#D98KSV | Und sie können es doch!

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Am Samstagmittag stand das Heimspiel-Debüt des neuen Trainers Dimitrios Grammozis am Bölle an. Das Wetter war ähnlich durchwachsen wie die letzten Auftritte der Lilien, und diese beiden Faktoren sowie der nicht ganz so namhafte Gegner trugen sicher dazu bei, dass einige Sitze im Stadion leer blieben. Und das, obwohl Kiel auch in der zweiten Saison nach dem Aufstieg für unterhaltsamen, tor- und durchaus erfolgreichen Fußball steht. Was wir ja im Hinspiel leidvoll erleben konnten…

So kamen die Gäste auch am Samstag schnell zu Torchancen und -abschlüssen, doch auf Daniel Heuer Fernandes war wieder Verlass. Die neue Spielidee zeigte sich recht schnell: Der Spielaufbau erfolgt nicht mehr vorwiegend mit langen Bällen, sondern es wird von hinten heraus gespielt. Zu Anfang der Partie sorgte das dafür, dass Daniel Heuer Fernandes mit die meisten Ballkontakte hatte – und Abspielfehler könnten direkt bestraft werden –, aber so können eben auch Chancen herausgespielt werden.

Und diese wurden sogar genutzt! Durch einen schnell und konsequent gespielten Konter gingen die Lilien eher überraschend in Führung (Marvin Mehlem, 19. Minute). So etwas hatte man am Bölle in letzter Zeit eher selten gesehen – zumindest durch die Lilien. Entsprechend gut und optimistisch war die Stimmung. Kiel ließ sich vom Gegentor nicht schocken und kombinierte und stürmte munter weiter, doch auch die 98er spielten weiter mit. Auch nach dem Ausgleich ging das Spiel munter weiter, und nach einer Kempe-Ecke sorgte Serdar Dursun noch vor der Pause für die erneute Führung.

So manch ein Fan rieb sich erstaunt die Augen: Führung gegen einen Aufstiegskandidaten – und sogar die Standards funktionieren wieder.

Auch im zweiten Durchgang ging es wieder schwungvoll los. Vor allem Kiel machte mächtig Druck. Doch die Störche leisteten sich auch einige Fouls – meist gegen den sehr aktiven Marvin Mehlem – und spielten deshalb nach gelb-rot gegen Meffert ab der 61. Minute nur noch zu zehnt. Gut, das hatte im Hinspiel zwar nichts genutzt, aber jetzt köpfte Marcel Franke gleich im Anschluss nach Kempes Freistoß das 3:1. Auch zu zehnt zeigten die Kieler, dass sie zurecht weit oben in der Tabelle stehen, doch jetzt war die Partie ausgeglichener. Ein zweifelhafter Elfmeter führte noch zum Anschlusstreffer. Ärgerlich, klar, aber wir haben ja bekanntlich in dieser Saison auch schon von zweifelhaften Elfmetern profitiert. Und da während der restlichen Spielzeit inklusive Nachspielzeit beide Seiten die vorhandenen Chancen nicht nutzten, blieb es beim 3:2-Sieg.

Der Jubel war entsprechend groß und auch das Team feierte den Heimsieg fast schon wie den Klassenerhalt. Auch Dimitrios Grammozis ging noch mit in die Kurve, was er ja in Bielefeld vergessen hatte. Der Sieg lässt zwar nicht alle Abstiegssorgen verschwinden, aber 29 Punkte nach 25 Spielen und 8 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hören sich zumindest wieder versöhnlich an. Es stehen zwar noch die Spiele gegen die weiteren Top-Teams an, beginnend am nächsten Samstag mit dem HSV, aber wenn die Lilien diesen Schwung, den Einsatz und die Spielfreude mitnehmen, bin ich optimistisch, dass wenigstens die letzten Spieltage der Saison sorgenfrei werden könnten.

Was nehmen wir also außer den drei Punkten mit? Daniel Heuer Fernandes war mal wieder einer der Garanten des Erfolgs. Vor ihm geriet die Abwehr zwar einige Male unter Druck. Aber: Die 98er können tatsächlich Fußball spielen und nicht nur Bälle ins Aus oder nach vorn bolzen. Sogar während eines kompletten Spiels präsent sein können sie. Und obwohl Felix Platte leider wieder verletzt ist und Serdar Dursun sich wieder öfter zurückfallen lassen musste, kamen die Lilien zu einigen Torchancen. Serdar Dursun spielte nach einer Platzwunde übrigens mit Turban, wie einst Aytac Sulu zu Beginn des Lilien-Wunders. Manches ändert sich in Darmstadt eben nicht.

Autorin: Iris Gönsch
Foto: Simone Heil

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