Alles Gude, Jens Krinke!

ALLES GUDE, JENS KRINKE!

Heute feiert einer unserer ehemaligen Profis seinen 50. Geburtstag, auf den wohl wie kaum einen Zweiten der Spruch „Einmal Lilie, immer Lilie“ zu passen scheint. Die Rede ist natürlich von Jens Krinke, dem wir auf diesem Wege alles erdenklich Gute wünschen!

Die Karriere von Jens ist nicht unbedingt eine, die man „geradlinig“ nennen könnte, was ihn bei den Lilienfans aber wohl nur noch beliebter machte. Ausgebildet wurde unser früherer linker Flügelflitzer in der Jugend des VfB Stuttgart, bei dem er bis 1991 in der 2. Mannschaft spielte. Von dort führte ihn sein Weg ins Frankenland zum FCN, wo er nach einem weiteren Jahr an die „Knüllkampfbahn“ zum langjährigen hessischen Oberligisten SC Neukirchen wechselte. Im Spiel gegen die Lilien machte er dann gleich mit einem Treffer auf sich aufmerksam und nach einer unglücklichen Etappe bei der SG Egelsbach (damaliger Regionalligist), kam Jens dann in der Winterpause 94/95 ans Böllenfalltor.

Bei den Lilien fühlte er sich von Beginn an wohl und versuchte, der Mannschaft bestmöglich in der Regionalliga Süd so gut es geht zur Rückkehr zu erfolgreichen Zeiten zu verhelfen. Sein Debüt gab er beim 2:0-Heimerfolg über den VfR Mannheim, bei dem er mit seiner Schnelligkeit und guter Technik sofort einen guten Eindruck bei den Lilienfans hinterließ. Dies wurde mit einer kleinen Serie untermauert: Beim 3:2 gegen Augsburg erzielte Jens den Siegtreffer in einem heiß umkämpften Spiel und machte damit sein erstes Lilien-Tor! Auch gegen den SV Lohhof schoss er das Tor des Tages zum 1:0-Erfolg. Beim 1:1 beim SV Wehen, wobei das Spiel in erster Auflage wegen Schneetreiben auf dem Halberg abgebrochen werden musste, blieb er ohne Tor, wie auch beim 5:0, mit dem dann die Bayern Amateure heimgeschickt wurden, ehe die Lilien vor mehr als 7.500 Zuschauern (Schnitt in der Saison 2.750 Zuschauer) im Derby gegen den OFC mit 2:0 gewannen. Krinke fehlte in diesem Derby leider, genauso wie im Spiel gegen Hessen Kassel, und von da an stockte aber das gerade noch gefeierte blau-weiße Kollektiv und verlor die folgenden fünf Spiele, sodass am Ende nur Tabellenplatz 11 in der Regionalliga heraussprang.

Durch seine starken Auftritte und Abschlüsse hatte sich Jens Krinke nun verstärkt zu einem der Stammspieler gemausert und lief in der kommenden Saison häufiger in der Startelf auf. Gegen seinen Ex-Klub aus Neukirchen gelang direkt im ersten Saisonspiel der nächste Treffer (2:2) und auch beim 7:1-Schützenfest bei sengender Hitze gegen die SpVgg Fürth steuert er einen Treffer bei. Nach vier Spieltagen lagen die Lilien auf Platz 2 hinter den Stuttgarter Kickers, die zum Spitzenspiel ans Bölle kamen. Vor etwa 6.500 Zuschauern verloren die Lilien unglücklich mit 1:3. Nach einem Sieg gegen Zweitliga-Absteiger FSV Frankfurt und einem Punkt gegen Wacker Burghausen lief allerdings weder bei Krinke noch bei den Lilien viel zusammen. Es folgten unnötige Niederlagen, gerade das „Derby“ gegen Krinkes Ex-Verein, die SG Egelsbach, brachte die Lilienfans in Rage, als der SVD trotz dreimaliger Führung durch haarsträubende Abwehrfehler am Ende noch den Ausgleich bekam. Die Krise war perfekt. Das 3:1 vor der Winterpause gegen Neukirchen war der erste Sieg nach elf Spielen und brachte nur ein bisschen Luft im Abstiegskampf. Auch die Rückrunde 1996 verlief in vielen Spielen nicht optimal und die Luft wurde für Spieler und Trainer immer dünner, da viele Fans ihrem Ärger über die deutlich zu vielen Niederlagen freien Lauf ließen. Trainer Kleppinger trat nach einem 3:5 im Elfmeterschießen im Hessenpokal gegen Offenbach mit den Worten zurück: „Ich bin nicht länger bereit, den Mülleimer zu spielen für den Mob.“ Nachfolger Max Reichenberger führte den Sportverein in ein nervenaufreibendes Abstiegsfinale am 6. Juni 1996 in Augsburg. Die Konkurrenz aus Sandhausen spielte beim designierten Aufsteiger aus Stuttgart-Degerloch. Augsburg ging in Führung, Zembrod glich per Elfmeter aus, doch Sandhausen führte mit 1:0, sodass die Lilien bereits viertklassig waren ehe Michael Klein Mannschaft, Trainer und Fans mit seinem 2:1 erlöste und sich alle nach Abpfiff schworen, dass solch eine Spielzeit nie wieder vorkommen dürfe.

