Wie läuft eine Stammzellspende denn ab?

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Wie läuft eine Stammzellspende denn ab?

Ein Lilienfan weiß davon zu berichten.

Eine „große Überraschung“ sei es für Jürgen Arras gewesen, als im Januar diesen Jahres sein Handy klingelte. Am anderen Ende meldete sich die DKMS, er käme als Spender für einen Leukämiekranken in Frage. Groß deswegen, weil es bereits das zweite Mal war. Unser Autor der Lilienkurier-Rubrik „Gegner im Fokus“ ist schon zweimal glücklicher Spender gewesen. Wenn einer weiß, was da auf einen zukommt, dann wohl er…

Jürgen ließ sich schon als 18-Jähriger typisieren, „damals wurde ebenfalls händeringend ein Stammzellenspender gesucht, und es gab eine entsprechende Typisierungsaktion in Nieder-Ramstadt.“ Ohne groß darüber nachzudenken gab er eine Speichelprobe ab und war fortan in der Datei registriert. Nicht einmal drei Jahre später kam es zu seiner ersten Spende: Sie erfolgte noch im klassischen Verfahren. Dafür musste er eine Nacht ins Krankenhaus, die Stammzellen wurden tags darauf unter Narkose aus dem Knochenmark entnommen.

Im Vorfeld der Operation musste Jürgen noch zu einigen Terminen nach Frankfurt zum Blutspendedienst. Sein Blut wurde noch näher analysiert, ob es denn auch wirklich auf den Empfänger passt. Das war nun genauso geschehen, wie jetzt auch. Anders als damals entwickelte sich in der diesmaligen Phase vor der Spende nur noch pure Vorfreude bei Jürgen. „Groß Neues kam ja nicht auf mich zu. Und wenn doch mal letzte Zweifel kamen, dann schaute ich auf meine zwei blau-weiße Bändchen mit der besonderen Aufschrift am Handgelenk, die ich seitdem täglich trug. Das gab mir Hoffnung und Zuversicht für die bevorstehende ehrenvolle Aufgabe. Eines trug ich für meinen Empfänger, das andere für mich, uns sollte ja bis dahin nichts Schlimmes passieren.“

Nun konnte er kurz nach Ostern erneut spenden. So, wie sich die Zeiten am Böllenfalltor geändert haben, hat sich mittlerweile auch bei der Stammzellspende die ambulante Möglichkeit durchgesetzt. Hierbei liegt der Spender rund vier Stunden im Bett. Seine Stammzellen werden aus dem Blut entnommen – durch ein Verfahren, das ein wenig an eine Dialyse erinnert. Zuvor musste er sich vier Tage lang zweimal täglich Spritzen mit einem Wirkstoff setzen, der die Stammzellen in der Blutbahn anreichert. „Das mit dem Spritzen hat mich am meisten Überwindung gekostet, das kann aber auch jemand anderes machen.“

Zwar verspürte er Schmerzen in der Rückengegend in den Tagen vor der Entnahme, aber das Heimspiel gegen Schalke 04 ließ er sich nicht entgehen. Schon beim Anruf im Januar dachte der langjährige 98er-Fan auch an Johnny und dessen Einfluss auf die Geschichte. „Irgendwie konnte ich mich damit in gewisser Weise revanchieren. Er gab einst der Mannschaft in Bielefeld Mut und Kraft, das Unmögliche möglich zu machen, und erfüllte damit vielen Fans einen nicht enden wollenden Traum.“ Daher sollte jeder, der noch am Zweifeln ist, sich auch vor diesem Hintergrund einen Ruck geben und sich einfach typisieren lassen. Den Empfänger seiner Stammzellen möchte er dieses Mal kennen lernen, „damals wollte ich es nicht, das steht einem frei. Jetzt habe ich schon den Wunsch, den Menschen kennen zu lernen.“ Das ist aber erst nach ein paar Jahren möglich und der andere muss ebenfalls damit einverstanden sein.

„Ich wünsche Marion viel Glück, dass sich ein passender Spender findet. Bei dieser Sache geht es schlicht und ergreifend darum, einem schwerkranken Menschen eine neue Lebenschance zu geben. Darüber hinaus ist es für einen persönlich ein nahezu einmaliges Erlebnis. Dies alles beginnt mit der Typisierung. Mund auf! Stäbchen rein! Spender sein! Das ist die erste Devise, die am Sonntag gegen Bochum zählt. Danach kann dann auch auf den Rängen bis aufs Letzte angefeuert werden.“

Bildquelle: DKMS