Alles Gude, Bernhard Metz!

ALLES GUDE, BERNHARD METZ!

Unsere heutigen Geburtstagsgrüße gehen raus nach Lorsch, wo Bernhard Metz – zweimaliger Süddeutscher Meister mit dem SVD – heute 71 Jahre alt wird. Auch er war Teil der legendären „Feierabendprofis“, die Darmstadt in den 70ern auf die Fußball-Landkarte packten. Und wie Jahrzehnte später war auch er ein Spieler, dessen Talent außerhalb nicht gesehen und dafür am Böllenfalltor voll zu Tage kam.

Als waschechter Lorscher Bub ist Bernhard Metz 30 km südlich von Darmstadt geboren und lebt dort bis heute. Lorsch ist seine Heimat, sein Rückzugsort und natürlich auch der Startpunkt für seine Karriere gewesen. Im Pausenhof der Wingertsbergschule wurde er mit zehn Jahren wegen exzellenter Führung an der zum Ball umfunktionierten Milchtüte von der Jugend der Turnvereinigung Worms zum Training eingeladen. „Ich hatte damals keine rechte Vorstellung darüber, was ein Verein überhaupt ist. Mir war nur klar, dass sich da Kinder zusammen bewegen, ein bisschen Fußball spielen und auch ein wenig Spaß haben“, erinnerte sich Metz in einem Echo-Artikel zu seiner Karriere. Er spielte bis 1964 für die rot-weißen Lorscher, wechselte daraufhin aber zum Ortsrivalen Olympia Lorsch, der bis heute seine fußballerische Wiege und Heimat ist. „Do Hunne“, wie der Olympia-Sportplatz in Lorsch auch genannt wurde, lernte er die Leichtathletin und zwölffache Hessenmeistern Gisela Zach kennen. Das Lorscher Traum-Sportpaar ist nun seit über 50 Jahren miteinander liiert. „Es war damals eine wunderbare Zeit. Ich hing ganz arg an der Olympia“, so Bernhard Metz. Doch mit 40 Treffern in der Saison 1970/71 wird klar, dass Metz zu gut ist für den Fünfligisten, und größere Vereine aus der Region strecken ihre Fühler nach ihm aus.

Bei der Eintracht absolvierte er bereits 1970 ein Probetraining, das er im Nachhinein als „sinnlos“ bezeichnete, da er an diesem Tag weder seine Qualitäten voll zeigen konnte, noch das Gefühl hatte, dass er dort für die 1. Mannschaft, sondern für die Amateure hätte auflaufen sollen. Dafür sei ihm die Strecke nach Frankfurt zu weit gewesen. Ein Fax aus Kaiserslautern kam nicht rechtzeitig bei Metz an, der zu dieser Zeit auch seine Grundausbildung bei der Bundeswehr machte und deshalb unter der Woche nicht in Lorsch war. Doch dadurch entstand der Kontakt zu Udo Klug, der sich an den wuchtigen und kraftvollen 1,74 m großen Stürmer vom Probetraining in Frankfurt erinnerte und ihn im Frühjahr 1971 dann nach Darmstadt lotste. Für beide eine Traum-Konstellation aufgrund der kurzen Distanz und der 2. Liga als anvisierte Spielklasse.

