Mit tausend Gedanken in die Kurve

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Wenn es am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen die „Knappen“ aus Schalke um drei Punkte und eine gute Verabschiedung aus der Liga geht, so ist der ein oder andere Gedanke nicht nur bei dem, was auf dem Platz passiert. Warum erklärt euch Wuschel in seinem Vorbericht.

Sind wir mal ehrlich, letzten Endes sind Fußballer – und so auch unsere Jungs mit der Lilie auf der Brust – doch auch nur Menschen. Da dürfte es also nicht verwunderlich sein, wenn der geneigte Betrachter der Lilienspiele in letzter Zeit ab und an das Gefühl hat, die Jungs seien – warum auch immer – nicht so ganz „frei im Kopf“. Ob es nun die mittlerweile recht klare sportliche Lage und somit auch die Aussicht auf Spiele in einer tieferen Liga ist, die Vertragssituation, private Dinge? – Weiß keiner von uns so wirklich.

Ich sitze hier und kann da nur mutmaßen und ganz ehrlich, das will ich nicht wirklich. Meine Gedanken aber schweifen immer mal wieder ab und bleiben nicht bei dem Spiel am kommenden Sonntag, dem Spiel, für das ich hier den Vorbericht schreiben soll und will. Frei wie Gedanken so sind, ist es ihnen relativ wumms, dass da am Sonntag der Tabellenletzte im Heimspiel mit dem FC Schalke 04 gegen ein Team spielt, welches sich zu Saisonbeginn mit seinem neuen Trainer Markus Weinzierl vermutlich mehr ausgerechnet hätte als auf Platz zehn zu stehen, und wenn’s dumm läuft, nichts mit den Plätzen „im internationalen Geschäft zu tun zu haben“. Es ist diesen Gedanken auch egal, dass wir bei einem Torverhältnis von 19:56 um so viele Tore im Minus sind, wie Schalke geschossen hat… Vielmehr wandern sie immer wieder weg und bleiben kurz bei anderen Dingen hängen. Bei den Situationen, die zum Leben gehören und als solche auch immer wieder im Fußball auftauchen.

Meine Gedanken sind bei Günther, „Günni“ Reimann, der leider zwei Tage vor unserem Heimspiel gegen Leverkusen den Kampf gegen eine Krankheit verloren hat und heute, wo ich diese Zeilen schreibe, beerdigt wurde. Sie wandern weiter und halten inne bei all denen, die ich kannte, bei denen, die Ihr kanntet, bei all denen, die es leider nicht geschafft haben und die – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr unter uns sind. Nicht mehr mit uns zur Arbeit, zum Fußball, auf Konzerte, … gehen und die ebenso fehlen, wie sie in unseren Herzen ihren Platz für immer haben.

Tja, und dann bleiben sie, auch wenn ich da nicht gerne drüber rede, an einem dieser Tage hängen, an dem Tag, wo eintrat, was ich zwei Wochen zuvor bei einem Gespräch im Fanprojekt mit „Eyyy, in letzter Zeit kommt‘s irgendwie immer näher, Schalke, Dortmund Augsburg, Mainz – ich hoff nur es fällt nie einer bei uns um oder verunglückt oder es passiert en annern Scheiß, ich wüsst echt nidd wie ich reagier …“ befürchtete.

30. Januar 2016, ca. 16:40 Uhr. Es ist passiert, in Darmstadt, nur dass ich eben nicht derjenige war, der schockiert und ein Stück weit hilflos daneben stand und nicht wusste, was er tun sollte, sondern derjenige, der da lag. Ich war derjenige, der leider auf tragische Weise klar machte, wie banal das Hinter-einem-Ball-her-Rennen in manchen Momenten wirklich werden kann. In diesem Moment aber haben nicht nur meine Freunde in Darmstadt inne gehalten, sondern auch auf Seiten unserer Gäste aus Schalke war egal, dass da gerade zwei Tore für das eigene Team fielen. Es war egal, dass es regnete, man im Matsch unseres Gästeblocks – meiner Meinung nach des schönsten der Liga – stand. Egal, weil da einer gerade um sein Leben kämpfte, oder besser gesagt, die vor Ort befindlichen Einsatzkräfte des DRK alles gaben.

Ihr alle habt geschwiegen, habt gezittert, habt gehofft und in der Folge kamen tausende von Genesungswünschen und Solidaritätsbekundungen. Ich bin zwar schon länger wieder drin, aber am Sonntag, mit dem ersten Heimspiel gegen Schalke seit diesem 30. Januar, schließt sich ein Kreis …

DANKE AN EUCH ALLE – und auf ein schönes Spiel …

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