Vorbericht zum Auswärtsspiel in München (2): Die Lilien machten den FC Bayern München zum erfolgreichen Weltclub

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Man kann zum FC Bayern stehen wie man will: Man mag den Münchnern den Erfolg gönnen oder neiden, sie lieben oder sie hassen. Und wenn man den Umfragewerten glauben darf, dann ist der Verein in Deutschland – mit den weltweit meisten Mitgliedern – derjenige, der die meisten Sympathisanten auf sich vereint, aber eben nicht minder viele Antisympathisanten aufweist.

Erfolge waren auch beim FC Bayern bis zum Jahr 1964 rar gesät. Zum einen war da die Deutsche Meisterschaft aus dem Jahr 1932 und zum anderen ein DFB-Pokalsieg aus dem Jahr 1957 – der Briefkopf des heute großen FCB war noch überschaubar.

Und doch reifte bei den Roten Mitte der sechziger Jahre ein Team heran, dass durch Nachhaltigkeit geprägt werden sollte. Der Lokalrivale des TSV 1860 München erhielt zwei Jahre zuvor den Zuschlag bei der begehrten Vergabe der neu gegründeten Fußballbundesliga. Dem FC Bayern blieb nur ein Platz in der damaligen Regionalliga Süd, einer der fünf zweithöchsten Spielklassen in Deutschland.

In eben jener Regionalliga Süd wollte es das Schicksal, dass just der SV Darmstadt 98 am ersten Spieltag der Saison 1964/65 an die Grünwalderstraße reisen sollte, um gegen die Bayern zu spielen. In Reihen des FCB waren junge, hungrige und talentierte Spieler wie bspw. ein aufstrebender Tormann namens Sepp Maier.

Gleichwohl an jenem 9. August 1964 noch kein Franz Beckenbauer oder Gerd Müller auf dem Platz standen, galten die Lilien beim Vorjahreszweiten nur als Außenseiter. Folgerichtig rechneten die 6.000 Zuschauer mit einem Heimsieg des FCB.

Wie stark der FC Bayern tatsächlich war, sollte sich spätestens nach Beendigung der 90 Minuten zeigen. Die Münchner demontierten die Lilien nach allen Regeln der Kunst mit 10:0! Zehn zu null!!!

Eine Schmach, die entweder ein ligauntaugliches Team aus Südhessen, oder aber auf eine Münchner Übermannschaft schließen ließ. Glücklicherweise war letzteres der Fall, denn der FC Bayern spazierte nur so durch die Liga, schoss die Gegnerschaft in schöner Regelmäßigkeit ab. Beim Freiburger FC siegten die Bayern mit 11:2, gegen Ulm gelang ein 9:1, der KSV Hessen Kassel wurde mit 6:0 „abgewatscht“ und auch die Stuttgarter Kickers wurden im Degerloch mit 6:1 regelrecht gedemütigt.

Und auch das Rückspiel am Böllenfalltor vor 15.000 Zuschauern ging sang- und klanglos mit 2:7 verloren. Mittlerweile standen bei den Bayern auch der zukünftige „Kaiser“ und der „Bomber“ auf dem Platz.

Die weitere Geschichte ist schnell erzählt: Letztendlich stieg der bayerische Hauptstadtclub souverän auf, erzielte in 36 Ligaspielen stattliche 146 Tore und begann fortan seinen Siegeszug in Deutschland und Europa. Meisterschaften, nationale und internationale Pokale finden sich seitdem im Jahresrhythmus im bajuwarischen Vitrinenschrank ein.

Wer weiß, wie sich der große FC Bayern entwickelt hätte, wenn der SV Darmstadt 98 vor über 50 Jahren das Eröffnungsspiel der jungen Saison durch eine Abwehrschlacht und einen Sonntagsschuss mit 1:0 gewonnen hätte? Möglicherweise hätten sich die Bayern nie von der Auftaktniederlage erholt, wären im Mittelfeld der damaligen Regionalliga Süd gestrandet und wären heute einer unter vielen Amateurvereinen in der viert- oder fünfthöchsten Spielklasse. So aber darf man getrost behaupten, dass die Lilien der Grundstein zu dem sind, was die Bayern heute sind: einer der weltweit erfolgreichsten Vereine!

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