Doch weiterhin trauen ihm nicht nur die Olympia-Anhänger als auch viele andere nicht den großen Durchbruch bei den Lilien zu. Dort werden neben ihm weitere Spieler aus dem Frankfurter Unterbau präsentiert und Metz hat beim ersten Training zwar einen gewissen Respekt, „aber nie Angst!“. Er will es allen zeigen, hängt sich rein und wird zum Stammspieler, der den Lilien-Fußball in den 70er-Jahren prägt. Sie lief gut, die Saison 1971/72, und noch besser klappte es in der darauffolgenden Spielzeit. Die Mannschaft stand am 20. Spieltag plötzlich auf Platz 2, acht Punkte hinter dem Karlsruher SC, war im April 1973 nach einem 5:0 gegen Jahn Regensburg plötzlich Tabellenführer und sicherte sich am 13. Mai 1973 – heute vor 48 Jahren, an Metz‘ 23. Geburtstag, mit einem grandiosen 7:0-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg sogar die Süddeutsche Meisterschaft. Doch in der Aufstiegsrunde blieb für Metz und die Lilien leider nur der 2. Platz hinter Rot-Weiss Essen – und das, obwohl Bernhard viermal in acht Spielen einnetzte. Dennoch – die erste Süddeutsche Meisterschaft, das 7:0 und Erlebnisse dieser noch jungen Mannschaft schweißen zusammen und machen allen Lust auf mehr.

Auch in den folgenden Jahren versuchen die Lilien nochmal an die Tür zum Oberhaus zu klopfen, auch wenn dies kaum hörbar ist. Als 1976 dann Lothar Buchmann als Trainer verpflichtet wird, beginnt die Erfolgsstory, die nur zwei Jahre später mit dem großen Traum vom Bundesliga-Aufstieg endet. Bernhard Metz ist nach wie vor ein wichtiger Teil des Teams, doch, nach eigenen Angaben in der Rückrunde durch Verletzungen zurückgeworfen, nicht der entscheidende Spieler für den Aufstieg. Trotz seiner langanhaltenden Meniskusprobleme und einem Mittelfußbruch macht er 23 Bundesliga-Spiele für den SVD, und ihm gelingt dabei ein Treffer gegen Borussia Mönchengladbach beim 2:0-Heimsieg und einer im vorerst letzten Bundesliga-Spiel vor dem Abstieg gegen den VfB Stuttgart. Er ist auch beim ersten Bundesliga-Derbysieg am 18. April 1979 gegen die Eintracht beim 2:0 auf dem Platz, wo er mit allen, die es in irgendeiner Weise mal in Frankfurt nicht geschafft hatten und ans Böllenfalltor gekommen waren, das Bölle zum Jubeln brachte.

Nach der Saison ist Bernhard Metz leider nicht mehr zum Jubeln zumute. Durch die Abschaffung des Modells der Feierabendfußballer soll er nach acht Jahren, 273 Spielen und 46 Toren einen sehr leistungsbezogenen Vertrag für ein Jahr unterschreiben. Und das mit gerade einmal 29 Jahren. Als er gegen Stuttgart am vollen Böllenfalltor trifft, denkt er noch nicht daran, dass dies womöglich das letzte Spiel und das letzte Tor für die Lilien gewesen sein könnte. Doch die weiteren Vertragsverhandlungen scheitern und Metz wechselte zum baden-württembergischen Oberligisten SV 09 Kuppenheim, ehe es 1981 noch einmal zu Olympia Lorsch ging, die in der Saison 1983/84 fast in die Oberliga Hessen aufgestiegen wäre. Als Spielertrainer beim Darmstädter Bezirksligisten SV 07 Geinsheim (1984 bis 1988) ließ Bernhard Metz seine Fußballkarriere schlussendlich ausklingen.

Metz‘ Stärken waren seine „Kondition, Laufvermögen, ein starker Schuss – und ich war auch technisch gut“. Und die Schwächen? „Ich war gerade bei Heimspielen manchmal nervös und habe mich zu viel mit den Reaktionen draußen beschäftigt, wenn mal was schief ging“, sagt er dem Darmstädter Echo in der Retrospektive. Für die Lilienfans war er ein Publikumsliebling, klein, kraftvoll, wendig, torgefährlich und bodenständig. So werden ihn alle Zeugen seiner Zeit am Bölle immer in Erinnerung behalten.

Wir wünschen dem „Lorscher Buben“ beste Gesundheit und einen rundum schönen Ehrentag!

Fotos: Vereinsarchiv