Da sind wir nun. Am Ende des zweiten Spieltags der Bundesliga mit zwei Punkten auf dem 11. Tabellenplatz. Das nächste Spiel steht unmittelbar vor der Tür, doch noch immer gibt es Nachwehen. Für alle war das Spiel emotional. Endlich wieder mit den Lilien in der Bundesliga oder endlich das erste Mal mit den Lilien in der Bundesliga. Mit den Lilien in einem vollen, riesigen Stadion… eh, pardon, einer Arena oder einfach nur wutentbrannt über zeitintensive und zeitschindene Diskussionen. Aber lieber von vorn.
Schon bei der Terminierung dürften sich viele Heiner über die nah bevorstehende Reise zu den Knappen gefreut haben. Direkt zu Beginn der Saison einen solchen Knaller!
Also Hut und Kegel unter’m Arm und via Bus, Auto oder Zug ging die Reise los nach Schalke. Nachdem sich die Arena mit 61565 Menschen, jede Menge Bier und Zigarettenqualm sowie schwitzenden 22 Fußballern, gefüllt hatte wurde es doch ziemlich heiß in der Arena. Unser Bölle mag ja marode sein und die Gegengerade ist schief, aber wenigstens weiß man, dass selbst an heißen Tagen öfters ein kühles Windchen weht.
Das Spiel begann stark für die Schalker, diese probierten gleich den Ball und den Spielaufbau an sich zu nehmen und zu dominieren. In der achten Spielminute wurden die Lilien für Schalke gefährlich, doch der Ball konnte geklärt werden. Mit Willenstärke und Spannung probierten die 98er es in der 10. Minute durch Rausch erneut. Das Netz zappelte und wir führen. Auf Schalke! In der B U N D E S L I G A!!! Unfassbar!
Von jetzt an heißt es die Führung zu halten und einfach nur alles abzublocken, was Schalke zu bieten hat. Draxler zieht direkt aus 30 Metern Entfernung ab, aber trifft nicht. Die erste Halbzeit ist sehr hitzig, beide Teams geben ihr Bestes und beim Gang in die Kabinen führen nach einer Minute Nachspielzeit die Lilien in der Veltins-Arena immer noch.
Ich bin ziemlich demütig nach Gelsenkirchen gefahren. Egal was passiert, ich wollte mit allem zufrieden sein. Ein Punkt wäre super. Aber jetzt, wo die Lilien führen… Man, so etwas will man auch nicht aus der Hand geben und auf einmal war ich ganz unzufrieden, sollten wir unseren Vorsprung verschenken. Wir müssen gewinnen. Weil wir einfach unfassbar geil sind!
Doch leider kam es ja so, wie es kommen musste: Der Start in die zweite Halbzeit läuft für die Lilien nicht ganz so gut: In der 47. Minute trifft Draxler direkt in die untere Ecke. Mathenia konnte nichts machen. Auch wenn sich die Liga geändert hat, eins wird sich wohl nie ändern: Erst (früh) in Führung gehen und dann doch noch Punkte verschenken oder gar alle verlieren.
Das restliche Spiel war an Spannung nicht zu überbieten. Naja, also wohl eher: Es waren alle angespannt, denn trotz dem anscheinend verspielten Sieg stand immer noch ein Punkt im Raum, den niemand hergeben wollte. Und so probierten die Lilien alles, um den Punkt zu behalten. Schon in der zweiten Bundesliga fiel auf, dass wir wohl kaum den schönsten Fußball der Liga spielen. Aber an Willen und Kampfgeist fehlt es uns auf gar keinen Fall. Zu keinem Zeitpunkt.
So probierten die Lilien eben mit allen Mitteln den Punkt zu verteidigen und verließen sich neben unserer Abwehr aus Granit auch auf’s Zeitspiel. Ok, ehrenwert ist es jetzt nicht. Es ist ja wirklich nicht gern gesehen und ich erinnre mich auch an viele Spiele in denen der Gegner einen Spielfluss unterbrochen hat, in dem er immer wieder auf Zeit gespielt hat. Wie habe ich sie alle gehasst, denn egal wie unterlegen man war, die Hoffnung auf ein weiteres Tor, egal wie, ist doch immer da. Auch in der 95. Minute kann sich alles ändern. Ein Fehlpass. Ein Foul. Ein Torwartfehler. Ein verzweifelter Versuch vom unscheinbaren Mittelfeldspieler, der erst in der 86. Minute eingewechselt wurde. Und das ist das schöne am Fußball: Ein Spiel hat (mindestens) 90 Minuten. In unserem Fall „durchschaute“ der Unparteiische auch unsere „Taktik“ und erhöhte das Spiel um weitere 5 Minuten. Gefühlte 20. Nichtsdestotrotz konnte Schalke uns den Punkt nicht mehr entführen.
Aber ist es nicht eigentlich das, was unseren Charme ausmacht? Wieso uns alle feiern und wir den Ruf als Gallier haben, die sich mit ihrem traditionellen Dorf in der Bundesliga halten und gegen alles strotzen, was Konsum und Werbung zu bieten hat?
Die Statistik sagt (je nach Quelle), Darmstadt hatte 22% Ballbesitz. Nur 48% unserer Pässe kamen an. Schalke muss sich dabei einfach an die eigene Nase packen und sich fragen, wieso sie es nicht schaffen bei grob 80% Ballbesitz mehr als ein Tor zu schießen. So einfach ist es.
Waren es die zu hohen Ansprüche? Waren Darmstadt drei sichere Punkte? Ein Höhenflug aus dem ersten Spiel und dem DBF Pokal? Im Prinzip ist es auch egal, was es war. Darmstadt gewinnt einen Punkt auf Schalke. Schalke verliert zwei Punkte gegen einen „sicheren“ Gegner. Schon wieder hat Schuster es geschafft „die Großen zu ärgern“. Jeder Zuschauer und Spieler hat wohl am Samstag sein blaues Wunder erlebt.