Ein politischer Wirtschaftsthriller um die Verpflichtung des Kevin K.

0

Am vergangenen Wochenende bestach die TSG 1899 Hoffenheim endlich einmal wieder mit einer positiven Schlagzeile. Grund dafür war das schnellste Tor der Bundesligageschichte und das gegen keinen geringeren als den FC Bayern München! Damit sicherte sich Kevin Volland einen Platz in den Geschichtsbüchern der Bundesligageschichte und war, wenn man es so will, schneller als der 100-Meter-Weltmeister Usain Bolt. Der Jamaikaner benötigte nämlich am vergangenen Sonntag  9,78 Sekunden zu seinem Triumph bei der Leichtathletik-WM.

Ja, da kann einem beim SV 98 schon Angst und Bange werden, wenn man davon ausgehen würde, dass die TSG alle neun Sekunden einen Treffer markieren würde. Hochgerechnet stünde es dann nach Ablauf der 90 Minuten nämlich 0:600 (sechshundert!) aus Sicht der Lilien. Aber keine Angst, denn ich weiß aus sicherer Quelle, dass die Mannen von Darmstadts Coach Dirk Schuster an der Pulverisierung dieses Rekordes hart im Training arbeiten. Merke: Nur Heller ist schneller…

Hoffenheim verlor das Spiel gegen die Bayern übrigens unglücklich mit 1:2 und Volland soll seitdem in Team-Kreisen hinter vorgehaltener Hand „Alpha-Kevin“ genannt werden. Das nicht zur Wahl zugelassene Jugendwort des Jahres 2015 macht indes einen anderen Kevin im Team der Kraichgauer ein wenig traurig: Kevin Kuranyi. Der wurde zu Saisonbeginn von Dynamo Moskau losgeeist, wobei wir bei einem Kapitel gelandet sind, was wir unter dem Motto „kleiner (kosmo-)politischer Wirtschaftsatlas“ abhandeln können. Eine Verschwörungstheorie der ganz besonderen Art wird hier nun durch „knallharten FuFA-Journalismus und akribischer Recherche“ im Rahmen des Hoffenheim-Vorberichts aufgedeckt.

Angefangen hat alles im November 2008, als der nicht zum Einsatz gekommene Kevin Kuranyi in der Halbzeit des Länderspiels gegen Russland das Stadion bereits in der Halbzeitpause verließ. Bundestrainer Joachim Löw war darüber sichtlich „not amused“ und nominierte den damaligen Schalker Stürmer nie mehr für die Nationalelf. Und es sollte noch schlimmer für Kevin kommen, der aufgrund seines Fehlverhaltens in dem russischen Arbeitslager „Dynamo“ in Moskau seinen Strafdienst verrichten sollte. Das ließ sich leicht einrichten, denn Löw unterhielt regen Austausch zu den Verantwortlichen des FC Schalke 04 und forcierte somit Kevins Abschiebung. Der Deal schien perfekt und unbemerkt über die Bühne zu gehen, denn bei den Königsblauen wiederum prangte kein Geringerer als der russische Sponsor „Gazprom“ auf der Brust.

Kevin fristete fortan fünf Jahre ein Dasein im russischen Ligaalltag für Dynamo und wurde erst vor ein paar Wochen begnadigt. Und auch hier spielt die globale Wirtschaft wieder eine entscheidende Rolle. Dynamos Präsident Boris Rotenburg und sein Bruder Arkadi stehen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sehr nahe. Putin, der als russischer Staatschef natürlich auch das Gasmonopol und somit auch „Gazprom“ kontrolliert, kann dies natürlich nur mit Unterstützung eines computergesteuerten Programms. Der Name dieses Programms lautet „SAP“. Und „SAP“ wiederum wurde durch den Mäzen der TSG Hoffenheim, Dietmar Hopp gegründet. Unter der Bedingung, dass Kevin Kuranyi nie wieder international spielen dürfe – weder für die Nationalmannschaft noch in der durch „Gazprom“ gesponsorten Championsleague – trafen Putin und Hopp das Übereinkommen, den Stürmer zu begnadigen und für die Kraichgauer spielen zu lassen. Natürlich floss noch eine kleine Stange Geld unter der Hand nach Moskau, die wohl aus Dietmar Hopps Portokasse entnommen werden konnte. Der SAP-Mitbegründer ist mit 6,6 Milliarden Euro Vermögen nämlich der sechstreiche Deutsche. Nur aufgrund des uneigennützigen und diplomatisch äußerst geschickten Eingreifens der TSG 1899 Hoffenheim konnte so ein weiteres Referendum mit russischer Beteiligung über das Wohl und Wehen von Kevin Kuranyi verhindert werden…

Nach dem bekannt werden des Kuranyi-Transfers sackte die „SAP“-Aktie an den Börsen ab. Zwar liegt sie mit einem Wert von derzeit 57,60 Euro immer noch weitaus höher als die unseres Sponsors „Software-AG“ (24,15 €), aber deutlich wird dadurch der „sportliche Verfall“ der TSG 1899. Wie furios starteten sie einst als Zweitligaaufsteiger im Jahr 2008 und boten den Bayern bis zur Winterpause Paroli im Kampf um die Tabellenspitze, ehe sie einknickten. Ebenso wie jetzt die „SAP“-Aktie im DAX. Der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß sah sich sinngemäß gar zu der Aussage gezwungen, wo sich „dieser Traditionsverein von 1899 gar die ganzen Jahre über versteckt hätte“.

 

Die Tabellenplätze Hoffenheims in der Liga lauteten seitdem 7 – 11 – 11 – 11 – 16 – 9 – 8. Derzeit stehen die Blau-Weißen aus dem Raum Heidelberg wieder auf dem Relegationsplatz, so dass sie hoffen, sich fortan „da unten raus zu kämpfen“. Hierfür wäre momentan wahrscheinlich kein besserer als der ehemalige Haudrauf-und-Helau-TSG-Keeper Tim Wiese geeignet, der sich ja aber nach seinem zwischenzeitlichen Engagement in der „Hoffenehimer Trainingsgruppe zwei“ lieber dem Wrestling zugewendet hat.

Jaja, für solche Anekdoten sind sie dann auch immer mal gut im 34.000-Einwohner zählenden Sinsheim, wo schon Jogi Löws einstiger Co-Trainer Hansi Flick und Ralf Rangnick in der Vergangenheit als Trainer anheuerten. Alles soll zukünftig besser werden bei dem software-unterstützten Verein, der mit der drei Buchstaben-Abkürzungen auf der Brust herumläuft. SAP könnte auch als Synonym für „Schrecken, Angst und Panik“, „Such A Pain“ oder „Sammlung aktueller Probleme“ stehen.

Es mag ja jeder halten wie er möchte mit den Hoffenheimern, ich für meinen Teil kann mich nicht für die TSG erwärmen (gleichwohl von diversen Fanclubs der Kraichgauer auch Spenden in Insolvenzzeiten im Jahr 2008 für die Lilien getätigt wurden!). Wer einen Elch als Clubmaskottchen hat, der wahrscheinlich dem Radiosender SWR3 entliehen wurde („Schwarzwaldelch“), dem kann ich nicht wirklich mein Fußballherz schenken. Sorry, liebe Hoffenheimer, tut mir leid. Wenn ich Elche sehen möchte, dann fahre ich entweder zu einem bekannten skandinavischen Möbelhaus oder aber gleich nach Schweden. Und zum Fußball verschlägt es mich dann in die zweite spanische Liga – zum FC Elche!

Hinterlassen Sie eine Antwort

Bitte geben Sie einen Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein.