Lilien als Tabellenführer zu Gast an der Alten Försterei

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Die Überschrift geht runter wie Öl und sorgt gleichzeitig für Gänsehaut.

Vor dem achten Spieltag der 2. Bundesliga Saison 2014/2015 ist der sagenumwobene Sportverein von 1898 tatsächlich also Spitzenreiter eben jener zweit-höchsten deutschen Spielklasse. Weder die Hinweise auf den frühen Zeitpunkt in der Saison, noch die auf das vermeintlich einfache Programm bis dato, können das breite Lächeln auf dem Gesicht jedes Südhessen mit der Lilie im Herzen trüben. Vermutlich wurde nach dem 4:0 Eckball-Festival am letzten Spieltag gegen den FSV aus Frankfurt ein neuer Rekord an ausgedruckten und aufgehängten Zweitligatabellen in und um Darmstadt aufgestellt.

Der aktuelle Höhenflug unserer Boys in Blue ist allerdings nur einer der zwei Gründe, warum der Ausflug nach Berlin so große Vorfreude erzeugte. Der zweite ist, dass der SVD tatsächlich am 27.09.2014 im Stadion an der Alten Försterei zu einem Ligaspiel antritt. Union Berlin hat es, wie sonst nur noch der FC St.Pauli, geschafft sich einen urtümlichen Fußballflair trotz langjährigen Profifußballs zu bewahren. Noch vor einem Jahr, geschweige denn vor fünf, hat der Gedanke daran, die Lilien an dieser Stelle und in dieser Liga zum Sieg zu schreien, für ein müdes Lächeln und Bedenken an der psychischen Verfassung gesorgt. Berlin gehört also in eine Kategorie mit den Auswärtsspielen auf St. Pauli, in München, Nürnberg, Braunschweig und Düsseldorf – also zu den absoluten Saisonhighlights auf fremden Plätzen und lässt einen nach Jahren in Klein-Karben, Wald-Michelbach oder Baunatal auf Wolke sieben schweben.

Die Erwartungen an dieses Spiel, dass viele für einen Wochenend- und/oder Fahrradausflug nutzten, waren also riesig – und wurden nicht enttäuscht. Das Stadion hält, ebenso wie die Stimmung, was es verspricht und zeigt eindrucksvoll was möglich ist, wenn die Fans in den Stadionbau – auch selbst anpackend! – mit einbezogen werden. Bei wem es, auch als Gästefan, da nicht anfängt zu kribbeln, hat sich schlicht und ergreifend den falschen Sport ausgesucht. Aber auch die stimmgewaltige Unterstützung der wieder zahlreich angereisten Darmstädter war absolut erste Sahne, was nicht nur direkt im dem Block zu erleben war, sondern auch bei den Einheimischen Anerkennung fand.

Die sportliche Geschichte des Spiels ist den Rahmenbedingungen gegenüber ziemlich schnell erzählt. Die erste Halbzeit war an Höhepunkten arm, wofür die zweite dann aber entschädigte. Vor allem über die rechte Seite und den offensichtlich nicht nur bei Eckbällen überragenden Kempe rollte zeitweise eine blau-weiße Welle nach der anderen auf das Union Tor direkt vor den enthusiastischen Lilienfans zu. Nach mehreren sehenswerten Spielzügen und Einzelaktionen ohne Torerfolg, fand eine weite Kempe-Flanke in der 73. Minute den völlig freistehenden Marcel Heller, welcher mit einer Direktabnahme aus spitzem Winkel mehr als sehenswert abschloss. Der darauf folgende Freudentaumel wurde erst durch den gut 10 Minuten späteren Ausgleich durch einen Fernschuss unterbrochen. Allerdings konnte dieser unglückliche Punktverlust die super Stimmung nicht wirklich bremsen, da es nach der langjährigen Durststrecke aktuell einfach nur glücklich macht, Spiel für Spiel mit den 98ern zu genießen.

Mein persönliches Fazit lautet also: Die bisherige Saison und die letzten Jahre im Kopf ist es der pure Genuss auswärts an der alten Försterei dabei zu sein. Die Stimmung vorm Spiel und im Block war ausgelassen, Traumtor von Heller direkt vorm Block, Auswärtspunkt eingefahren, immer noch in der Spitzengruppe – also weit weg von den Abstiegsplätzen. Sowohl vom sportlichen, als auch vom Umfeld her läuft es gerade bei unserem SV Darmstadt 98 wie am Schnürchen.

Aus dem Grinsen kommt der Lilienfan im Moment einfach nicht raus.

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