Lilien punkten beim Schneegestöber in Nürnberg
Darmstadt zu Gast beim Club aus dem Frankenland, der Tag danach: Bewaffnet mit einer großen Kanne Tee und vollgepumpt mit Medikamenten, mache ich mich an das Verfassen dieses Spielberichts. Das Gastspiel in Nürnberg hat bei mir seine Spuren hinterlassen. Männergrippe und so…
Eine Anfahrt mit Hindernissen
Aber es ist ja auch kein Wunder, dass man sich halb den Tod holt. Das Wetter schlägt Kapriolen. Wenige Tage vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn meint der Winter noch einmal ordentlich auf den Putz hauen zu müssen. Und das wurde für viele Lilienfans zum Verhängnis. Denn kaum fallen in Deutschland drei Schneeflocken vom Himmel, hisst die Deutsche Bahn ehrfürchtig die weiße Fahne. So wurde die Fahrt ins Frankenland für viele Heiner zu einer kleinen Odyssee. Die angepeilte Tour mit dem Wochenendticket, die im Vorfeld ausgerufen wurde, fiel den äußeren Bedingungen zum Opfer. Einige konnten spontan Fahrgemeinschaften bilden und begaben sich in Windeseile auf die Straße. Andere cancelten den Trip schweren Herzens. Unglücklicherweise blieben so auch Teile der organisierten Fanszene dem Spiel fern und zwar ausgerechnet diejenigen, die das gesamte Material in Verwahrung hatten, das für den üblichen Support nötig ist. Keine einzige Fahne wehte im Block, weder Trommeln noch Megaphone standen zur Verfügung. Mancher wird sich an unser letztes Gastspiel beim Sportclub aus Freiburg erinnert haben, als unsere Szene „englischen Support“ mimte und ihr Equipment zuhause ließ. Was damals geplant war, wurde diesmal aus der Not heraus geboren. Großartig war im Übrigen der Versuch, aus einer im Fangnetz verhedderten Fahnenstange mittels Klebeband Trommelstöcke zu improvisieren. Doch das Vorsängerpodest, auf das man eintrommelte, bot leider keinen passablen Klangkörper.
Boyds Treffer langt für einen Punkt
Zum Spielgeschehen: Im Gefrierschrank „Max-Morlock-Stadion“ war der Club von Beginn an tonangebend. Schließlich hatte Nürnberg einiges wieder gutzumachen. Erinnert sei hier nur an die 0:2 Heimpleite gegen den Lokalrivalen aus Fürth vor zwei Wochen. Und auch am vergangenen Wochenende hatte es für die ambitionierten „Glubberer“ eine Niederlage gesetzt. Die Lilien, immerhin seit drei Spielen ohne Niederlage, stemmten sich den Offensivbemühungen entgegen und konnten nach einem Eckball und anschließender Kopfballstafette in Person von Terrence Boyd sogar den Führungstreffer markieren. Es war das vierte Saisontor für den in Bremen geborenen Deutsch-Amerikaner. In der Folge gelang es Darmstadt gut, die Führung zu verwalten. Hochkarätige Chancen konnten die Nürnberger bis zur Halbzeit keine mehr verbuchen. Das änderte sich aber im zweiten Durchgang. Der FCN schaffte es, Darmstadt immer mehr in der eigenen Hälfte einzuschnüren und erspielte sich nun dicke Gelegenheiten. Aber Heuer Fernandes und der Innenpfosten verhinderten zunächst den Ausgleich. Dass dieser dann dennoch fiel, war quasi folgerichtig, zu stark war mittlerweile der Druck, den Nürnberg auf das Gehäuse der Lilien ausübte. Der Club wollte nun mehr und drängte auf die Führung, was Darmstadt einigen Raum zum Kontern bot. Doch hieraus konnten die Lilien kein Kapital schlagen. So blieb es am Ende beim etwas schmeichelhaften Unentschieden.
Der Blick voraus
Was fängt man diesem Punktgewinn an? Die Mannschaft ist nun seit mittlerweile vier Spielen ungeschlagen, einem Sieg stehen drei Remis gegenüber. Aber in dieser verrückten Zweitliga-Saison benötigst du „Dreier“, um vom Fleck zu kommen und die fleißig punktenden Konkurrenten nicht enteilen zu lassen. Nach der Länderspielpause gastiert der souveräne Spitzenreiter aus Düsseldorf am Böllenfalltor. Auf Sieg zu spielen ist die einzige Alternative für das Team von Dirk Schuster. Die Moral und der Einsatz stimmen, die Unterstützung von den Rängen ist den Jungs mit der Lilie auf dem Jersey gewiss. Gemeinsam basteln wir weiter an unserem großen Ziel, dem Klassenerhalt. Ich werde bis dahin meine Männergrippe auch überwunden haben. Vielleicht hält bis dahin ja auch endlich der Frühling Einzug. Auf dass die Lilien wieder blühen!
Autor: Fabian Ortkamp