Zum Geburtstag: Interview mit Pascal Pellowski

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„Fußballprofi? Traumberuf!“

Pascal Pellowski kam in der C-Jugend zum SV 98. 2007 wechselte er aus der Jugend zu den Profis. Er debütierte allerdings schon am 18. November 2006, dem 17. Spieltag der Saison 2006/07, in der Regionalliga Süd. Bis 2009 spielte er bei den Lilien und wechselte zur Saison 2009/10 zum VfL Bochum. Danach folgten Stationen in Elversberg und Saarbrücken. Von Juli 2014 bis Februar 2015 war Pascal vereinslos. Im Februar 2015 schloss er sich dann dem FC Alsbach an. Sein Gastspiel dort dauerte allerdings nur bis zum Sommer. Am 1. Juli 2015 wechselte er in die Regionalliga Südwest zum FC-Astoria Walldorf. Hier bestritt er 105 Ligaspiele und erzielte dabei 5 Tore. Mit dem Verein gewann er 2016 den Badischen Pokal, welcher zur Teilnahme am DFB-Pokal 2016/17 berechtigte. Der FC-Astoria Walldorf zog nach Siegen über den VfL Bochum und den SV Darmstadt 98 ins Achtelfinale ein, wo man gegen Arminia Bielefeld erst im Elfmeterschießen ausschied. Pascal absolvierte alle 3 Partien. Kein Lilienfan wird vergessen, dass er es war, der uns 2016 mit aus dem Pokal geschossen hat. Im Sommer 2019 beendete er seine aktive Laufbahn und kam als Co-Trainer zurück zum SV 98. Unsere Redakteurin Carmen Wurtz traf Pascal im NLZ vor dem Training der U19. Und wir möchten nicht verpassen, ihm ganz herzlich zu seinem heutigen (18.12.) Geburtstag zu gratulieren!!!

Hallo Pascal, schön dass es geklappt hat! Mit wieviel Jahren hast Du angefangen im Verein zu spielen?
Ich glaube, ich war vier Jahre alt, als ich beim SV Weiterstadt angefangen habe.

Ab wann hattest Du eigentlich den Wunsch, Profi zu werden?
Da kann ich kein exaktes Datum nennen. Mir war relativ früh klar, dass mir Fußball unheimlich viel Spaß macht. Es ging auch am Anfang nicht darum Profi zu werden, sondern einfach so oft wie möglich Fußball zu spielen. Im Laufe der Zeit ist mir erst bewusst geworden, dass es den Beruf Fußballprofi gibt. Das erste Mal, dass ich den Wunsch geäußert habe, Fußball-Profi werden wollte, war in der D-Jugend, also in der U9 oder U10.

Worauf hast Du auf Deinem Weg dorthin verzichten müssen?
Eines vorneweg: Ich habe bestimmt auf einiges verzichten müssen, um meine Ziele zu erreichen, aber ich habe es damals und auch heute nie als Verzicht empfunden. Anders formuliert: Ich habe gerne auf bestimmte Sachen verzichtet, weil ich wusste, wofür ich es tue. Als in der Oberstufe meine Freunde auf die ersten großen Partys gegangen sind und ich immer abgesagt habe, um mich optimal auf die Spiele vorzubereiten, war das nicht immer so einfach für mich. Die tollen Geschichten, die ich montags in der Schule gehört habe und die ich am Wochenende verpasst hatte, haben mich manchmal nachdenklich gemacht. Aber an meiner Einstellung hat das nichts geändert. Den einzigen wirklich großen Verzicht, den ich noch in Erinnerung habe, war in meinem ersten Profi-Jahr bei den 98ern. Wir hatten von der Schule eine Abschlussfahrt. Zehn Tage Prag mit dem ganzen Jahrgang und mir wurde drei oder vier Tage vorher gesagt, dass ich bei den Profis mit trainieren kann. Die Fahrt habe ich dann absagen müssen. Ich bin Zuhause geblieben, während meine Klassenkameraden nach Prag gefahren sind. Da wäre ich echt gerne dabei gewesen und es tat mir leid, dass ich nicht mitkonnte. Ich hatte zwar das Privileg bei den Profis zu trainieren, aber ich wäre schon gerne mit meinen Freunden mitgefahren.

