#KOED98 | Interview mit Monika

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Monika Sänger ist seit 30 Jahren Fan des 1. FC Köln und in vielen Bereichen des Vereins aktiv und nah dran. Als Vertreterin für Köln in der Interessensgemeinschaft „Unsere Kurve“ ist sie zudem auch bundesweit aktiv. Wir sprachen mit ihr über die aktuelle Lage in Köln, aber auch über die Perspektiven – und kölsche Musik.

FuFa: Hallo Monika, wenn man auf die Tabelle schaut, müsste in Köln ja gerade eitel Sonnenschein herrschen. Bei diesem großen Vorsprung: Zählt Ihr schon die Stunden, bis Ihr wieder zurück in der 1. Liga seid?

Monika Sänger: Tja, weit gefehlt… Tabellenführer zu sein ist natürlich schön – und aus Sicht anderer Fans mag es „Jammern auf hohem Niveau“ sein, wenn wir nicht zufrieden sind. Wenn man sich aber die Spiele zuletzt anschaut, allen voran das Letzte in Dresden, sieht man schon, dass wir gravierende Probleme haben. Die Abwehr hat sich dort desolat präsentiert, wir hatten ein schwaches Zweikampfverhalten. Das Spiel ist manchmal richtig lahm und viele von uns fragen sich dann, warum wir eigentlich da oben stehen. Wenn wir mit diesen Schwächen Spitzenreiter sind, zeigt das die Leistungslücke zwischen 2. und 1. Bundesliga – wir haben einfach Sorge, dass wir so nächste Saison schlicht untergehen.

Man kennt ja die Medienlandschaft in Köln, aber im Moment scheint es ja besonders zu rumoren, dass Dinge überkochen – wie etwa der Wirbel um Dominick Drexler. Was ist derzeit das Kernproblem bzw. der größte Stimmungskiller?

Es gibt im Verein insgesamt gerade viel Unruhe. Das Verhältnis zwischen Fans und Präsidium ist schwierig, das dokumentiert die Südkurve ja auch deutlich. Dazu kommt jetzt auch die sportliche Durststrecke. Eigentlich finde ich es nicht gut, wenn man so gegeneinander schießt, aber andererseits bin ich froh, dass endlich mal einer den Mund aufmacht. Sonst wird gerne alles schöngeredet – yeah, wir sind doch Tabellenführer… Die Medien haben in Köln – leider – immer Wind, und wenn sie nichts finden, dann machen sie selbst was. Es war mal eine Zeit lang richtig ruhig, da hat sich jeder gewundert und gefragt, was denn da plötzlich los ist – jetzt ist eigentlich alles wieder beim Alten, vielleicht sogar noch schlimmer…

Macht man sich in Köln ernsthaft Sorgen um den Aufstieg und wie blickt Ihr auf das Duell mit Darmstadt – schließlich haben wir ja mit dem Auswärtssieg bei dem anderen „Großclub“ in der Liga ein unerwartetes Ausrufezeichen setzen können…?

Ob Darmstadt im Vergleich zu anderen Gegnern besonders betrachtet wird, weiß ich nicht, die Gefahr, dass man vermeintliche Außenseiter unterschätzt, ist natürlich immer da. Ich jedenfalls nehme die Partie und die Lilien sehr ernst, bin da aber vielleicht nicht so repräsentativ. Den Aufstieg sehe ich persönlich nicht mehr in Gefahr, aber nicht, weil der 1. FC Köln so super-souverän ist, sondern weil ich die 2. Bundesliga insgesamt für so schwach halte, dass man uns dabei „hilft“ aufzusteigen. Damit meine ich eher die Konkurrenten im oberen Tabellendrittel und weniger Euch. Am Freitag kann alles passieren: Wir können an die desolaten Auftritte der letzten Zeit anknüpfen, aber auch ein richtig gutes Spiel machen. Es ist nicht vorhersehbar, und das ist das eigentliche Problem – die fehlende Beständigkeit.

Welche Themen außerhalb des sportlichen Bereichs sind denn in Köln derzeit akut?

Auf der Mitgliederversammlung im kommenden September wird ein neuer Vorstand gewählt. Werner Spinner ist gerade als Präsident zurückgetreten, der Vorsitzende des Mitgliederrates ist bis dahin zunächst einmal nachgerückt. Dadurch ist im Umfeld natürlich Unruhe: Die Medien spekulieren, der Mitgliederrat ist damit beschäftigt, Kandidaten für die anstehenden Wahlen zu finden. Die Zukunft der übrigen Präsidiumsmitglieder ist unklar, weil sie sich nicht vor Saisonende äußern wollen. Als Fan ist es schwer zu beurteilen, was von dem Vielen, was erzählt wird, stimmt – und was nicht.

