Am Samstag, den 8. Juni, reiste das Darmstädter Judo-Team zum vierten und letzten Oberligakampftag nach Geisenheim. Durch die Siege gegen Rüsselsheim, Nidda, Kassel und Wächtersbach und die zwei unglücklichen Niederlagen gegen Wiesbaden und das Judo-Team Bergstraße hatte sich die Darmstädter Truppe um Trainer Kai Schuhmacher auf Platz 3 der Oberliga-Tabelle vorgearbeitet. Damit war die Abstiegsgefahr zwar gebannt und die Meisterschaft in weite Ferne gerückt, dennoch versprachen die bevorstehenden Begegnungen höchst spannende Kämpfe.
Im ersten Kampf trafen die Darmstädter Judoka auf das Team des JC Hünfelden, dem Club dem es in der Vizemeistersaison 2018 als einzigem gelungen war, die Darmstädter Kampfgemeinschaft – bestehend aus den Judoabteilungen des SV Blau-Gelb Darmstadt und dem SV Darmstadt 98 – zu bezwingen.
Den Anfang machte Lucas Wallmann in der Gewichtsklasse „bis 81 kg“. Nachdem er kurz vor Ende der regulären Kampfzeit einen Waza-Ari-Rückstand (halber Siegpunkt) ausgleichen konnte, musste er sich leider im Golden Score geschlagen geben. Andreas Höhl und Luca Grund siegten gewohnt souverän und sicherten zwei wichtige Punkte in den Gewichtsklassen „bis 90 kg“ und „bis 73 kg“. Danach mussten sich leider Tobias Bauer „über 100 kg“ und Timm Lilienthal „bis 100 kg“ nach jeweils starken individuellen Leistungen geschlagen geben. 3:2 für Hünfelden, jetzt war klar, dass sich die Darmstädter keine Niederlage mehr erlauben konnten, wollte man hier noch zwei Punkte mitnehmen – insgesamt sind ja sieben Gewichtsklassen/Kämpfe je Begegnung möglich. In der Gewichtsklasse „bis 66 kg“ lieferte Punktgarant Rodrigo Enjiu einen großartigen Kampf ab. Gegen seinen äußerst unangenehm zu kämpfenden Gegner, ließ der gebürtige Brasilianer nichts anbrennen und konnte den Kampf schließlich im Golden Score für sich entscheiden. 3:3 – die Halle verwandelte sich in einen Hexenkessel. Im letzten Duell der Begegnung „unter 60 kg“ lag es jetzt am jüngsten Darmstädter, Samuele Grosso, den Matchball zu verwandeln. Gegen seinen viel erfahreneren Gegner zeigte Samu, welches Potenzial in ihm steckt, folgte der exakten Marschroute des Trainers Kai Schumacher und konnte den Kampf durch einen Wurf mit anschließendem Haltegriff vorzeitig für sich entscheiden. 4:3 und damit der Sieg für Darmstadt! Eine grandiose Energieleistung, das Duell im Angesicht der Niederlage noch zu drehen und mal wieder eine wunderbare Demonstration des Teamgeistes, der in dieser Darmstädter Mannschaft herrscht.
Danach hieß es nochmals Kräfte sammeln für das Duell gegen den Gastgeber. In der kurzen Pause konnte Geisenheim Hünfelden ebenfalls besiegen und sorgte so für ein an Spannung kaum zu überbietendes Saisonfinale. Durch den Sieg waren die Geisenheimer in der Tabelle an die Darmstädter herangerückt. Ein Sieg gegen Geisenheim würde den Darmstädtern den dritten Tabellenplatz sichern, eine Niederlage würde bedeuten, dass die Wissenschaftsstädter die Saison auf Platz vier beenden würden.
Aus taktischen Gründen tauschten Andreas Höhl und Lucas Wallmann für das Duell gegen Geisenheim die Gewichtsklassen, ansonsten blieb das Team unverändert. Im ersten Duell „bis 81 Kilo“ konnte sich Andi Höhl nach drei Minuten Kampfzeit mit seiner Spezialtechnik im Boden, einen Armhebel (Juji-Gatame), durchsetzen. Hochgestellt in die 90-kg-Klasse konnte sich auch Lucas Wallmann mit einem Festhalter durchsetzen und brachte die Darmstädter damit mit 2:0 in Führung. Timm Lilienthal musste sich dann leider nach einer Unachtsamkeit geschlagen geben. In der nächsten Begegnung konnte Tobi Bauer dann seinen deutlich schwereren Gegner mit zwei Wertungen besiegen. 3:1 für Darmstadt, ein einziger Punkt trennte die Darmstädter damit noch vom Sieg und dem dritten Tabellenplatz in der Judo Oberliga 2019. Aber es sollte nicht sein… Punktgarant Luca Grund wurde im Duell „bis 73 kg“ auf dem falschen Fuß erwischt und musste sich gegen seinen starken Gegner geschlagen geben. Rodrigo Enjiu, in Führung liegend und schwer gezeichnet von seinem ersten Kampf, geriet kurz vor Schluss in einen Haltegriff, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. 3:3, die Halle stand Kopf. Jetzt lag es wieder an dem 17-jährigen Samuele, den Sack zuzumachen. Hoch motiviert startete der jüngste Darmstädter in seinen Kampf, zeigte starke Ansätze und war mehrmals kurz davor, eine Wertung zu erzielen. Doch leider war das Glück diesmal nicht auf Darmstädter Seite, einer starken Ansatzserie seines Gegners konnte Samu nichts mehr entgegensetzen und somit sicherte sich Geisenheim den Sieg und den dritten Tabellenplatz. Die Enttäuschung war den Darmstädtern deutlich anzumerken.
Trotz der ärgerlichen Niederlage im Saisonfinale lässt sich mit ein wenig Abstand aber dennoch ein sehr positives Gesamtfazit ziehen. Eine Saison – geprägt von viel Verletzungspech und manchmal auch einfach fehlendem Glück – auf Platz vier zu beenden, kann durchaus als starke Leistung verbucht werden.
Jetzt gilt, was im Judo immer gilt, wenn man hinfällt: wieder aufstehen, weitermachen und nächstes Jahr wieder angreifen! Dem Motto entsprechend war die Stimmung auch beim Saisonabschlussgrillen schon wieder bestens.
Autor: Dominik Bauer