Am Wochenende ist es endlich wieder soweit: die Länderspielpause ist vorbei und die Bundesliga kommt zurück. Für die Lilienfans dauert es zwar etwas länger, aber am Sonntagnachmittag greifen dann auch die 98er wieder ins Ligageschäft ein. Am siebten Spieltag kommt es zum Nachbarschaftsduell beim FSV Mainz 05.
Geografisch sind die Städte Mainz und Darmstadt zwar nur rund 40 Kilometer voneinander entfernt, fußballerisch betrachtet lagen sie jedoch vergleichsweise selten in derselben Region. Die Partie am Sonntag ist nach den beiden Begegnungen in der letzten Saison erst das dritte Aufeinandertreffen der beiden Vereine in der ersten Bundesliga. Zuvor traf man das letzte Mal in der Saison 92/93 in der 2. Liga aufeinander. Am Ende der Saison belegten die Lilien den letzten Platz und verabschiedeten sich für die folgenden 21 Jahre aus der zweiten Liga. Während es bei den Lilien bergab ging, begann in Mainz Mitte der 90er der schrittweise Aufstieg. Nach einigen Jahren erfolgreichen Kampfs um den Klassenerhalt begannen sie ins Rennen um den Aufstieg in die Bundesliga einzugreifen.
Rückschläge des 1. FSV Mainz 05
Der Weg dahin war für die Mainzer allerdings ein langer und leidvoller. Drei Mal verpassten sie nur knapp den Aufstieg. Zwei Mal davon unter Jürgen Klopp, den Manager Heidel 2001 in einer Krise kurzerhand vom Spieler zum Trainer beförderte. Klopp leitete in Mainz eine neue Ära ein. Er rettete die Mannschaft und schaffte es mit seiner leidenschaftlichen Art Spieler und Fans zu begeistern. Mainz trat aus dem Schatten anderer großer Vereine der Region wie Lautern oder Frankfurt. Unvergessen bleiben die Jahre 2002 und 2003, in denen die 05er unglaublich knapp den Aufstieg in die Bundesliga verpassten. Im ersten Jahr fehlte ein Punkt, im zweiten sogar nur noch ein einziges Tor. Diese vermeintlichen Rückschläge schweißten die Mainzer zusammen und im dritten Versuch gelang 2004 endlich der Aufstieg in die Bundesliga.
Die Mainzer näher unter die Lupe genommen
Einst als „Ewiger Zweitligist“ bezeichnet, spielt der FSV Mainz 05 mittlerweile seit sieben Jahren in der ersten Liga und spielt in diesem Jahr bereits zum dritten Mal in der Europa League mit. Allerdings ist man auch in Jahren großer Euphorie beim selbsternannten „Karnevalsverein“ bescheiden, bodenständig und familiär geblieben. Die Führung des Vereins um Präsident Harald Strutz ist seit Ende der 80er fast unverändert im Amt. Zusammen mit Manager Christian Heidel, Mainzer und von 1992 bis zum Ende der vergangenen Saison bei den Mainzern, gelang es, den FSV Mainz 05 zum „Vorbild für alle Kleinen“ zu machen.
Aktuell findet man die Mainzer im Mittelfeld der Tabelle. Mit acht Punkten aus den ersten sechs Spielen belegen sie Platz elf und können eine ausgeglichene Bilanz (2-2-2) vorweisen. Im eigenen Stadion sind die Mainzer in dieser Saison allerdings besonders stark. Zur Zeit führen sie die Heimtabelle an und mussten sich bis jetzt zuhause nur gegen Leverkusen knapp geschlagen geben. Auf unsere noch auswärtsschwachen Lilien wartet am Sonntag also eine schwere Aufgabe.
Nicht nur ein Derby
Obwohl wahrscheinlich bloß die Medien das Spiel als „Derby“ bezeichnen und außer der geringen Entfernung auch wenig dafürspricht, dies zu tun, ist es dennoch sicher für viele ein besonderes Spiel. Bedingt durch die Nähe kann man wohl von einem Nachbarschaftsduell sprechen und solche Partien bringen ja für viele durch den persönlichen Kontakt zum Gegner oft doch eine gewisse Brisanz mit sich. So etwa auch für mich als Studentin an der Johannes Gutenberg-Universität, die in direkter Nachbarschaft zum Stadion der 05er liegt. Seit mittlerweile vier Jahren studiere ich in Mainz und seit diesem Jahr bin ich – zumindest wenn es nach meinem Ausweis geht und auch wenn das als echter Heiner doch weh tut – eine „Mainzerin“. Auch wenn die neue „Opel-Arena“ nicht immer ausverkauft ist und der Auswärtsblock der Mainzer in manchen Spielen zuletzt doch eher einen leeren Eindruck machte – im Stadtbild sind die 05er in Mainz überall präsent.
Wo man auch hinkommt, am FSV kommt man nicht vorbei. So wünsche ich mir am Sonntag vielleicht noch ein klitzekleines Bisschen mehr als in manch einem anderen Spiel einen Sieg der 98er. Denn als Gewinner eines solchen „Nachbarschaftsduells“ macht es doch umso mehr Spaß in der nächsten Woche auf dem Weg zur Uni, zur Arbeit oder zum Einkaufen an sämtlichen Aufklebern, Fahnen oder Mainzern in Trikots vorbeizukommen.