Schnack mit dem Sänger, mit Leuten, die noch an den letzten Zügen der Choreo sind. Zwischendurch mal raus, Shirt übergeben, mal raus, um ein Ticket zu überreichen. Der junge Mann schaff(i)t es aber auch immer und immer wieder zur besten Sendezeit ins Stadion.

Und dann geht das los. Mit einem Novum. Zwei Choreos, davon eine auf der Südtribüne. Und eine weitere – zum ersten Mal, seit ich mich erinnere – auf der Nord. Hier selbstgebastelt unter der Woche von Leuten, für die das zu den 90 Minuten gehört, die ihre Woche hat und da – weiß ich es nicht und werde mir von daher eine weitere Wertung verbieten…

Das Spiel beginnt, Du bleibst noch im Innenraum, siehst die ersten Minuten von da und siehst auch die ersten Chancen für Dein Team. Gehst rein auf die Süd zu Deinen Leuten, das Spiel flaut ab, wirklich stark sind die Jungs mit der Lilie auf der Brust heute nicht. Aber der Gegner aus Bochum eben auch nicht. Was (am Bölle) bleibt, ist am Ende ein gewonnener und auch Dich mal ein Stück weit zufriedenstellender Punkt.

Banner einholen, abklatschen – sich da dummerweise von dem Medium ablichten lassen, in dem man am wenigsten selbst erscheinen möchte, mit dem Bennsemer was essen gehen, ab nach Hause.

Ich werde mich zwar nicht aus dem Fenster lehnen, aber schlafen kann ich sicherlich recht ruhig…

Autor: Wuschel
Fotos: Claus Krentscher / Potato Creations

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