Bundesliga-Spielbericht – Wenn Fußball wieder Spaß macht | #SV98BVB

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Manchmal gibt es Spiele, nach denen fragt man sich als leidgeprüfter Fußballfan und Anhänger eines Vereins, der nicht einen der vorderen Tabellenplätze gebucht hat, warum man sich das Ganze eigentlich wieder und wieder „antut“, gibt es einem doch oft einfach einen Anlass zur schlechten Laune und zum Frust. Ehrlich gesagt, ging es mir in dieser Saison bislang nach zu vielen Spielen so. Irgendwie hat mir diesmal vieles gefehlt beim Fußball. Oft sogar die besagte schlechte Laune. Woran genau das jetzt gelegen hat ist eine gute Frage, aber weder Mannschaft noch Spiel noch Fans und Stimmung haben mich bei der Mehrheit der Spiele in diesem Jahr wirklich gepackt. Vielleicht könnte man sagen, „das Feuer hat gefehlt“, auch wenn sich das doch etwas extrem anhört. Ob am Anfang, als es noch gar nicht sooo schlecht lief oder später in den letzten Wochen, als ja für unsere Lilien eigentlich alles, was schieflaufen kann, schieflief und die Hoffnung jede Woche ein bisschen weniger wurde, Spaß hat es nur selten gemacht.

Als dann Köln vor zwei Wochen das 2:0 geschossen hatte, war bei mir gefühlt der letzte Funken Hoffnung schon verloren und ich hatte die schlimmsten Befürchtungen vor dem Derby. So viel besser lief das ja dann auch nicht, aber dennoch kam es vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt. Zumindest bei mir war es das erste Mal seit langem, dass ich wirklich wieder total mit gefiebert habe, auch wenn es nur vor dem Fernseher war. Und nach dem blöden Ergebnis und Spielverlauf war auch endlich wieder die zu erwartende ultra schlechte Laune nach dem Spiel wieder da!
Ob des Ergebnisses ging es dann allerdings trotzdem mit wenigen bis gar keinen Erwartungen so völlig entspannt am Samstag ins Stadion. Hoffnungen wollte ich mir jedenfalls keine mehr machen. Irgendwie lag aber doch was Positives in der Luft, so ein besonderes Gefühl, über das man aber lieber gar nicht genauer und bewusst nachdenken will, geschweige denn es aussprechen. Kurz vor dem Anpfiff ging mir auf jeden Fall ein Lied durch den Kopf, das schon viel zu lange nicht mehr angestimmt werden konnte – „Gegen Darmstadt kann man mal verliern“ und ich habe mich gefragt, wann es wohl endlich mal wieder zum Einsatz kommen wird.

Naja, und was dann kam, ist wohl hinreichend bekannt und hatten wohl die wenigsten von uns erwartet. Schon die Anfangsphase der Lilien war unfassbar und man hat gemerkt, wie jeder auf den Tribünen sich gefragt hat, was dort unten auf dem Platz gerade passiert, welche Mannschaft da gerade wohl in den blauen Trikots spielt, und wie sich in den Reihen überall ungläubige Blicke zugeworfen wurden. Die 98er erspielten sich fast im Minutentakt Chancen und ein bisschen kam schon wieder die Angst auf, dass die mangelnde Verwertung dieser Chancen am Schluss vom hochklassigen Gegner sicher wieder bestraft werden würde. Trotzdem war die Stimmung super und ich wusste schon nach wenigen Minuten, dass meine Stimme am nächsten Tag nicht zu gebrauchen sein wird. Als Boyd dann endlich das erlösende, so lange ersehnte Tor erzielte, explodierte gefühlt das Stadion. Bei der ersten Führung nach so langer Zeit, brachen sich bei allen unfassbare Erleichterung und Freude Bahn und es gab kein Halten mehr. Manch einer um mich rum war ganz gerührt, und dieses Tor hat sich mit Sicherheit besser angefühlt als so mancher Sieg.
Der Rest war dann weiter großartige Stimmung, unbeeindruckt vom kurzzeitigen Ausgleich, Spannung und eine weitere Explosion bei der erneuten Führung durch Toni Colak. Und siehe da – am Ende konnte das ein oder andere Lied nach dem Spiel doch wieder angestimmt werden!  „Gegen Darmstadt kann man mal verliern“ – und das wird hoffentlich noch einigen Mannschaften in dieser Saison passieren.

Auch wenn sich die Gesamtsituation objektiv betrachtet nur mäßig verbessert hat und es immer noch eines kleinen Wunders Bedarf sich zu retten, so sind wir doch wieder ein kleines Stück näher an die Plätze vor uns gekommen und die Hoffnung ist wieder ein ganzes Stück gewachsen. Und wer weiß, es wäre nicht das erste Wunder, das hier in Darmstadt vollbracht würde. Auf jeden Fall war das eines der Spiele, nach denen man ganz genau weiß, warum man jede Woche wiederkommt – genau wegen solcher Erlebnisse, nach denen man noch die nächsten Tage das Grinsen nicht aus dem Gesicht bekommen wird, und die einen den restlichen Frust (fast) vergessen lassen.

Autorin: Lea Seling

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