Der Vorbericht zum Heimspiel gegen den FSV Mainz stammt von Lea. Viel Spaß beim Lesen.
Nach einem fulminanten Saisonstart stehen die Lilien vor Beginn des 8. Spieltags mit 10 Punkten auf Platz 9 in der Bundesliga und haben damit – wieder einmal – all die großen und kleinen Fußballexperten des Landes überrascht. Bevor die Bundesliga nächste Woche Länderspielpause macht, heißt es am Freitagabend nochmal Flutlicht-Heimspiel für die 98er. Nach dem Sieg gegen Werder Bremen vergangene Woche und dem sensationellen Unentschieden in Dortmund am Sonntag wollen die Lilien nur fünf Tage später die nächsten Punkte am Böllenfalltor behalten. Der Gegner, den es diesmal zu ärgern gilt ist der 1. FSV Mainz 05.
Die Mainzer stehen momentan – und wenn es nach den Lilienfans geht sicher auch noch nach diesem Spieltag – in der Tabelle knapp hinter den Darmstädtern. Mit neun Punkten belegen sie nach den sieben Spielen Rang 12. Bislang konnten die 05er drei Siege und vier Niederlagen verzeichnen. Unentschieden endete diese Saison noch kein Spiel mit Mainzer Beteiligung. In den drei bestrittenen Auswärtsspielen konnte Mainz lediglich aus Gladbach drei Punkte mitnehmen. Zuletzt mussten sich die Rheinhessen am Wochenende, ebenso wie die Lilien eine Woche zuvor, trotz guter Leistung dem amtierenden Meister aus München mit 0:3 geschlagen geben.
Wenn die 05er am Freitag zu Gast sind, wird es für einige Beteiligte auf beiden Seiten auch ein Wiedersehen mit ehemaligen Kollegen und Weggefährten geben. Auf Mainzer Seite kommen mit Leon Balogun und Danny Latza zwei Spieler mit einer Darmstädter Vergangenheit zurück ans Böllenfalltor. Bei den Blau-weißen trifft Junior Díaz auf seine Teamkameraden aus der letzten Saison und auch Christian Mathenia prägt eine langjährige Mainzer Vergangenheit. Neben dem Platz an der Seitenlinie wird es sicher ein besonderes Spiel für Dimo Wache, Torwartlegende mit über 300 Ligaspielen im Trikot der 05er.
Obwohl die beiden Städte nur rund 30km voneinander entfernt sind und in den Medien da natürlich schon vom „Derby“ gesprochen wird; fußballerisch befand man sich bislang selten in einer Region. In der Bundesliga spielten beide Vereine bis jetzt noch nie gegeneinander, in den Ligen darunter gab es insgesamt 14 Begegnungen. Zuletzt traf man in der Saison 1992/93 in der zweiten Liga aufeinander. Damals gab es zwei Auswärtssiege. In der Hinrunde konnten die Lilien noch 1:0 vor 4.000 Zuschauern in Mainz gewinnen, doch in der Rückrunde verloren sie zu Hause 3:5 und am Ende der Saison stand schließlich der Abstieg der Darmstädter. Die Lilien belegten den letzten Platz und verabschiedeten sich aus der zweiten Liga und für die nächsten 21 Jahre von der großen Fußballbühne. Während es in Darmstadt bergab ging, begann in Mainz Anfang der 90er eine gegenläufige Bewegung. In den 90er Jahren hielten sie sich stets in der zweiten Liga. 1997 waren sie erstmals in der Position in die erste Liga aufzusteigen, scheiterten jedoch am VfL Wolfsburg und so sollte es noch einige Jahre dauern, bis der FSV seinen ersten Bundesligaaufstieg feiern durfte.
Der weitere Mainzer Weg dorthin war ein sehr dramatischer und für alle Beteiligten sehr leidvoller. Ende der 90er rutschte man in der zweiten Liga ab bis auf den letzten Tabellenplatz. Und genau in dieser Situation, am Rosenmontag 2001, nahm schließlich eine der erfolgreichsten deutschen Trainerkarrieren der vergangenen Jahre ihren Lauf, als Manager Christian Heidel den verletzten Verteidiger, Jürgen Klopp, kurzerhand zum Trainer beförderte. Mit Klopp begann eine neue Ära bei den Mainzern. Er rettete die Mannschaft vor dem Abstieg und schaffte es mit seiner leidenschaftlichen Art Spieler und Fans wieder für ihren Verein zu begeistern. In den Jahren darauf weckte er bei den Rheinhessen wieder den Traum von der Bundesliga und der FSV trat aus dem Schatten anderer großer Vereine der Region wie Lautern oder Frankfurt heraus.
Ähnlich wie der Aufstieg der Darmstädter in den vergangenen Jahren, sorgte auch der Weg der Mainzer bis in die oberste deutsche Spielklasse für Aufsehen – wenn auch aus anderen Gründen. Denn anders als die Lilien zuletzt brauchten die Mainzer einige Versuche. Unvergessen bleiben dabei die Jahre 2002 und 2003, in denen die 05er unglaublich knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpassten. Im ersten Jahr fehlte Mainz ein Punkt, im zweiten sogar nur noch ein einziges Tor, ausgerechnet auf den großen Rivalen vom Main. Die Eintracht traf in letzter Minute und die Mainzer unterlagen ihr so unwahrscheinlich knapp im Fernduell um den Aufstieg. Erst 2004 gelang nach diesen traumatischen Rückschlägen, die die Mainzer aber wohl nur noch mehr zusammenschweißten, endlich der Aufstieg in die oberste deutsche Spielklasse. Die erste Bundesligasaison, konnten die Mainzer, allen Experten, die sie als ersten Abstiegskandidaten gehandelt hatten zum Trotz, auf Platz 11 abschließen. Einst als „Ewiger Zweitligist“ bezeichnet, spielt der FSV Mainz 05 mittlerweile schon seit sechs Jahren ununterbrochen in der ersten Liga und auch ins internationale Geschäft hat man es in Mainz schon geschafft. Erst letzte Saison spielten die 05er noch in der Qualifikation zur Europa League.
Mit den Mainzern steht den Lilien also am kommenden Spieltag die nächste Herausforderung bevor. Die 98er gehen wie immer auch gegen den FSV wieder „als Außenseiter in die Partie“ betont Dirk Schuster. Hoffen wir, dass sie einmal mehr die Experten überraschen und die Punkte am Bölle bleiben!