Von alten Männern, dem Meer, Fragen aus der Kindheit und so nem klitzekleinen Aufstieg…

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„Erinnerst du dich, als wir noch Kinder waren und am Strand die tollsten Burgen gebaut haben,

als die Sonne unterging und die Flut langsam kam, und die Wellen ohne Gnade uns langsam alles nahmen…“

“…Und wir versuchten noch zu retten was nicht zu retten war. Mit einer Leidenschaft gekämpft, so sonderbar….“

 

Kennt Ihr das? Diese „Bilder“, die euch zu Fußball im Allgemeinen und eurem/unserem Lieblingsverein im Besonderen immer und immer wieder einfallen und die in dem Moment wie „Arsch auf Eimer“, die berühmte „Faust auf’s Auge“ oder sonst irgendwie zu passen scheinen?

Ihr sitzt hier, hört einen Eurer Lieblingssongs und irgendwie fällt euch alles wieder ein?

Aber was hat das ganze denn nun mit Wasser, Wellen und Sandburgen zu tun? Nun, ist der Fußball nicht ein Stück weit ganz genau so?

Mal treibst du ganz ruhig im Wasser, mal surfst du auf der Welle des Erfolgs und mal wirst du plötzlich und eventuell unerwartet von einem Strudel runtergezogen oder es erwischt dich eine Welle von der gefühlten Höhe irgendeines viel zu hohen Wolkenkratzers mit voller Breitseite, du kannst dich nicht halten und taumelst…
„…wir saßen da und redeten und die Sonne versank

und wir kamen zu dem Schluss den ich schon damals so klasse fand

Was hätten wir denn tun sollen?

was hätten wir denn tun sollen?…“

 

Noch gar nicht so lange her, da hatte unsere Lilien in der dritten Liga eine solche Breitseite erwischt, nur mit Hilfe eines Rettungsschwimmers, oder besser… – Ach, Ihr wisst alle was ich meine!!!

Seit diesen Tagen im Mai, Juni 2013 jedenfalls scheint unser Verein eine Wahnsinnswelle unter dem Bug zu haben, die ihn gerade ganz gewaltig nach oben trägt. Eine Welle des sportlichen Erfolgs, die weitere, wie zum Beispiel die der Sympathie mit sich bringt.

Aber der SVD wäre eben nicht der SVD, wenn er genau dieses Wogen, dieses Auf und Ab, nicht irgendwo ein Stück für sich kompensiert und auch irgendwie perfektioniert hätte – das „sanfte Treiben“ scheint es (zumindest wenn man der eigenen Erinnerung und den Geschichten der „noch älteren“ glaubt) nicht zu geben. Es gibt nur „auf“ oder „ab“ (Abstiegskampf oder Aufstieg), „ruhige Saison“ mit einem „entspannten Platz im Mittelfeld“? – Vergiss es!!! Scheint es hier in Darmstadt nicht zu geben.

Tja – und trotzdem folgen wir diesem Verein viele Kilometer im Jahr, kommen zu den Heimspielen, lassen jeden verdammten Montag an der Stimme erkennen „ahhhhh, du warst beim Fußball…!!!“. Ja, ganz ehrlich? Was hätten wir denn …

 

So eben auch in der letzten Saison, wo wir vorher „Absteiger Nummer eins“ waren und eigentlich zum wiederholten Male nichts anderes wollten als die Vorgaben unseres Trainers erfüllen und schnellstens die 40 Punkte bis zum Klassenerhalt einfahren.

Wenn diese aber schon im März geholt sind und das Team trotz einer Serie von mehreren Spielen ohne Sieg eben immer noch da oben steht in der Tabelle? Ja Leute, was hätten wir…

Der Eine und die Andere hat doch, wenn wir mal ganz ganz ehrlich sind, schon länger darauf spekuliert, gerechnet,… dass es am Ende dann doch zum ersten Mal nach verdammt langen – und von Einigen noch nicht erlebten – dreiunddreißig Jahren nach „ganz oben“ geht. Liga eins!!
Das letzte Spiel gegen St. Pauli, Dramatik pur. Denn durch unsere Niederlage die Woche zuvor in Fürth und den Saisonverlauf des Stadtteil-Vereins aus Hamburg war klar, dass es nun um alles gehen würde.

Und doch hat man sich – mit der Leidenschaft der Jungs aus dem Song auch um Dinge neben dem Platz gekümmert. Die Party von „Block1898“ und „FuFa“ in der Krone und eben wir S.H.A.R.P. Skins und Freunde um die Feier in der Oetinger Villa am Abend zuvor, denn gerade nach der Aufnahme in Hamburg und der langen Nacht mit den „Skinheads St. Pauli“ war für uns klar dass es da nur eines gibt was wir tun sollten – uns mit ner schönen Party revanchieren und für einen Abend versuchen zu vergessen.

Glaubt mir – hat nicht ganz so geklappt und trotz Bands aus Kinder-/ Jugendtagen kamen die Themen wie Auf- und Abstieg. Stadion, etc. auch an dem Abend wieder hoch, da waren sie wieder, diese Wellen die eben ohne Gnade…

 

Sonntag, die Nacht war kurz, die Sonne schien ins Zimmer, der frühe Vogel… – also den bei mir untergekommenen Hamburger, dem eh immer alles zu früh ist, geweckt – ab in die Stadt.

Demo vom Rathaus zum Stadion. Demo, weil es dieses Mal eben um mehr ging, als nur das gemeinsame Laufen zum Stadion am letzten Spieltag. Es ging für uns als Fanszene eben ganz klar darum, sich zu positionieren und eben nach Außen zu tragen, dass ein neues Stadion in Darmstadt nur eines sein kann, das auch die alten Themen und Inhalte und die über viele Jahre gewachsene Kultur des Stehens und der Stimmungszentren an mehreren Stellen transportiert.

Zu zeigen, dass wir mehr sind, als „die paar Hanseln“ von denen wohl zunächst angenommen wurde, sie seien mit Ihren Wünschen nach ausreichend Stehplätzen sowie deren Anordnung an mehr als einem Standort im neuen Stadion alleine.

 

Am Stadion dann Stand-Aufbau, Ausgabe der letzten Tickets für die abendliche Party, irgendwann dann rein, die Spannung stieg…

Ich weiß ganz ehrlich nicht mehr wie das Spiel im Einzelnen verlief, ich weiß lediglich das ich von Beginn an jedem in meiner Nähe erzählt habe, dass da heute nichts passiert, wir gewinnen und es am Ende für beide reicht.

 

Tja und am Ende brachen dann alle Dämme, ich hob kleine Kinder nach unten in die Arme ihrer Väter und an meiner Schulter weinten Männer, von denen ich bis dahin nicht wusste, dass sie Tränendrüsen haben.

Das war emotional irgendwie der Strand von sonstwo an einem Tag, den sich jeder Surfer wünscht, da rollte eine Welle nach der nächsten, unbeschreiblich.

DANKE AN EUCH ALLE für diesen geilen Tag – an dessen Ende ich irgendwann nur noch völlig leer war und nach Hause wollte.

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