Zwischen FCB und BVB: Darmstadt empfängt Bremen unter Flutlicht
Fabian Ortkamp
- Bundesligasaison 2015/2016, 6.Spieltag
SV Darmstadt 1898 – SV Werder Bremen
- September 2015
Merck-Stadion am Böllenfalltor, Darmstadt
Angesichts des Spielplans könnte man beinahe meinen, dass die DFL das Heimspiel gegen Werder Bremen zum Durchatmen eingebaut hat. Zwischen den Mammut-Aufgaben FC Bayern München und Borussia Dortmund empfängt der Sportverein die Grün-Weißen von der Weser. Quasi als Ruhe vor und nach dem Sturm. Aber damit täte man den Werderanern unrecht. Zwar spielt Bremen nicht mehr auf dem Level, wie sie es vor etwa 10 Jahren taten. Zu der Zeit waren nicht der BVB oder der Volkswagenkonzern erster Bayernverfolger, sondern eben die Bremer, die im Jahr 2004 mit dem Gewinn des Doubles die Bayern sogar zumindest für ein Jahr national überflügeln konnten. Die angesprochene Saison bedeutete gleichzeitig die erfolgreichste Spielzeit des SV Werder, aber verdeutlicht die Tatsache, dass Kugelblitz und Dschungel-Veteran Ailton damals mit 28 Treffern Torschützenkönig der Fußballbundesliga wurde, dass seitdem schon viel Wasser die Weser herunter geflossen ist.
In den vergangen Jahren kämpfte Bremen dagegen an, im grauen Mittelmaß zu verschwinden und musste auch das ein oder andere Mal um den Klassenerhalt bangen. Es ist jedoch Bremer Eigenart, dass jede noch so kleine Erfolgsserie eine Welle der Euphorie im Umfeld des Vereins auslöst und den Ruf nach Europa laut werden lässt. Vielleicht hat es etwas mit der norddeutschen Luft zu tun, denn auch vom HSV kennt man dieses Gebaren nur zu gut. In Bremen wurden derlei Aussagen zuletzt von Altmeister Claudio Pizarro getätigt, der die Champions League als realistisches Saisonziel ansieht. Auf die Erfahrung und den zweifelsohne immer noch vorhandenen Torriecher des Peruaners setzt man bei Werder große Hoffnungen.
Gegen den auswärtsstarken Aufsteiger aus Ingolstadt setzte es am 5. Spieltag eine Last-Minute-Niederlage. Das 0:1 gegen die Schanzer bedeutet die zweite Heimniederlage in dieser Saison. Die Lilien mussten ihrerseits eine 0:3 Niederlage gegen den Branchenprimus FC Bayern München einstecken. Allerdings verkaufte sich der Sportverein mehr als teuer gegen den übermächtigen Gegner aus dem Süden der Republik. Der Führungstreffer der Münchner konnte noch auf die individuelle Klasse der Bayern-Profis zurückgeführt werden, als Arturo Vidal ein Zuspiel von Douglas Costa perfekt an den rechten Außenpfosten und damit ins Tor von Christian Mathenia bugsierte. Aber insgesamt verhinderten die Lilien durch ihr Auftreten im geschlossenen Kollektiv eine deutlichere Niederlage. Manch ein gestandener Bundesligist musste in der Vergangenheit eine weitaus höhere Niederlage gegen die Bayern einstecken.
Nun steht dem SV Darmstadt 98 seine erste englische Woche der „Neuzeit“ bevor. Spieler wie Fans fiebern unter Flutlicht dem ersten Heimsieg der Saison entgegen. Gelingt dieser am Dienstag gegen Bremen, wird man im hohen Norden wohl vorerst weiter kleine Brötchen backen müssen.