Gemeinsamer Vortragsabend – „Zukunft braucht Erinnerung – Darmstadt einen Karl-Heß-Platz“

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Der Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V. und der SV Darmstadt 98 laden gemeinsam im Rahmen der Kampagne „Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz “ ein zum Vortragsabend gegen das Vergessen: „Julius Hirsch:  Fußball-Nationalspieler, in Auschwitz ermordet.  Gottfried Fuchs: Rekord-Torschütze und Nationalspieler, von den Nazis vertrieben“. Referent ist der renommierte Hamburger Sport-Journalist, Fußball-Experte und Buchautor Werner Skrentny. Termin des Bildvortrags: Dienstag, 25. Oktober 2016, 19.30 Uhr, VIP-Zelt im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor, Nieder-Ramstädter Str. 170, 64285 Darmstadt.

Im Blickpunkt des Vortragsabends stehen die Lebenswege zweier heute vergessener, im Kaiserreich jedoch berühmter deutsch-jüdischer Fußball-Nationalspieler: Julius Hirsch (1892 – 1943), der von den Nazis ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet wird, und Gottfried Fuchs (1889 – 1972), der aus seiner deutschen Heimat von den braunen Machthabern gewaltsam vertrieben wird, im kanadischen Exil eine zweite Heimat findet und kurz vor seinem Tod 1972 zum Opfer eines DFB-Affronts wurde.

Die Karlsruher Julius Hirsch und Gottfried Fuchs waren zwei deutsche Fußball-Nationalspieler jüdischen Glaubens, deren Namen und Schicksal nach 1933 jahrzehntelang verschwiegen wurde. Beider Biographien hat sich in seinem gerade in 2. Auflage erschienen Buch „Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.“ der Hamburger Fußball-Kenner und Buch-Autor Werner Skrentny angenommen.

„Juller“ Hirsch war der erste deutsche Fußballer, der mit zwei unterschiedlichen Vereinen Deutscher Meister wurde: 1910 mit dem Karlsruher FV und 1914 als Kapitän mit der SpVgg Fürth. 1943 wurde der im Kaiserreich hoch angesehene und gefeierte deutsche Fußball-Nationalspieler Julius Hirsch in das Vernichtungs- und Todeslager Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet. Erst seit 2005 verleiht der DFB jährlich zu seinen Ehren den „Julius Hirsch-Preis“ für das Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.

Hirschs Mannschaftskamerad Gottfried Fuchs hält bis heute den Torrekord eines deutschen Nationalspielers, erzielte er doch beim 16:0 gegen Russland bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm als Mittelstürmer alleine zehn Treffer. Der gelernte Kaufmann wurde aus seiner  Heimat Deutschland von den Nazis gewaltsam vertrieben, musste 1940 nach Kanada fliehen. Alt-Bundestrainer Sepp Herberger wollte das Idol seiner Jugend, den Holocaust-Überlebenden Fuchs, 1972 zur Eröffnung des Olympiastadions München einladen, doch lehnte dies das damalige DFB-Präsidium unter Hermann Neuberger „aus Kostengründen“ ab. Noch bevor ihn die Absage erreichte, verstarb Fuchs in Montreal.

Werner Skrentny, geb. 1949, sorgte mit seiner 2012 erstmals erschienenen Biografie   „Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet.“ (2. Auflage 2016) bundesweit für Aufsehen. So  schrieb etwa die „Frankfurter Rundschau“:  „Skrentnys Buch dokumentiert die unfassbare Kontinuität des Schweigens und Verdrängens.“ Und die „Stuttgarter Zeitung“ schreibt von einem „Recherche-Meisterwerk. Werner Skrentny hat dem Opfer des Dritten Reichs mit seinem Buch ebenso ein Denkmal gesetzt.“ Werner Skrentny veröffentlichte zudem u. a. das Standardwerk „Das große Buch der deutschen Fußballstadien“ und im Vorjahr „Es war einmal ein Stadion. Verschwundene Kultstätten des Fußballs.“ Letzteres Werk wurde diesen Monat im Wettbewerb „Fußballbuch des Jahres 2016“ der Deutschen Akademie für Fußballkultur in Nürnberg auf Platz 2 gewählt.

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