Die FuFa wird 5! | Interview mit FuFa-Abteilungsleiter Markus Sotirianos

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Markus, du bist Abteilungsleiter der FuFa, die am 03.05.18 ihr 5-Jähriges Jubiläum hat, und von Anfang an dabei. Hättest du vor fünf Jahren gedacht, dass die FuFa heute da ist, wo sie ist?

MS: Erträumt hätte ich mir das vielleicht, aber das war zu diesem Zeitpunkt ziemlich unrealistisch. Im Mai 2013 sind wir sportlich abgestiegen und waren mit mehr als einem Bein in der Regionalliga. Dass dann die Entwicklung der FuFa und des Vereins insgesamt so rasant verläuft, das konnte niemand voraussehen…

Wer war bei der Entstehung dabei und wie kamt ihr damals auf die Idee? Wie war der Entstehungsprozess?

MS: Die Idee gab es schon länger, eigentlich schon zur Insolvenz-Zeit 2008/2009. Einige langjährige und aktive Fans gründeten dann die AGFFA, die „Arbeitsgemeinschaft zur Gründung einer Fan- und Förderabteilung“. Diese hat zahlreiche Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen geführt und die Rahmenbedingungen geschaffen, bis dann auf der Mitgliederversammlung im September 2012 die Gründung einer solchen Abteilung beschlossen wurde.

Was war damals bei der Überlegung, die FuFa zu gründen, euer Ziel gewesen?

MS: Vor allem, den Verein zu stärken, in dem sich die Menschen, die sich mit ihm verbunden fühlen, auch Mitglied werden. Die Vereinsstruktur ist – gerade in Deutschland – so ein hohes Gut, man hat demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten und so die Chance, nicht nur von außen zu kommentieren, sondern tatsächlich seinen Herzensverein mitzugestalten. Je mehr Mitglieder ein Verein hat, desto breiter ist seine Verankerung in der Gesellschaft und desto besser ist er auch geschützt vor allen Widrigkeiten des Tagesgeschäfts.

Der zweite Punkt war, dass wir über die FuFa ehrenamtliches Engagement koordinieren und Möglichkeiten anbieten wollten, seinem Verein je nach Interesse konkret zu helfen. Das hat sich dann auch mit verschiedenen Aktionen und Aktivitäten auf das Vereinsleben insgesamt ausgewirkt.

Wie reagierte der Verein darauf?

MS: In einem Verein muss man bei neuen Ideen auch mal Überzeugungsarbeit leisten. Vertrauen in die handelnden Personen muss sich entwickeln können, das braucht manchmal Zeit. Bei vielen Dingen haben wir offene Türen eingerannt, in manchen Bereichen hat es ein bisschen gedauert. Entscheidend war, dass der Verein erkannt hat, welches Potenzial in solch einer Abteilung liegen kann und wie gewinnbringend sie für alle ist. Man muss sich auch nochmal klar machen, dass es zu Gründungszeiten der FuFa kaum hauptamtliche Stellen auf der Geschäftsstelle gab und ohne ehrenamtliche Unterstützung die ganze anfallende Arbeit kaum zu schaffen war.

Hat sich die Zusammenarbeit mit dem Verein in den letzten Jahren verändert?

MS: Ich glaube, wir werden immer mehr als verlässlicher Partner, aber auch als ehrlicher und kritischer Ratgeber wahrgenommen. Wir stehen in sehr engem Austausch zu allen handelnden Personen, nicht zuletzt auch durch unseren FuFa-Büroleiter, der als fest angestellter Mitarbeiter der Geschäftsstelle das perfekte Bindeglied zwischen Hauptverein und Fanabteilung ist.

Wenn du auf die letzten fünf Jahre zurückblickst, bereust du die Entscheidung, die FuFa mitgegründet zu haben?

MS: Keinesfalls! Wir haben so viele tolle Aktionen gemacht, mit so vielen interessanten Menschen aus so vielen Bereichen zusammengearbeitet und unzählige Kontakte geknüpft. Unsere aktiven Mitarbeiter sind wie eine große Familie, das gibt einem sehr viel zurück. Auch wenn natürlich auch wir in der Abteilungsleitung alles ehrenamtlich machen, sehr viel Zeit dafür drauf geht und das im Job oder zu Hause nicht immer auf Verständnis stößt.

Was waren die größten „Erfolge“ mit der FuFa?