Bei welchem Trainer war das?
Bei Gerhard Kleppinger. Er hatte mir zwar freigestellt mitzufahren, aber ich habe mich bewusst gegen die Reise entschieden.

Da hast Du schon gemerkt, dass Du ein „größeres“ Ziel verfolgen willst.
Genau. Das Ziel hatte ich bereits auch vorher, aber hier wurde nochmal klar, wie sehr ich Profi werden will. Man muss diesem Ziel viel unterordnen und es wird von Jahr zu Jahr mehr. Dies war dann der letzte Schritt gewesen, um zu den Profis zu kommen und ich habe gemerkt: Du stehst kurz davor Deinen Traum zu verwirklichen.

Was, denkst Du, muss man für eine Karriere als Profi noch mitbringen?
Sehr viel Fleiß und Wille sich tagtäglich zu verbessern. Nicht nur im Training, sondern auch privat Sachen machen, die nicht unbedingt direkt mit Fußball zu tun haben. Zum Beispiel Ausdauerläufe, Krafttraining, etc. Auch nach dem Training nochmal eine halbe Stunde individuell trainieren, also Eigenmotivation. Druckresistent sein, wenn Du merkst, es läuft nicht alles so, wie Du es Dir vorstellst. Im Fußball gibt es immer Rückschläge über einen längeren Zeitraum, und da sollte das Motto gelten: „Jetzt erst recht!“

Wie sehr haben Dich unqualifizierte Beurteilungen von Fans geärgert?
(schmunzelt) Von Fans eigentlich gar nicht, außer wenn es unter die Gürtellinie ging. Mehr hat es mich geärgert, wenn jemand aus meinem direkten Umfeld, der weniger Fußball-Know-How hatte, mich unberechtigter Weise kritisiert hatte. Wenn ich aber wusste, jemand ist mit Herzblut dabei, wie zum Beispiel ein Fan, dann hatte ich auch mal mehr Verständnis für unqualifizierte Kritik.

Wie denkst Du über die Aussage, dass ein Profispieler eine öffentliche Person ist?
Das ist auf jeden Fall richtig. Heutzutage stehen Fußballprofis im Rampenlicht. Entweder ungewollt durch die Medien oder bewusst durch eigene Social-Media-Kanäle. Sagen wir mal so: Was definierst Du unter einer öffentlichen Person?

Zum Beispiel, dass es dann Leute gibt, die Dich auf der Straße mit Deinem Vornamen ansprechen oder solche, die so dumme Bemerkungen machen, wie: „Darfst Du überhaupt Alkohol trinken?“
Du kennst mich ja. Ich bin ein sehr offener Mensch. Mich darf jeder ansprechen und es ist ja auch eine Ehre, wenn Dich jemand anspricht und sagt: „Ich erkenne Dich. Dich habe ich doch gestern im Stadion Fußball spielen sehen.“ Wenn das so auf einer höflichen Basis ist, habe ich damit kein Problem. Es macht einen ein bisschen Stolz, dass die Arbeit, die man in den Fußball hinein steckt, auch wertgeschätzt wird. Mich durfte jeder ansprechen. Ich fand es von daher schön mit den Leuten in Kontakt zu kommen.

Wenn Dich aber jemand anspricht und sagt: „Du fährst aber ein protziges Auto!“ Dann geht das doch eigentlich niemanden etwas an…
Für mich gilt: „Jeder darf sich sein eigenes Bild machen!“ Das ist nicht nur auf den Fußball bezogen. Es gibt Sachen, die ich auch verurteile. Sachen, von denen ich sage, das geht gar nicht. Aber trotzdem respektiere und akzeptiere ich andere Lebenseinstellungen. Da bin ich wirklich offen. Aber genauso möchte ich auch respektiert werden. Bei solchen Aussagen, die sich auf ein protziges Auto beziehen, schwingt trotzdem häufig Neid mit.

Wie geht man mit der Bekanntheit um?
(lacht) Na, so bekannt war ich ja auch nicht.

