#HSVD98 | Überraschungssiege sind die schönsten – oder: Das Wunder von Hamburg

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„Wir fahren nicht nach Hamburg, um uns die Alster anzugucken oder ein schönes Wochenende zu haben“, hatte Dimi Grammozis in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim HSV gesagt. In den letzten drei Jahren waren die Lilien auswärts beim HSV ja durchaus sehr erfolgreich gewesen, doch nicht zuletzt durch den klaren Derby-Sieg schienen die Hamburger in sehr guter Form zu sein. Für uns Fans ist Hamburg auch abseits des Fußballs immer eine Reise wert. Wie schon in der vorletzten Saison trafen sich bereits am Freitagabend einige Lilien-Fans mit HSV-Fans zur gemeinsamen Barkassen-Rundfahrt durch den Hamburger Hafen. Tolle Sache und eine gute Gelegenheit zum Austausch und zur Einstimmung aufs Spiel.

Am Samstagmittag ging’s also ins Volksparkstadion – ins größte Stadion der derzeitigen 2. Bundesliga. Wie erwartet war es fast voll, und auch etwa 2.000 Darmstädter waren dabei. Die mit der gleichen Startaufstellung wie beim 3:2-Sieg gegen Kiel spielenden Lilien erwischten jedoch keinen guten Start: Gleich in der ersten Minute sah Kapitän Fabian Holland die gelbe Karte, der folgende Freistoß war sehr gefährlich und ging ans Lattenkreuz. In der fünften Minute sah die Abwehr dann erneut schlecht aus: Der Ball zappelte im Netz – schon wieder ein früher Rückstand! Und es kam noch schlimmer: Der HSV war drückend überlegen. Nach einem Foul von Mathias Wittek verwandelte Pierre-Michel Lasogga den fälligen Elfmeter. 0:2 nach gerade einmal 16 Minuten und die klare Überlegenheit der Hamburger. Viele befürchteten schon eine Packung, wie es sie für St. Pauli im Hamburg-Derby gegeben hatte (0:4). Andererseits sind die individuellen Fähigkeiten der HSV-Spieler ja unumstritten. Dennoch hat das Team auch schon einige Packungen eingeschenkt bekommen, während die meisten Siege eher knapp ausfielen. Der HSV schaltete tatsächlich einen Gang herunter, sodass Darmstadt etwas besser ins Spiel kam. Außer einer Halb-Chance durch Marvin Mehlem passierte jedoch nichts wirklich Berichtenswertes. Der HSV blieb überlegen, kam aber auch nicht mehr zu hundertprozentigen Chancen.

Mit dem 0:2 ging es in die Pause – wie im Hinspiel, in dem den Lilien in der 2. Halbzeit immerhin noch der Anschlusstreffer gelungen war. Die Stimmung war dennoch erstmal hin – und womöglich fragte sich so mancher, ob die Alster nicht vielleicht doch sehenswerter gewesen wäre als diese Partie…

Aus der Pause kamen die Lilien mit viel Schwung, Dimi Grammozis hatte wohl die richtigen Worte gefunden. In der 2. Halbzeit stand Marvin Mehlem nach einem Steilpass vom noch in der ersten Halbzeit für Joevin Jones eingewechselten Yannick Stark plötzlich ganz allein vor HSV-Torhüter Pollersbeck und blieb cool. Der Anschlusstreffer wurde im Gästeblock fast so gefeiert wie ein Sieg oder Klassenerhalt! Während die HSV-Fans im Rest des Stadions in der ersten Halbzeit so laut waren, dass man sogar innerhalb des Gästeblocks die Darmstädter Ultras manchmal kaum hören konnte, meldeten sich alle Lilien-Fans jetzt akustisch zurück. Und auch auf dem Platz blieben die 98er weiter überlegen, der HSV kam bei Kontern jedoch immer wieder zu gefährlichen Abschlüssen. Die größte Torchance der Lilien in dieser Phase hatte Yannick Stark mit einem Distanzschuss an den Innenpfosten. Zehn Minuten vor Ende der Partie gab es dann in aussichtsreicher Position einen Freistoß für Tobi Kempe. Und tatsächlich, er verwandelte ihn wunderschön ins kurze Eck. Ausgleich! Wer hätte das gedacht?! Jetzt bloß kein Gegentor mehr! Der HSV drückte noch mal ordentlich, spielte zielstrebiger als vor dem Ausgleich und kam zu mehreren dicken Chancen – ließ sie jedoch zum Glück allesamt ungenutzt. Und als Dimi Grammozis den Schlusspfiff einforderte und wir Fans diesen herbeisehnten, kam Marvin Mehlem nochmal über halblinks, ließ mehrere Gegenspieler stehen und traf genau zwischen Torwart und Pfosten. 3:2! Das Spiel gedreht und den zweiten Auswärtssieg der Saison eingefahren! Und das ausgerechnet beim HSV! Entsprechend groß war der Jubel beim Team und bei den Lilien-Fans, die sich an den Kopf griffen und ihr Glück kaum fassen konnten! Währenddessen leerte sich der Rest des Stadions ziemlich schnell…

Auswärtsspiele beim HSV sind für Lilien-Fans eben immer eine Reise wert. Und da Hamburg auch abseits des Platzes einiges zu bieten hat, fand sich noch die ein oder andere Kneipe, um auf den unerwarteten Erfolg anzustoßen.

Autorin: Iris Gönsch

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