Kurze Spielberichte der bisherigen Rückrunde

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Noch sind rund 10 Partien zu bestreiten. Doch der Rückrundenauftakt war bereits sehr vielversprechend, vor allem auswärts. Unsere Autoren Fabian Ortkamp und Fabio Irde werfen bereits jetzt einen Blick zurück.

Hannover 96 – SV Darmstadt 98, 23.01.2016, 1:2 (1:1)

Mit Sandros Doppelpack zum vierten Auswärtssieg

Nach der durchwachsenen Vorbereitungs- und Testspielzeit (SV Darmstadt 98 – Chemnitzer FC 2:0, SV Darmstadt 98 – Kasimpasa Istanbul 1:1, SV Darmstadt 98 – 1. FC Nürnberg 0:1) fiel endlich der Startschuss für die Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Die Gastgeber starteten mit Neuzugang Hugo Almeida furios und gingen in der 10. Minute früh in Führung. Doch die Lilien blieben davon unbeeindruckt, spielten ihre Auswärtsstärke im „Kellerduell“ souverän aus. Sandro Wagner verwertete Marcel Hellers Flanke nach Weiterleitung von Jan Rosenthal in der 31. Minute zum verdienten 1:1. Und in der 45. Minute knallte Peter Niemeyer das Leder an den Pfosten. Ein Ausrufezeichen war gesetzt! Nach der Pause stand Sandro Wagner erneut goldrichtig (47.) und erzielte mit dem 1:2 vor mehr als 36.000 Zuschauern in der HDI-Arena seinen sechsten Saisontreffer (neuer persönlicher Saisonrekord). Sandros Doppelpack – es waren seine einzigen beiden Torschüsse im gesamten Spiel – vermieste Thomas Schaafs Debüt in Hannover gründlich und bescherte den 98ern den vierten Auswärtssieg.

SV Darmstadt 98 – FC Schalke 04, 30.01.2016, 0:2 (0:1)

Fußball verkommt zur Nebensache

Im ersten Heimspiel des Kalenderjahres 2016 empfingen die Lilien den Revierclub aus Gelsenkirchen. Und Darmstadt erwischte einen guten Start in die Partie, nahm den Kampf bei strömendem Regen gut an und stellte die Schalker vor Probleme. Diese kamen zu Anfang mit den Platzverhältnissen nur schwer zu recht. Als Manko im Darmstädter (Heim-)Spiel entpuppte sich einmal mehr, dass die Lilien über die guten Ansätze nicht hinauskamen und vor dem gegnerischen Tor nicht zwingend genug auftraten. So waren es die Schalker, die kurz vor der Pause den Führungstreffer durch Max Meyer bejubeln durften. Zu Beginn des zweiten Durchgangs verkam die Partie dann urplötzlich zur Nebensache. Sanitäter und Notärzte kämpften um das Leben eines Lilienfans auf der Tribüne, im Stadion wurde es mucksmäuschenstill. Dass Schalke in der 53. Minute durch Leroy Sané auf 0:2 erhöhte, interessierte in diesem Moment keinen Darmstädter mehr. Unter dem Beifall des ganzen Stadions (den Schalker Anhang miteinbegriffen) wurde der Fan nach erfolgreicher Reanimation schließlich abtransportiert. Das Spiel wurde 0:2 verloren, aber die gute Nachricht aus heutiger Sicht: der Fan hat den Kampf gewonnen und ist auf dem Weg der Besserung.

TSG Hoffenheim 1899 – SV Darmstadt 98, 07.02.2016, 0:2 (0:1)