Als Du zum Beispiel in Saarbrücken gewohnt hast, da bist Du doch sicherlich auf der Straße erkannt worden.
Ja sicher, aber ganz entspannt. Da war ich auch nicht hochnäsig und habe mich mit jedem gerne unterhalten. Solange es höflich ist, ist das in Ordnung. Klar kann ich auch verstehen, dass jemand, der noch mehr im Rampenlicht steht, mal sagt: „Jetzt ist auch mal gut und jetzt möchte ich mit meiner Familie essen gehen, ohne dass mich jemand fotografiert.“ Aber das sind andere Dimensionen.

Wann wurde Dir klar, dass es vielleicht nicht ganz für den Lebensunterhalt reicht und Du nicht Vollprofi bleiben kannst? Das war damals in Saarbrücken, nicht wahr?
Ich hatte mir gleich zu Beginn meiner Zeit in Saarbrücken die Achillessehne gerissen und habe dann gemerkt, dass der Trainer nicht auf mich setzt. Ich hatte zwar zwei Jahre Vertrag, habe mir dennoch meine Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll. Was passiert, wenn im Sommer kein neuer Verein kommt? Ich habe über ein Studium nachgedacht, aber war mir nicht sicher, ob ich es machen soll. Denn man hat im Hinterkämmerchen immer noch die Hoffnung, dass es für ganz, ganz oben noch reicht. Als mein Vertrag ausgelaufen war und ich keinen neuen Verein gefunden hatte, habe ich mich aber zu einem Studium entschlossen.

Wie hast Du Dich dabei gefühlt? So als ob Du „versagt“ hättest oder eben einfach nur: „Das war ein Traum und es hat nicht sollen sein“?
Also erst einmal muss ich sagen: Ich habe eine lange Zeit meinen Kindheitstraum in vollen Zügen leben können. Ich habe zwar nicht Bundesliga gespielt, aber in Bochum konnte ich in die erste Liga reinschnuppern. Ich habe zwar nur auf der Bank gesessen, aber ich konnte diesen Traum leben. Ich hatte nicht das Gefühl, ich habe versagt. Ich bin fest davon überzeugt: Um Fußballprofi zu werden brauchst Du drei Sachen: Talent, viel Fleiß und Disziplin und als drittes Glück. Glück kannst Du einfach nicht beeinflussen, das ist einfach so. Nicht, dass es bei mir nur am Glück gelegen hat, aber meine Verletzung an der Achillessehne hat mir schon den Boden unter den Füßen weggerissen. Es war eine Kombination aus allem: Ich hatte kein Glück gehabt, aber es gab sicherlich auch noch bessere Fußballspieler als mich.

Du warst da so ungefähr 25 oder 26, nicht wahr? Und Du bist dann nach Alsbach.
Genau, das war 2013. Ich war ein halbes Jahr arbeitslos gewesen. Habe im Oktober angefangen zu studieren und dann hatte ich wieder Lust Fußball zu spielen. Ich hatte noch gehofft, dass da vielleicht nochmal ein höherklassiger Verein kommt, was aber nicht der Fall war. Da habe ich über Sebastian Heß – er hat damals in Alsbach gespielt – angefragt. Ich wusste, dass dort ein paar gute Kicker spielen. Ich habe gefragt, ob sie mich brauchen können und dann ging alles ziemlich schnell. Ich habe mich dort fit gehalten – und im Winter kam dann auch schon die Anfrage aus Walldorf.

Hattest Du dann in Walldorf die Möglichkeit für ein duales Studium?
Nein, bei Astoria Walldorf ist das so: Einige Spieler sind keine Vollprofis mehr, sondern eher Halbprofis. Der FC-Astoria Walldorf achtet darauf, dass jeder Spieler parallel zum Fußball eine Ausbildung machen oder studieren kann. Deshalb habe ich mich für ein Studium in Darmstadt entschieden. Mir war jedoch klar: Solange ich studiere, werde ich in Walldorf spielen.

Während dieser Zeit hast Du dann schon Deine Trainerscheine gemacht.
Ja, ich hatte in Saarbrücken schon meinen ersten Schein, die C-Lizenz, gemacht. Das war 2011. Während meiner Zeit in Walldorf habe ich dann in verschiedenen Jugendmannschaften hospitiert und im letzten Jahr die DFB-Elite-Jugend-Lizenz gemacht.