Wo können die Darmstädter nach dem Spiel entweder mit Euch den fast sicheren Aufstieg feiern – oder unseren Klassenerhalt, weil wir dann bei Euch gewonnen haben?

Oh, ich bin nach dem Spiel selten irgendwo unterwegs. Wenn, dann gehe ich in die „Playa“ auf der Südseite des Stadions, da kann man sich auch als Gästefan blicken lassen, wenn man sich benimmt. Ansonsten ist natürlich in der Altstadt viel los, auch was Gäste angeht. Die großen Brauhäuser am Dom zeigen dann auch noch weiter Fußball am Abend, da sind normalerweise auch immer viele Gästefans, ist ja auch in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof für die Abreise.

Alle Menschen mit Außensicht auf Köln kennen vermeintlich kölsche Gassenhauer. Magst Du die oder gehen sie Dir auf die Nerven? Was ist für Dich vielleicht das emotionalste Lied, das Du mit Köln verbindest?

Grundsätzlich geht mir als gebürtige Kölnerin die kölsche Musik nicht auf die Nerven. Es ist die Musik meiner Heimatstadt. Für mich ist das auch keine „Karnevalsmusik“, auch wenn das von außen oft so dargestellt wird. Natürlich gibt es Lieder, die ich einfach nicht mehr hören kann – und das sind meistens die Lieder, die man bundesweit als DAS darstellt, was jetzt der „super-kölsche Song“ ist. Das sind die Lieder, die einen hochdeutschen Text haben, da muss man eigentlich schon merken, dass das kein „super-kölscher Song“ ist, sonst wäre er nämlich auf kölsch. „Viva Colonia“ zum Beispiel kann ich nicht mehr hören, finde ich ganz grausam. Es gibt unfassbar viele emotionale Lieder, eigentlich kann ich mich da nicht wirklich festlegen. Oft gesungen und sehr emotional ist „En unserem Veedel“, kölscher Text und sehr alt. Über die Lieder könnte ich abendfüllend erzählen, nein besser, sie Dir zeigen, und erklären, welche Geschichten sie transportieren. Es gibt kölsche Musik, die bezieht sich mehr aufs Feiern, eher so die klassische Party-Musik, aber die meiste kölsche Musik hat einen tiefen Hintergrund, erzählen Stadtgeschichte oder haben politische Themen. Es ist schade, dass „kölsche Musik“ von außen so oft reduziert wird. Ach so, und unsere Torhymne mögen die Gegner naturgemäß auch nicht, für uns ist sie natürlich der Hit…

Bei den letzten beiden Auftritten in Köln ist Marcel Risse zum „Lilien-Schreck“ mutiert, traf beim 4:1 kurz vor Saisonende 15/16 doppelt und zum Saisonstart 16/17 beim 2:0 direkt nach elf Minuten. Sonst ist er ja nicht so als Goalgetter in Erscheinung getreten. Hat er Aussichten auf einen Einsatz am Freitag?

Marcel Risse trifft definitiv nicht nur gegen Euch, das wichtigste Tor war der Siegtreffer per Freistoß im Derby bei Borussia Mönchengladbach, was auch in der Sportschau zum Tor des Monats und schließlich sogar zum Tor des Jahres 2016 gewählt wurde. Nach der Winterpaus saß er jetzt zuletzt viel auf der Bank und hatte bislang nur vier Einsätze, keinen über die volle Spielzeit. Mal sehen, ob er seine Serie gegen Euch fortführen kann oder ob es einen neuen „Lilien-Schreck“ für Euch gibt… 😉

OK – wie geht’s aus?

Ich hoffe auf ein anständiges Spiel am Freitag – für uns beide. Hätte natürlich schon gerne, dass wir gewinnen. Ich bin grad noch im Urlaub in Dresden und habe meinen Freunden hier schon – unfreiwillig – geholfen. Wir müssen ja auch sonst immer die Welt retten, am Freitag müsste das echt nicht schon wieder so sein…

Na, dann schauen wir einfach mal… 😉 Vielen Dank, Moni, für das Gespräch!

Interview: Markus

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