Lilien setzen Auswärts-Erfolgsstory fort

Wir haben von der ersten Minute an Vollgas pur gegeben und einen Konkurrenten auf Distanz gehalten.“ Besser hätte es 98er-Torhüter Christian Mathenia nicht ausdrücken können. Lilien-Kapitän Aytac Sulu (33.) und Slobodan Rajkovic (85.) erzielten die Tore in diesem wichtigen „Abstiegsduell“ bei der TSG Hoffenheim 1899, wo der südhessische Raketen-Aufsteiger eines seiner besten Spiele zeigte. Bedenkt man, dass die abstiegsbedrohte TSG unter Trainer Huub Stevens bis dato keines ihrer vier Heimspiele verloren hatte, eine eindrucksvolle Leistung der 98er. Und offenbar sind Lilien-Spieler, die auf Ex-Vereine treffen, besonders motiviert (siehe Spielbericht oben: Mit Sandros Doppelpack zum vierten Auswärtssieg). Sulu, der es zwischen den Jahren 2007 und 2009 nicht ein einziges Mal in das TSG-Team schaffte, frotzelte nach dem fünften Auswärtssieg: „Schön, dass ich im alten Wohnzimmer ein Tor machen durfte. Das war ein rundum gelungener Abend für mich.“ Sulus fünfter Torerfolg in einem Auswärtsspiel in der aktuellen Saison bescherte dem gebürtigen Heidelberger gleich drei Dinge: Einen Spitzenwert unter den Bundesliga-Verteidigern, einen neuen Spitznamen und zwar „Auswärts-Sulu“, sowie den Sieg bei einer Tor-Wette gegen Trainer Dirk Schuster. Darmstadts Verteidiger sollten fünf Treffer erzielen, um sich wieder ein Zubrot für die Mannschaftskasse zu verdienen.

SV Darmstadt 98 – Bayer 04 Leverkusen, 13.02.2016, 1:2 (1:0)

Unglückliche Niederlage trotz bester Heimleistung

Am Ende war es eine mehr als unglückliche Niederlage. Die Lilien unterlagen der Werkself aus Leverkusen mit 1:2 und verpassten es damit, den Negativtrend vor heimischem Publikum zu stoppen. Dabei verlief die Partie, ähnlich wie zwei Wochen zuvor gegen den FC Schalke, zunächst vielversprechend. Durch Sandro Wagners Führungstreffer in der 28. Spielminute konnten die Lilien endlich mal wieder Kapital aus ihrer spielerischen Überlegenheit schlagen. Da es zudem das erste Darmstädter Heimspieltor seit dem 12. Spieltag (1:1 gegen den HSV) war, wurde es entsprechend frenetisch gefeiert. Zur Halbzeitpause war eine Wiederholung des Überraschungserfolgs aus der Hinrunde in greifbarer Nähe. Auch nach dem Seitenwechsel stand die Liliendefensive zunächst sicher. Bayer tat sich ohne ihren verletzten Topstürmer „Chicharito“ in der Offensive ungewohnt schwer. Es bedurfte der Einwechslung von Hakan Calhanoglu um das Blatt zugunsten der Werkself zu wenden. Calhanoglu, der zu seinen Karlsruher Zeiten einst in der Schlussminute per direkt verwandeltem Freistoß gegen die Lilien getroffen hatte, brachte einen Freistoß aus dem Halbfeld vor das Tor von Mathenia. Sulu, im Bemühen, den Ball zu klären versenkte ihn unglücklich im eigenen Kasten. Darmstadt steckte trotz des Rückschlags nicht auf, wollte die drei Punkte unbedingt am Böllenfalltor halten. Doch ein Konter der Leverkusener, den Julian Brandt abschloss, begrub die Hoffnungen auf den so stark ersehnten Heimsieg. In der Schlussphase wurde es dann bunt auf dem Rasen. Eine gelbe Farbenflut ergoss sich aus der Brusttasche von Referee Dr. Jochen Drees. Von den insgesamt 6 Gelben Karten gegen die Darmstädter, zogen 5 eine Sperre für das folgende Spiel gegen den FC Bayern nach sich. In dieser Form ein neuer Bundesliga-Rekord!

FC Bayern München – SV Darmstadt 98, 20.02. 2016, 3:1 (0:1)