Dieser Schwur konnte 96/97 leider nicht eingehalten werden. Nach einer haarsträubenden Niederlagenserie zum Auftakt, verbannte Trainer Reichenberger neben Rolf Lang, Marc Volke und Volker Berg auch Jens Krinke in die 2. Mannschaft, ehe er selbst nach einer schlimmen Niederlage gegen die KSC-Amateure die Trainerbank räumen musste. Nachfolger war kein geringerer als Lothar Buchmann, der die Verbannten wieder in den Kader integrierte und mit einem 1:0-Sieg gegen Fürth ein wenig Hoffnung für das Topspiel gegen den 1. FC Nürnberg zurück ans Böllenfalltor brachte. Eine denkwürdige Partie. Die 8.000 Zuschauer sahen eine gute Lilien-Leistung, die durch den Ex-Glubberer Krinke in Führung gingen und durch Zembrod bis zur 90. Minute mit 2:1 führten. Wie ManU später gegen die Bayern, traf der FCN in der Nachspielzeit zweimal und machte die gute Stimmung am Bölle sofort wieder zunichte. Am Ende der Hinrunde standen die Lilien mit ganzen 9 Punkten am Tabellenende der Regionalliga. Durch viel Fleiß- und Krafttraining gelang es in der Rückrunde, das Ruder zumindest so weit rumzureißen, dass man am Ende nur zwei Niederlagen in der Halbserie hinnehmen musste. Jens Krinke stand in fast allen Spielen auf dem Platz und traf insgesamt noch dreimal (gegen Neukirchen, Burghausen und Mannheim). Wieder führte das Abstiegsfinale zum FC Augsburg und wieder begleiteten hunderte Lilienfans die Mannschaft zu diesem Krimi. Am Ende lagen sich durch ein 0:0 wieder alle in den Armen. Die blamable Vorrunde war vergessen, denn es hatte mal wieder gereicht.

Den sich abzeichnenden Abstieg 97/98 konnten weder Krinkes fünf Treffer noch der sagenumwobene Derbysieg Ostern ’98 verhindern. Gleich im 2. Spiel gegen den VfL Kirchheim gelang ihm der 2:1-Siegtreffer in der letzten Minute des Spiels, gegen den Tabellenersten aus Reutlingen traf er erneut in der 90. Minute zum Ausgleich. Jens entwickelte sich immer mehr zum Mann für die wichtigen Tore. Beim 6:2 gegen die KSC-Amateure am 07.03.98 gelang ihm sein erster Doppelpack im Liliendress. Der bittere Abstieg im Jahr des hundertjährigen Vereinsjubiläums mit der Schmach gegen Weismain, ist jedoch für alle nur schwer zu verdauen.

Krinke ging allerdings mit in die Oberliga Hessen und half fleißig mit bei der „Mission Wiederaufstieg“. Bis heute unvergessen ist der 25. Spieltag am 10.04.1999, als die Lilien beim alten Lokalrivalen aus Bürstadt antraten und Jens Krinke erst einen Treffer zum 2:2-Zwischenstand beisteuerte, ehe er erneut in der letzten Minute traf und das Aufstiegstor damit weit aufstieß. Der mitgereiste Lilien-Anhang war begeistert und dichtete für seinen Helden umgehend ein Lied, das bis heute noch Kultstatus bei Zeitzeugen besitzt:

„Die Sonne scheint bei Tag und Nacht,
Zwei Tore Jens Krinke!
Keiner weiß, wie er das macht,
Zwei Tore Jens Krinke!“

…wurde auf die Melodie von „Viva Espana“ geträllert. Der Aufstieg wurde am Ende mit einem Platzsturm am Bölle gegen Unterliederbach gesichert. Der SVD würde zum Jahrtausendwechsel also wieder in der Regionalliga mitmischen. Es wurde die letzte Saison als Spieler für Jens beim SVD. Er hatte nun fünf Jahre für die Lilien die Knochen hingehalten und kam in dieser Spielzeit immer wieder nur zu Kurzeinsätzen. Seinen letzten Darmstädter Doppelpack schnürt er in einem irren Spiel auf dem Wehener Halberg, das am Ende mit 3:3 endet. Nach dieser Saison, die die Lilien am Ende auf dem 9. Platz beenden, verlässt Jens Krinke die 98er und wechselt zum Liga-Konkurrenten aus Regensburg. Die Fans trauern um einen ihrer wenigen Publikumslieblinge und auch Jens hatte den Verein und die Stadt ins Herz geschlossen. Nach nur drei Saisonspielen für den Jahn wechselte er räumlich wieder zurück in die Nähe Südhessens und ließ seine Karriere bei Viktoria Aschaffenburg und dem SV Hummetroth ausklingen.

Den Lilien bleibt er jedoch nicht nur ideell eng verbunden, sondern arbeitet seit mehr als 15 Jahren mit kleinen Unterbrechungen in den letzten Jahren als Jugendtrainer verschiedener Teams im NLZ der 98er mit an der Ausbildung neuer Talente. Eine echte Lilie, die uns in den 90er-Jahren so manches mal ein Lächeln auf die Gesichter gezaubert hat.

Wir wünschen zum runden Geburtstag nur das Beste, viel Glück, Gesundheit und natürlich alles Guuuude, Jens!

Fotos & Recherche: Vereinshistorisches Referat des SV Darmstadt 1898 e.V. / Vereinsarchiv