#SVDHSV | Ja, is denn heit scho…?

0
Mach's gut, A-Block! Gude, O1!

Ja, die Älteren unter uns werden sich vermutlich erinnern, dass ein in diesem Land nicht nur für seine Fähigkeit mit Hilfe eines Doppelgängers (über den es mal eine ZDF-Doku gab) an mehreren Orten der Welt scheinbar gleichzeitig sein und Gelder für Märchen generieren zu können allseits bekannter Fußball-Kaiser diesen Werbespruch in die Kameras hauchte, der gerade zur Jahreszeit und dem Fest der vielerorts geheuchelten Nächstenliebe ganz gut passt.

Der Verein gab die Verlängerung mit der Software AG als Hauptsponsor bekannt.

Die Gans ist beim Tiefkühlkost-Händler des Vertrauens gekauft (da würde mir doch spontan ein Song einer relativ bekannten Band aus so ’ner Schunkel-Metropole…), der Olivenbaum mit Papierschnipseln behängt, das letzten Spiel vor der Winterpause gespielt – und in einigen online Medien „brennen“ mindestens ebenso viele Weihnachtsbäume rund um unseren Verein, wie bei anderen Leuten scheinbar „der Kittel“… Also alles in bester Ordnung…

Verabschiedung von Ehrenspielführer Aytac Sulu.
DAnke, Aytac!

Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Wer den Schreiber dieser Zeilen kennt, weiß, dass es ihn auch im echten Leben gibt und dass dieses eben die Ambivalenzen eines Lebens immer wieder wunderschön spiegelt. Wie sprach Herr Biancoblu noch so schön beim Fanabend am Dienstag vom „Spiegel der Gesellschaft“? Nun ja, während also der Schreiber dieser Zeilen hier immer mal wieder gegen Kommentare und Meinungsmache in sozialen Medien schreibt und auch mal eine Spitze gegen Stammtische bereit hat, kann er doch nicht umhin, selbst eben in diesem echten Leben auch mal am Tisch mit seinen Freunden über Geschehenes rund um unseren Verein mit der schönsten aller Blumen auf der Brust zu reden.

Zahlreiche Berner supporten auf der Süd mit.

So eben auch am Samstag. Des Abends beim Essen nach dem Spiel: Weihnachtsfeier, gemeinsam mit unseren Freundinnen und Freunden, alten und neuen, jungen und alten Gesichtern aus Bern. Da kommen alte und neue Freunde zusammen, man steht mit Leuten, die man kennt, und Menschen, die man kennenlernt zusammen, hat lecker gegessen – oder tut es noch – trinkt, und klönt. Zwangsläufig kommen, wenn Leute, die sich eben auch vom Fussi kennen, zusammen kommen, auch die Gespräche immer mal wieder auf das Sportliche. Auf den heutigen Spieltag, das Heimspiel gegen den HSV. Diesen einst großen Club mit einer gewissen erfolgreichen Vergangenheit. Eine Vergangenheit, an die nur noch der Briefkopf mit den Titeln und die blassen Namensfragmente und Erinnerungen an „magische Mäuse“, Bananenflanken, Kopfballungeheuer und später zu Liebhabern von Medizinbällen gewordene Spieler ab und an erinnern. Klar, danach gab es immer mal wieder nach oben herausragende Saisons und Namen, die die eine oder der andere eben auch nicht ganz so schnell vergisst – Doll, Hunke, van der Vaart…

Dursun vollstreckt zum 1:1.
Ball im Netz – 1:2…
Auch Serdar Dursun sagt danke!
Ball im Netz – 2:2!
Torschütze und Vorlagengeber.

Tja, und dann spielen also am letzten Spieltag vor Weihnachten unsere Lilien gegen diesen HSV. „.“, Remis, nach zweimaligem Rückstaand, gekämpft, Moral bewiesen – und am Ende Platz 12 mit 21 Punkten. Der erste Spieltag der Rückrunde im Sack, zwei Punkte Vorsprung auf die Abstiegsrelegation und eben auch im Vergleich zum Auftakt der Saison keinen Punkt eingebüßt. Das Spiel hatte wieder mal alles, vom Kampf und individuellen Fehlern bis hin zum ungeliebten VAR – möge ihn der Teufel holen.

