Existenzkampf gegen die Uhr „nicht hoffnungslos“ – Nachbericht zur Info-Veranstaltung am 2.5.

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Es war ein emotionaler Abend, gestern. Für alle, die nicht dabei sein konnten, fassen wir die Veranstaltung hier nochmal zusammen und schildern am Ende die Eindrücke aus unserer Sicht.

Der Bericht

FuFa-Abteilungsleiter Markus Sotirianos begrüßte die Anwesenden in der proppevollen Lilienschänke (auch im verregneten Außenbereich stapelten sich die Leute förmlich) mit der Hoffnung, dass aus Halbwissen und Vermutungen an diesem Abend endlich einmal Fakten und Klartext werden würde. Moderator Raphael Stübig schilderte zunächst kurz die Situation und übergab dann an SVD-Präsident Rüdiger Fritsch.

In seinem gut 20-minütigen Vortrag beschrieb er zunächst die existenzbedrohende Situation des Vereins: Anders als in der Zeit vor ca. 10 Jahren, als der Verein die wirtschaftliche Krise mit dem Insolvenzantrag bewältigen musste und das mit konkreten Aktionen zur Generierung von Geldern lösen konnte, sei heute das „Problem“ weniger sichtbar. Denn der sportliche Erfolg habe in vielerlei Hinsicht die massiven Schwierigkeiten mit dem maroden Stadion übertüncht. Die Forderung der DFL nach einer Überdachung der Gegengeraden sei auch nur die Spitze dieser Entwicklung. Marode Bausubstanz, fehlende Funktionsräume für die Mannschaft, Sicherheitsaspekte und mangelhafte Infrastruktur (etwa die Toiletten-Situation) seien weitere Punkte, die zusätzliche Investments in das Stadion in seiner heutigen Form prinzipiell nicht nachhaltig und damit sinnlos machten. In wirtschaftlicher Hinsicht müsse der Verein jährlich mit 2 Mio. € an Zusatzkosten rechnen, die Stadt mit ca. 1 Mio. €. Verlorene Gelder, die besser in die Schaffung einer modernen Spielstätte anzulegen seien. Es ginge auch weder um die Standortfrage noch um Schuldzuweisungen gegenüber der Stadt oder der DFL. Es gehe darum, ein Grundstück auszuweisen, in dem ein zeitgemäßes Stadion entstehen könne, wo das sei – am Böllenfalltor oder anderswo, sei ihm mittlerweile egal. Und das gehe nur im Schulterschluss mit der Stadt.

In seiner Replik erklärte Bürgermeister Rafael Reißer, dass die Stadt selbstverständlich gewillt sei, dem Verein zu helfen und aus seiner Sicht dafür auch alles unternehme. Der sportliche Erfolg der Lilien habe zu Veränderungen in den Anforderungen geführt – Planungsbeginn war, als die Lilien noch zwischen Regionalliga Süd und 3. Liga angesiedelt waren. Auch noch so großer Umsetzungswille sei an rechtliche Bedingungen geknüpft. Daher könne man ein solches Projekt nicht im Eilverfahren umsetzen, sondern müsse ausführlich prüfen, um sich nicht hinterher der Peinlichkeit eines Baustopps auszusetzen. Zudem habe die Anstrengung des Bauleitverfahrens zu zeitlichen Verzögerungen geführt. Alle vier im Dezember vorgestellten Standorte seien problembehaftet, aber in der Vorprüfung grundsätzlich als möglich ausgewiesen worden. Seiner Meinung nach sei auch weiterhin der aktuelle Standort mit zu prüfen, so dass es sich um fünf derzeit mögliche Orte handelt. Die Stadt werde bis Mitte Mai ein Gutachten zu den Auswirkungen der geplanten neuen Lärmschutz-Verordnung vorlegen, die Prüfung der Standorte sei bis Mitte Juni abgeschlossen. Bis Mitte Juli müsse und werde man in der Lage sein, der DFL einen Masterplan vorzulegen.

Fritsch wies allerdings darauf hin, dass der DFL eine Standort-Suche nicht ausreiche, sondern ein konkreter Zeitplan zur Umsetzung der einzelnen Bauschritte vorgelegt werden müsse. Nur dann sei die DFL zur weiteren Gewährung der Ausnahmegenehmigung für die aktuelle Spielstätte bereit. Reißer gab dann als Perspektive bis zur Finalisierung des Baus bzw. Umbaus den Zeitraum von drei Jahren an, sobald der Ort feststehen würde. Es sei unseriös, den Bau eines Stadions innerhalb eines Jahres zu versprechen. Zum Ende der Präsentationen beider Beteiligter wies Fritsch darauf hin, dass die Gespräche weiterhin intensiv und gemeinschaftlich geführt würden und bereits am heutigen Mittwoch das nächste hochrangig besetzte Gespräch stattfinden werde.

Im Anschluss begann die Fragerunde – und sehr zum Unmut der Anwesenden – konnten einige der Detailfragen nicht oder nicht ausreichend beantwortet werden. Unklar blieb vor allem, inwieweit ein Umbau im Bestand am Böllenfalltor-Standort als reines Fußballstadion möglich wäre und welche rechtlichen Vereinfachungen dies im Gegensatz zu einer Nutzungsänderung als Multifunktionsarena hätte. Auch über den konkreten Stand der Gespräche, etwa mit den Eigentümern des Areals in Arheilgen, wurden keine oder vage Aussagen getroffen. Die gerade bekannt gewordenen Einbrüche bei der Gewerbesteuer hätten allerdings keinen Einfluss auf die Investitionsmittel. Zum Ende dankte Peter Schmidt, Mitglied des Ältestenrats des SV 98, der FuFa für die Organisation dieses Abends und forderte dazu auf, zeitnah weitere Veranstaltungen dieser Art anzusetzen, um den Prozess, der ja in spätestens zehn Wochen abgeschlossen sein müsse, weiter zu begleiten und transparent zu machen.

Unser Eindruck

Dass Rafael Reißer in der Diskussion und an dem Abend unter Druck geraten würde, war vorauszusehen und ist auch wenig überraschend. Es ist gut und anerkennenswert, dass er sich dem gestellt hat. Allerdings hätten wir uns gewünscht, dass auch in Detailfragen Klartext geredet und bei den – aus unserer Sicht – entscheidenden Punkten nicht ausgewichen worden wäre. Auch, wenn beide Seiten betonten, nur gemeinsam die Probleme lösen zu können und zu wollen: Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit war es ein klarer Punktsieg für Fritsch.

Peter Schmidts Wortmeldung sehen wir als Bestärkung in unserer Absicht und unserem Auftrag, weiter zu versuchen, Transparenz in das Stadion-Wirrwarr zu bringen. Wir werden weitere Info-Veranstaltungen zum Stand der Dinge organisieren, versuchen, Fragen beantwortet zu bekommen und die Beteiligten zu einem offenen Miteinander, vor allem zu den Mitgliedern und Fans, anzuhalten. Sollte es wirklich so sein, dass zwischen der Präsentation der Ergebnisse der Standort-Prüfungen und der Abgabe des „Masterplans“ an die DFL nur gut vier Wochen liegen, müssen alle Gespräche in dieser Zeit im „Hauruck-Verfahren“ geführt werden. Hinsichtlich der Emotionalität und der Brisanz dürfte es eine Mammut-Aufgabe werden, alle Leute mit ins Boot zu nehmen. Anders geht es aber nicht, schon gar nicht in Darmstadt.

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Autor: FuFa-Abteilungsleitung / Fotos: Nicole Ferdinand