Und geht es weiter?
Naja, ich habe es auf jeden Fall vor. Ich weiß jetzt, dass die Termine für die A-Lizenz am 30. Oktober rausgekommen sind und hoffe, dass noch Plätze frei sind.

Machst Du die Trainerscheine, um mit dem Fußball verbunden zu bleiben oder weil Du etwas weitergeben willst?
Mein Ziel ist es zukünftig im Fußballbereich zu arbeiten. Die Lizenzen sind dabei extrem wichtig und deshalb ist es nur logisch, dass ich sie so schnell wie möglich absolvieren möchte. Unabhängig von den Lizenzen möchte ich aber mein Wissen weitergeben – und die Arbeit auf dem Platz macht mir extrem viel Spaß.

Wie weit kann man mit der A-Lizenz trainieren?
Die A-Lizenz reicht bis zur Regionalliga. Für die erste, zweite und dritte Liga braucht man den Fußball-Lehrer.

Wie hast Du Dich gefühlt, als du realisiert hast, dass Du mit Deiner Torbeteiligung Darmstadt aus dem Pokal geschossen hast?
(lacht) Also, ich habe mich einfach wahnsinnig gefreut, dass wir weitergekommen sind. Ich habe nicht realisiert, dass wir Darmstadt ausgeschaltet haben. Ich hatte weder Schadenfreude noch Mitleid. Ich hatte mit Darmstadt eine super-schöne Zeit. Der Verein hat mir sehr viel ermöglicht. Aber Darmstadt hatte vor dem Spiel so viele Erfolge gehabt, waren von Liga zu Liga aufgestiegen. In diesem Moment hatte ich kein „Mitleid“. Ich habe mich nur gefreut, dass wir als Regionalligist einen Erstligisten aus dem DFB-Pokal rauswerfen konnten, das hat mich beeindruckt.

Da war nicht so etwas wie Bedauern dabei, so Gedanken wie „die armen Lilien“?
Bekommt das nicht in den falschen Hals: Darmstadt ist mein absoluter Herzensverein und ich freue mich sehr auch wieder hier zu sein, aber in diesem Moment spielte das keine Rolle. Ich habe mich einfach nur gefreut, dass wir weitergekommen sind. Ich kenne ja auch noch ein paar Personen, die eng mit dem Verein verbunden sind. Tom Eilers zum Beispiel oder Bubu Koch. Wir waren vor und nach dem Spiel noch in Kontakt und ich habe gesagt: „Leute nehmt es mir nicht übel. Heute kann ich mich einfach nur freuen.“

Themawechsel. Was denkst Du von den Leuten auf der Tribüne, die während oder nach dem Spiel die Spieler kritisieren?
Man sieht es ja im Fernsehen nach den Spielen. Die Experten sitzen in Runden zusammen, schauen sich Szenen zehnmal an und sind sich immer noch nicht ganz sicher, was gut und was schlecht war. Aber von einem Fußballer auf dem Platz erwartet man immer die richtige Entscheidung. Das geht einfach nicht.

Verfolgst Du die erste Mannschaft von Darmstadt?
Ja.

Warst Du in letzter Zeit bei einem Spiel?
Ja. Ich habe zum Beispiel das Heimspiel gegen Aue und das Pokalspiel gegen den Karlsruher SC live im Stadion verfolgt. Es ist immer wieder schön am Bölle zu sein.

Wie siehst Du die Situation in der 2. Liga?
Ich glaube, dass die 2. Liga dieses Jahr – bis auf Hamburg und Stuttgart – extrem ausgeglichen ist. Aber auch Hamburg und Stuttgart marschieren aktuell nicht so souverän durch die Liga. Ich bin mir auch sicher, dass die Liga am Ende noch ganz eng beieinander liegen wird. Da entscheiden Kleinigkeiten hinsichtlich Auf- und Abstieg. Aber wir haben eine gute Mannschaft und werden die notwendigen Punkte für eine erfolgreiche Saison einfahren.

Lieber Pascal, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute zum Geburtstag!

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