Van Drongelen mit dem vermeintlichen 2:3.
Review Area…

Das sind jetzt letzten Endes drei bis fünf Fragmente aus mehreren Gesprächen, die aber schon aufzeigen, wie komplex und heterogen Fußball – und die jeweilige Sichtweise darauf – ist. Klar gibt es da die tabelle, die nicht lügt, die Dir aufzeigt, wo Du nach 18 Spieltagen mit 21 Punkten stehst. Wie weit Du von anderen Vereinen, Abstieg oder Aufstieg, Misserfolg oder Meisterschaft entfernt bist und dass Du zwar die schlechteste Offensive aber auch die sechstbeste Defensive der Liga hast. Aber letzten Endes zeigt auch das schon, dass es zwar „den einen“ Spieler gibt, der scheinbar „ein Spiel allein entscheiden“ kann, Du aber eben bei all dem ein Kollektiv und einen Mannschafts- und Teamsport nie nur auf einen reduzieren kannst. Denn bevor eben dieser „eine Spieler…“ muss es eben auch die anderen geben, die dessen Laufwege kennen, die ihm ihre Pässe zum Verwerten zuspielen…

Schuhens Mega-Reflex in der Nachspielzeit.
Gut gebrüllt!

Und daher ist Internet zwar einfach, weil jeder schreiben kann, was er möchte, aber eben auch manchmal zu einfach, weil eben alle auch nur das lesen, schreiben oder verstehen können, was sie wollen. Und während die einen sich im „Real Life“ über Spieler, Trainer, sportliche Durststreckken und scheinbar wiedergewonnene „DNA“ und Authentizität unterhalten, machen es sich andere einfach und reduzieren Menschen und Situationen auf den oder das eine. Da wird dann schnell mal ein einzelner Spieler ebenso zum „Heilsbringer“, wie ein Trainer auf seine Herkunft reduziert. Was witzigerweise ohne Hinterfragen von all denen, die über ihrem Wutlilien-Kleidchen den „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“-Mantel tragen, übernommen wird. Denn – und da möchte man Euch gern ein „Ihr Gummern“ zurufen – „der Grieche“ mag zwar mal dort für einige Jahre gespielt, dort geheiratet haben und vermutlich auch die Sprache sprechen, aber er hat ’nen deutschen Pass, wohnt in Velbert und wurde in Wuppertal geboren, wenn Ihr ihn also zurück wünscht „wo er herkommt“, was bitte soll er denn in Velbert, wo vermutlich die eine oder der andere von uns „dood nidd üwwwerm Zaun hennge“ wollt? Und was ist diese Reduzierung einer Person auf ihre vermeintliche Herkunft anderes als Rassismus und vor allem: Was hat sie denn mit der Bewertung der sportlichen Situation zu tun? Am Ende so viel wie ’ne Kuh mit dem olympischen Eiskunstlauf…?

Da erinnere ich mich lieber an das Spiel, bin etwas berührt, da heute – nach 25 Jahren – eine Ära endete. Denn auch wenn die Haupttribüne noch bis Ende der Saison stehen wird, geht mit dem ersten Spiel nach der Weihnachtspause doch ein entscheidender und prägender Teil von ihr auf die Gegengerade. Mach’s gut, A-Block. Doch weil jedem Ende auch ein Anfang inne wohnt, fühle ich zwar mit meinen FreundInnen aus „dem A“, freue mich aber auch mit ihnen und für sie auf das, was da noch kommt und letzten Endes vor der kompletten Lilien-Familie liegt. Denn dieser umbau und die ein oder andere Neubesetzung von Blöcken kann eben auch der Beginn von Neuem und irgendwann eben auch Prägendem sein…

Neue Heimat im O1.

Genießen wir also erst mal die Winterpause und freuen uns in der Hoffnung, dass man all die geäußerten Dinge auch wieder authentisch und glaubhaft verkörpert auf die Rückrunde…

Autor: Wuschel
Fotos: Claus Krentscher / PotatoCreations

Hinterlassen Sie eine Antwort

Bitte geben Sie einen Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein.