Der Feind in meinem Block – Der Vorbericht zum Auswärtsspiel in Augsburg

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Der Feind in meinem Block – Der Vorbericht zum Auswärtsspiel in Augsburg

von Ralf Panzer

Möglicherweise ist das heute mein letzter Bericht, den ich für die FuFA schreiben werde, denn ich begebe mich am kommenden Samstag in höchste Lebensgefahr!

Schuld daran ist der Arbeitskollege meines Kumpels Marcus. Sein Kollege Thorsten hat einen Bruder, der wiederum in Augsburg wohnt und versprach, sich um Karten für das Spiel gegen die Lilien zu kümmern. Und da er gute Beziehungen zum FCA hat, wird er sogar umsonst an die Tickets kommen. Klasse!

Der uns nicht zuvor bekannte Haken an der Sache ist nur, dass der in Augsburg lebende Bruder des Arbeitskollegenfreundes Karten für den Augsburger-Fanblock geordert hat! Das ist natürlich suboptimal, denn das Bejubeln von zwei, drei oder mehreren Lilien-Toren fällt für mich damit so gut wie flach. Das wird wohl vernünftig sein, denn trotz aller den 98ern entgegengebrachten Sympathien quer durch die Republik, dürften die Schwaben den Heinern nicht so wohlgesonnen gegenüber stehen.

Warum das so ist zeigt ein Blick in die Historie.

Der FC Augsburg ist ja ein noch recht jung, da er im Jahr 1969 aus einer Fusion des TSV Schwaben und des BC hervorging. Insofern stehen streng genommen auch schon 60 Partien zwischen den 98ern und Augsburger Teams zu Buche. Die Lilien kommen dabei auf eine Bilanz von 18 Siegen, 11 Remis und 31 Niederlagen bei 73:121 Toren.

Bemerkenswert, dass das letzte Dutzend Spiele gegen den FCA keinen einzigen Sieg des SVD mit sich brachte, lediglich drei Unentschieden sprangen hier heraus.

Der letzte Erfolg unserer Blau-Weißen war aber umso bemerkenswerter und dürfte insbesondere bei den „älteren Semestern“ unvergessen sein. Am 6.6.1996 mussten die Lilien unbedingt beim FC Augsburg gewinnen, um den Klassenerhalt in der Regionalliga Süd sicherzustellen. Und tatsächlich glückte den Heinern im Rosenaustadion am letzten Spieltag ein 2:1-Erfolg. Da das Gros der 1.000 Zuschauern aus Darmstadt kam, tanzten und feixten die Lilien-Anhänger vor Freude im Innenraum der riesigen Betonschüssel vor den Augen der Augsburger – was den Gastgebern sichtlich missfiel.

Nur ein Jahr später kam es zum Déjà-vu. Wieder führte es den vom Abstieg bedrohten SV Darmstadt 98 am letzten Spieltag zu den Fuggerstädtern, wieder musste mindestens ein Punkt zur Rettung eingefahren werden. Am Ende fielen zwar keine Tore, aber der eine Zähler bedeutete den Klassenerhalt. Und wieder spielten sich unter den diesmal 1.300 Zuschauern die gleichen Szenen ab, wie bereits fast auf den Tag genau ein Jahr zuvor.

Für viele FCA-Anhänger schienen jene Bilder traumatisierend zu wirken, denn als der SV 98 im Jahr 2008 von der Insolvenz bedroht war, wiederfuhr mir folgendes: In vielen Foren anderer Vereine bat ich damals um finanzielle Unterstützung zur Rettung der Lilien. So postete ich auch in einem Fan-Forum des FC Augsburg einen Hilferuf. Das Echo, das mir entgegenschlug, war nicht sehr nett. Die Antworten die ich erhielt, verwiesen immer wieder auf jene beiden Partien 1996 und 1997, in denen sich die Fans des SVD provozierend und nicht Gentlemen-like vor der Haupttribüne im Rosenau-Stadion aufführten.

Ob jene Geschichten heute vergessen sind? Ich weiß es nicht, ich will es aber auch erst gar nicht in Erfahrung bringen, wenn ich dann im Heimblock stehen werde. Besser und gesünder könnte es für mich sein. Was aber, wenn meine Halbgötter in blau-weiß tatsächlich ein Tor erzielen oder gar das Match gewinnen? Kann ich inne halten, kann ich den Jubel unterdrücken? Ich habe berechtigte Zweifel, dass mir das gelingen wird…

Insofern, liebe Freunde, kann dies tatsächlich der letzte Bericht von mir für die FuFA sein. Denn ich befinde mich in akuter Lebensgefahr, sollte mein Team ein Erfolgserlebnis zu teil werden. Ob ich den Trip in die Fuggerstadt unbeschadet überstehen werde, werdet ihr dann möglicherweise zu Beginn der kommenden Woche lesen – sofern ich noch in der gesundheitlichen Lage bin zu schreiben. Sollte kein Bericht zum Gastspiel in Augsburg erscheinen, wisst ihr was passiert ist.

Soviel sei dann aber für den worst-case schon verraten: Meine letzten Worte an die mich lynchenden Augsburger wird ein charmanter Wortwitz sein, der nicht gleich jedem Einheimischen als Beleidigung erkennbar sein wird: „Motherfugger!“

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