Wir schreiben (noch) das Jahr 2015 und trotz der scheinbaren Übermacht des wirtschaftlichen Imperiums aus Leipzig welches seine als „Rasenballer“ getarnten hochleistungs-Werbefiguren in den Kampf schickte gelang den blau-weißen Lilien auf dem grünen Feld im Mai dieses Jahres die scheinbare Revolution mit dem Ergebnis den Finanzstern ausgebremst zu haben und nun ihre erste Saison in Liga 1 seit dreiunddreißig langen und teils mehr als düsteren Jahren zu spielen.
Nun ging es schon gegen Dortmund, Bayern, Schalke, und am kommenden Samstag geht es also wieder gegen einen der „ganz großen“, die schon lange lange in dieser ersten Liga spielen – Gerüchten zu Folge gibt es im Stadion des HSV direkt neben der MVA in Bahrenfeld (auch „Rotherbaum“ war meines Wissens nie direkt in der Stadtmitte) sogar noch einen lebenden Dinosaurier, der den Kindern bei Stadionführungen Geschichten aus den Anfangszeiten der ersten Bundesliga erzählt…
Auf diesen Dino namens Herrmann bin ich in meinem Leben nie getroffen, meine Erinnerungen an die bisher vier sportlichen Aufeinandertreffen mit den Hamburger Dinos n Liga 1 beruhen somit eben letztlich aus Bildern die eben noch mit dem besagten Album und schwarz-weiß-Fernsehen verbunden sind
Wie das in einer Kindheit der späten Siebziger wohl bei dem einen oder anderen so war, so besaß mein Opa den einzigen Farb-Fernseh in der Straße. Da Oma über das Lebensmittelgeschäft verfügte, traf sich des Samstags so einiges aus der Nachbarschaft zum „Sportschau gugge“ in der großelterlichen „Wohnschdubb“. Generell durch den Vorsitz des Herren Großvater im örtlichen Fußball-Verein, die kickenden Onkels und den Sani gebenden Vater schon früh mit Fußball assoziiert, war das meine erste Berührung mit dem großen Fußball.
Im zarten Alter von 5 hörte man nun dann schon ab und zu mal Namen wie „Kleppinger, Keegan,…“ und Wort wie „Bayerrrrrrrrrnn, Hamburg, Bremen“, sowie Sätze wie „Ouuuu die Eindrachdd…“ durch das Zimmer schallen und das Interesse des kleinen Knirpses in der für die 70er typischen Latzhose mit Mittelscheitel und „Nikki-Pulli“ für das Spiel mit dem Ball und das Fiebern mit Teams war geweckt.
Drei Jahre später, Saison 81/82, „de Buuu“ war acht und konnte lesen. Und im Laden von Oma gab es diese Heftchen. Die, in die man diese Bilder einklebt, und natürlich hatte Panini auch die Bundesliga im Programm. Und jeder war Fan von irgendwem, da gab es Bayern, HSV, Eintracht, Gladbach, tja und dann die Exoten. Die meisten waren eben entweder Bayern und HSV – weil die „so gut waren und Meister werden können“ oder eben Fan irgendeines Teams „um die anderen zu ärgern“
Von Fußball null Ahnung, aber „Rudi Kargus, Franz Beckenbauer, Walter Bechthold, Uli Stein, Manfred Kaltz, Holger Hieronymus, …“ – die kannte jeder irgendwie.
Tja und „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ oder „Scheiß Eintracht Frankfurt“ ließ sich auch singen ohne zu wissen was man da tut – irgendwie waren wir Kinder nicht nur „alle ein bisschen Bluna“ sondern auch ein kleines Stück James Dean.
Welchem Verein ich damals das Ziel widmete ihn zuerst im Album kleben zu haben, welche Spieler mir aus der Zeit am geläufigsten sind – ÄÄHHHHHHHHHHHHHHHHH Mantel des Schweigens (die vom Flughafen waren es nicht).
Kaltz, Jakobs, Magath, Stein, Hieronymus, Hrubesch – sie alle kicken nicht mehr uns das besagte Album dürfte einer der Altpapiersammlungen noch vor Einführung der blauen Tonne zum Opfer gefallen sein, das Interesse ging irgendwie kaputt als der alte österreichische Grantler von der Trainerbank ging.
Vielleicht kennt ja der ein oder andere dieses Gefühl wenn aus Zuneigung irgendwann Hass wird – ich jedenfalls freue mich auf Samstagabend und hoffe, das unsere Lilien dem Dino einen Stoß verpassen von dem er sich am besten nie wieder erholt.