Ode an die Hassliebe zu einer „Glücksmütz“

0

Wir haben von Trainer Schuster gelernt, dass viele Mosaiksteinchen und Zahnrädchen ineinandergreifen müssen, damit alles funktioniert, und auch, dass zu diesen Teilchen auch ein bisschen – nein, nennen wir es nicht „Aberglauben“ – nennen wir es „glücksbringende Rituale“ gehören.

Es war an jenem 25. Februar gegen 14 Uhr, als mir meine Freundin Renate eine dicke, wollene gestrickte Pudelmütze überstülpte, weil sie sich um meine Gesundheit sorgte. Dann schoss „JJ“ Jones das erste Kopfballtor seiner Karriere, und meine „Freunde“ erklärten die Mütze zum Glücksbringer. Zumindest auf meinem Kopf, davor hatte sie nichts gerissen. Und nun wurde ich verdonnert, ab sofort diese Mütze zu tragen. Ich versprach es („aber sobald sie versagt, nach der ersten Niederlage, bleibt sie ab!!!“). Was das für mich bedeutet, weiß nur, wer meine abgrundtiefe Abscheu gegen Mützen kennt. Seit ich nicht mehr der Knotkraft meiner Mutter ausgesetzt war, trug ich niemals mehr eine, und das sind schon ganz schön viele Jahre.

Und nun begann ein Opfergang der besonderen Sorte. Hatte ich erst noch gedacht: wenn die nächste Niederlage kommt, hat das bei aller Traurigkeit wenigstens den Vorteil, dann das Biest los zu sein, so merkte ich mit der Zeit: dieses „Biest“ wirkt… Und so stand ich Monat für Monat, Spiel für Spiel gefangen in diesem einengenden Ding, schickte verlangte Beweisfotos von Auswärts nach Hause. Am Anfang sah es wenigstens noch für andere normal aus, bei Temperaturen um den Nullpunkt, wie gegen Dresden oder Ingolstadt. Aber spätestens bei 29 Grad im Schatten in Sandhausen oder 40 Grad in der Gegengeraden-Sonne gegen Berlin, erklärte ich jedem Unbekannten, der es hören oder auch nicht hören wollte, dass ich das nicht freiwillig machte… mir war schon mit dem Tacker gedroht worden! Die Bekannten grüßten mich nicht mehr mit „Ei Gude, wie?“ sondern mit: „Mütz debei???!“

Aber nun, im Rückblick, muss ich es eingestehen: kein anderer als Glücksbringer eingesetzter Gegenstand hat derartig zuverlässig gewirkt. Nach meinem Dank an das Team inklusive Trainer sage ich: Danke, Glücksmütz, danke, Freunde, danke, Fußballgott, dass dD mein Opfer angenommen hast. 😉 Es war mir ein, äh, hüstel, Vergnügen… nein, aber eine Ehre war es mir! 😀

Autorin: Babette Merkel