In Gedenken an: Albert Thalheimer

IN GEDENKEN AN: ALBERT THALHEIMER

Heute wäre Albert Thalheimer 94 Jahre alt geworden. Er war eine der Lilien-Sturmlegenden der 1950er-Aufstiegsmannschaft und neben Georg Reeg und Werner Böhmann sicherlich einer der besten Stürmer (anfangs zentral, später Rechtsaußen) in dieser Zeit. Das belegen allein seine 76 Tore in 199 Einsätzen für die Lilien.

Beim SV Weiterstadt ausgebildet und über den Umweg SG Arheilgen kam er ans Böllenfalltor bzw. ins Hochschulstadion, wo die Lilien nach dem Krieg ihre Spiele austrugen, da im Böllenfalltorstadion die Baseball-Spiele der in Darmstadt stationierten US-Truppen stattfanden. Thalheimer machte im Hochschulstadion vor 20.000 Zuschauern sein Debüt gegen den damaligen Südmeister SpVgg Fürth und die 98er verloren mit 0:3.
Die Lilien waren in der Saison 1949/50 in die Oberliga Süd und damit die höchste deutsche Spielklasse aufgestiegen. Und in den schrecklichen Nachkriegsjahren lechzte die Stadt nach Ablenkung und fand sie bei den Fußballspielen im alten Hochschulstadion an der Lichtwiese. Nach starken Leistungen zu Saisonbeginn, war die Niederlage gegen Fürth der Auftakt von mehreren Misserfolgen. Man konnte jedoch gegen den VfL Neckarau (1:0), den FC Bayern München (3:2) und gegen Schwaben Augsburg (2:1) noch doppelte Punktgewinne einfahren, so dass nach 17 Spieltagen Darmstadt mit 13:21 Punkten den 14. Rang belegte. Doch trotz eines 3:1-Heimerfolgs gegen den FC Schweinfurt 05 stand der Abstieg fest. Die Südstaffel wurde von 18 auf 16 Vereine zur Saison 1951/52 reduziert, wodurch die Lilien als Tabellenfünfzehnter gemeinsam mit BC Augsburg, FC Singen 04 und dem SSV Reutlingen in die 2. Liga Süd abstiegen.

Dort entwickelte sich Thalheimer zu einem der besten Stürmer der Liga und traf das ein oder andere Mal sehenswert und das nun auch wieder am Böllenfalltor, wohin die Lilien nach einem Umbau wieder zurückgekehrt waren. Seine Schnelligkeit und sein Torriecher waren zu dieser Zeit gefürchtet. Abseits des Platzes galt er als freundlich und äußert interessiert an Spieltaktiken. Daher kam die Entscheidung, nach seiner Karriere neben seiner Arbeit bei der HEAG den Trainerschein 1964 an der Sportschule Köln unter Trainer-Legende Hennes Weisweiler zu machen, für viele seiner damaligen Sportskameraden nicht gerade überraschend. Thalheimer übernimmt die Jugend beim SV98 als Trainer und versucht dort ein neues Spielsystem einzuführen – das 4-2-4 – durchaus mit Erfolgen.

Und als die Lilien 1966 erneut in Abstiegsnöte geraten, tritt der Trainer und frühere Nationalspieler Ernst Lehner während der Runde zurück und Thalheimer übernimmt. Kurioserweise werden die Spielermeinungen zum Trainerwechsel damals öffentlich im „Darmstädter Tagblatt“ abgedruckt. Dort äußern sich Teile der Mannschaft überrascht über den Rücktritt von Lehner und Thalheimer hat als unerfahrener, gerade einmal 38jähriger Trainer seine Mühe, die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Sie verliert gegen Weiden mit 4:1, gegen Schweinfurt mit 3:1 und spielt nur Unentschieden gegen Opel Rüsselsheim. Auch gegen Bayern Hof gibt es eine Punkteteilung, ehe Augsburg die Lilien mit 5:0 vermöbelt. Erst Anfang April gelingt Thalheimer der erste Sieg als Trainer gegen den ESV Ingolstadt. Es folgen die Derby-Wochen im April 1966: Gegen Hessen Kassel holen die Lilien ein 1:1, verlieren anschließend in Reutlingen knapp mit 2:1 und schlagen am Böllenfalltor Waldhof Mannheim klar mit 2:0. Das Spiel beim OFC (der um die Rückkehr in die 1. Liga kämpft) endet kurios, nachdem die Lilien eine 0:3-Führung am Bieberer Berg noch herschenken und am Ende mit einem 3:3 zufrieden sein müssen. Doch die Frucht von Thalheimers System scheint langsam aufzugehen. Mit drei Siegen gegen Fürth, Pforzheim und den Freiburger FC rettet Thalheimer bei seinem kurzen Trainer-Intermezzo die Lilien vor dem Abstieg in die Drittklassigkeit. Die Erleichterung ist zunächst groß. Doch die Saison 66/67 verläuft derart desaströs, dass Thalheimer auf dem Trainerstuhl nach elf Spieltagen und nur einem Sieg bei zehn Niederlagen von Hermann Schmidtmer abgelöst wird.

Albert Thalheimer bleibt den Lilien treu, arbeitet weiter in seinem normalen Beruf bei der HEAG, trainiert weiter Jugendliche und besucht weiterhin die Spiele am Böllenfalltor. So wird er Zeuge, wie Jahre später die Lilien gar Süddeutscher Meister und Bundesliga-Aufsteiger werden.

Albert Thalheimer verstarb am 08. Mai 2012 im Alter von 85 Jahren und mehrere Todesanzeigen in den hiesigen Zeitungen zeugen von seiner großen Persönlichkeit und Beliebtheit.

Möge diese große Lilie in Frieden ruhen! ⚜

Fotos: Vereinsarchiv