MS: Ich glaube, zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass die FuFa inzwischen ein wesentlicher Teil der Außendarstellung des SV 98 geworden ist – und das setzt sich aus vielen kleineren „Erfolgen“ zusammen. Das können größere Projekte gewesen sein, wie die gemeinsamen Verkaufsaktionen von Johnny-Bändchen mit anderen Vereinen, der „Lilien-Tag des Vereins“, unsere Buchprojekte oder die Typisierungsaktion für Marion gemeinsam mit dem Fanprojekt, aber auch kleinere Sachen wie das Darts-Turnier vor wenigen Tagen.

Für mich zeigt sich Erfolg wirklich viel mehr in den kleinen Dingen. Wenn ein Fan stolz auf seinen Verein ist, weil hier Sachen geschehen, die es in anderen Vereinen so vielleicht nicht gibt oder uns Fanvertreter anderer Vereine rückmelden, dass unsere Aktionen mit großem Respekt wahrgenommen werden oder sogar als Vorbild dienen, dann freut uns das ungemein und bestärkt uns darin weiter zu machen.

Schauen wir auf das Hier und Jetzt. Der SVD ist zurzeit im Abstiegskampf und gibt noch alles dafür, das rettende Ufer zu erreichen. Was denkst du? Schaffen unsere Lilien das noch?

MS: Wir sind mit einem 1:3 im Rücken damals nach Bielefeld gefahren… Klar, „Wunder“ lassen sich nicht beliebig wiederholen, aber ich glaube fest daran, dass auch jetzt noch nichts verloren ist. Es gibt in unserer Geschichte Beispiele für beides – dass es noch geklappt hat, aber auch, dass es nicht geklappt hat. Wichtig ist, dass der Verein weiter diese Rolle für die Menschen, die ihn lieben, spielt – egal in welcher Liga.

Was würde ein Abstieg in Liga drei für die FuFa bedeuten?

MS: Für uns wäre ein Abstieg der Anspruch, dabei mitzuhelfen, dass die Menschen dem Verein erhalten bleiben und umgekehrt. Das Wesen dieses Vereins und die Leidenschaft, mit der die Fans dies leben, ändert sich ja nicht, nur weil man eine Liga tiefer spielt. Der Verein bleibt weiter extrem wichtig für die Region und hat große Aufgaben vor der Brust, die wir alle nur gemeinsam angehen können.

Wie siehst du die Entwicklung der Lilien in den letzten Jahren?

MS: Puh, das ist keine leichte Frage, weil sie verschiedene Aspekte hat. Sportlich haben wir vor zwei Jahren den Höhepunkt der Vereinsgeschichte am 33. Spieltag in Berlin erlebt. Seitdem sucht der Verein etwas seine Balance und Stabilität. Nach diesem steilen und unerwarteten Aufstieg den Übergang in die „Konsolidierungsphase“ zu schaffen, war und ist offensichtlich viel schwerer, als sich das viele vorgestellt haben. Ganz wichtig ist natürlich infrastrukturell, dass es jetzt endlich eine Lösung in der Stadionfrage gibt und wir kurz- bis mittelfristig auch in diesem Bereich mit anderen etablierten Vereinen zumindest nachziehen können.

Hast du irgendwelche Ziele, die du mit der FuFa in den nächsten fünf Jahren noch erreichen magst?

MS: Neben der Unterstützung bei der Konsolidierung des Vereins insgesamt haben wir tatsächlich noch ein großes Ziel: Wir finden, dass es an der Zeit ist, dass der SV 98 seine eigene Geschichte zeigt und erzählt – und zwar in einem eigenen Lilien-Museum. Dabei geht es nicht um eine Art von „Selbstbeweihräucherung“, sondern um ein Stück Lokalgeschichte, die sehr erzählenswert ist. Darmstadt war schon immer ein etwas „anderer“ Verein, der eigene Wege ging – und auch die Fans dieses Vereins haben sich zu allen Zeiten bewusst für ihn und seine Schrulligkeiten entschieden. Würde es nur um Erfolg und vermeintlich tollen Fußball gehen, hätte man in der Region die eine oder andere Alternative. Wer Lilienfan ist, ist das aus Überzeugung. Aber als lange Zeit relativ kleiner Verein passiert es leicht, dass einen das Alltagsgeschäft etwas geschichtsvergessen macht, daher wollen wir dabei mithelfen, einen Raum zu schaffen, in dem unsere Geschichte erzählt wird.

Und auch ansonsten wollen wir natürlich dazu beitragen, dass sich unser Verein auch künftig seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist und Vorbild für Gemeinschaft, Toleranz und Nachhaltigkeit bleibt. Das werden wir weiter versuchen, in vielen kleinen und vielleicht auch größeren Schritten zu leben.

Vielen Dank für das Interview Markus!

Das Interview führte Lana Habeck.