Lilien träumen eine Halbzeit lang von der Sensation

Die Ausgangslage vor der Auswärtspartie beim übermächtigen Gegner Bayern München war mehr als ungünstig. Aber ist sie das nicht immer, wenn man als Direkt-Aufsteiger aus der 3. Liga gegen ein Mannschaft antritt, in der selbst Spieler-Persönlichkeiten wie Franck Ribéry (Europas Fußballer des Jahres 2013!) und Weltmeister wie Mario Götze (Torschütze im WM-Finale 2012!!) mal auf der Reservebank hocken? Nahezu die halbe Lilien-Stammmannschaft (Kapitän Aytac Sulu, Peter Niemeyer, Jérôme Gondorf, Konstantin Rausch und Marcel Heller) war gegen den Tabellenführer und die Millionen-Truppe von Trainer-Legende Pep gelb-gesperrt. Das ist nicht weniger als das Grundgerüst, das Rückgrat der Schuster Truppe. Es soll nicht herablassend klingen, aber die Lilien liefen mit einer B-Elf auf, um „Nadelstichel zu setzen“ wie der 98er-Coach zu sagen pflegt. Dieser Umstand ließ trotz ausgewiesener Auswärtsstärke der Lilien die Hoffnungen auf eine Sensation wie Eis unter der heißen Sonne schmelzen. Aber der Ball ist bekanntermaßen rund…und zappelte in der 26. im Netz, und zwar hinter FCB-Torwart Manuel Neuer. Mit Sandro Wagners Kopfballtor keimte sie wieder auf, die Hoffnung auf die Sensation. FCB-SVD 0:1! Dies stellte den Spielverlauf aber auf den Kopf. Denn der Triple-Anwärter aus München hatte deutlich, nein mit deutlich großem Abstand, mehr Spielanteile, Torschüsse, Torchancen und Ballbesitz zu verbuchen. So schön (aus Lilien-Sicht) und so grausam (aus Bayern-Sicht) zugleich kann Fußball sein. Aber in der zweiten Halbzeit drehte sich der Wind. Unsere Lilien wagten sich kaum noch über die Mittellinie und kurz nach der Halbzeit begann die Thomas-Müller-Show. Und auch dem Offensiv-Tsunami des FCB hatten die wirklich clever verteidigenden und aufopferungsvoll kämpfenden Reservisten und Stammspieler des SVD nicht mehr viel entgegenzusetzen. Müllers Ausgleichstreffer (48.) verdiente das Prädikat sehenswert, doch sein 2:1 (71.) war, für Stolper-Müller-Verhältnisse, ein Traumtreffer: Ballannahme mit der Brust, Fallrückzieher und Christian Mathenia war sichtlich bedient. Dabei hatte der 98er-Torwart einen wirklich verdammt guten Tag und verhinderte mindestens zwei weitere Gegentreffer. Den 3:1-Endstand machte Robert Lewandowski perfekt.

Werder Bremen – SV Darmstadt 98, 27.02.2016, 2:2 (1:1)

Wagner stichelt gut, aber Pizzaro stichelt besser

Es ist erst der 23. Spieltag von insgesamt 34 und doch war dieses Spiel gegen den SV Werder Bremen mehr als ein „Kellerduell“: für die Lilien (Platz 14) ging es darum, den Tabellen-Sechzehnten (Relegationsplatz) auf Distanz zu halten, d. h. einen Klassenerhalt ohne Hin- und Rückspiel gegen den Dritten der 2. Liga hinzubekommen – Stichwort „Diesmal packe mer’s!“ Und obwohl die 98er schon nach 25 Minuten mit 0:3 hätten führen können, ja müssen, denn Sandro Wagner (14.), Kontanstin Rausch (22.) und Jerome Godorf (25.) vergaben klare Einschussmöglichkeiten, stellt ein Abstauber von Anthony Ujah (33.) den Spielverlauf auf den Kopf. Doch kein geringerer als der Ex-Werderaner Wagner (siehe Spielbericht oben: Mit Sandros Doppelpack zum vierten Auswärtssieg) sorgte kurz vor dem Pausenpfiff mit einem (grob fahr)lässig verwandelten Foul-Elfmeter für das hochverdiente 1:1. Und die berühmt-berüchtigte Stärke bei Auswärtspartien und Standardsituationen unterstrich einmal mehr Kapitän Aytac Sulu (82.). „Auswärts-Sulu“ schockte mit seinem sechsten Saisontor die ca. 40.000 Werder-Fans im Stadion, die aber eine Minute vor dem Abpfiff wiederum in Freudentaumel verfallen konnten. Denn Claudio Pizarro vermieste uns mit seinem Kopfballtreffer den dritten Auswärtssieg der Rückrunde – aber nicht die Freude auf einen weiteren Punkt, Platz 13 und weiterhin 4 Punkte Abstand auf Platz 16.

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