#SVDSGF | „Zurück zur SpVgg Fürth“ – Interview mit Armin Popp (SF Ronhof)

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Wie aus den letzten Wochen schon gewohnt lassen wir auch vor dem Spiel gegen die „Kleeblätter“ aus Fürth einen Fanvertreter unseres Gegners zu Wort kommen. Diesmal haben wir Armin Popp von den Sportfreunden Ronhof befragt. Bei uns spricht er über den neuen Fürther Fan-Treffpunkt, die Initiative „Zurück zur SpVgg Fürth“ und seine Erinnerungen an das Böllenfalltor.

Hallo Armin, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview nimmst! Erklär doch mal kurz, wer die „Sportfreunde Ronhof“ sind:

Armin Popp: Servus nach Darmstadt, sehr gerne. Die Sportfreunde Ronhof e.V. haben sich 2004 gegründet. Der Name ist an den Stadtteil „Ronhof“ angelehnt, in dem auch unser gleichnamiger Sportpark steht. Ziel ist es, die Interessen der Fürther Fans zu bündeln und zu vertreten. Wir wollen eine Anlaufstelle sein, für all diejenigen, die sich aktiv einbringen wollen oder Interesse daran haben, die Fankultur in Fürth zu Unterstützen. Wir sehen uns als eine unabhängige Fanvereinigung, die zwar gerne mal kritisch ist, aber immer versucht dabei konstruktiv zu sein. Das ist uns in der Vergangenheit auch sehr oft gelungen.

Als „Treffpunkt“ habt Ihr dafür ein richtig schickes eigenes „Vereinsheim“…

Ja, Ihr habt das ja sicherlich mitbekommen: Wir Sportfreunde Ronhof haben uns in Fürth einen alten Hochbunker aus dem 2. Weltkrieg als neues Vereinsheim ausgesucht. Diese riesige Betonburg verlangt uns momentan sehr viel Kraft ab. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir dieses einzigartige Projekt „von Fans für Fans“ bis zur Eröffnung der Saison 2020/21 vollendet haben. Infos zum Fanbunker gibt es auf www.fanbunker.de.

Wie wird bei Euch in Fürth über den „Re-Start“ diskutiert und wie ist Euer Umgang damit vor Ort?

Tatsächlich haben wir letzte Woche eine Umfrage bei uns Sportfreunden durchgeführt und die Mehrheit hat sich gegen Spiele ohne Zuschauer ausgesprochen. Nur jeder Zehnte befürwortet diese Spiele und etwa 36 % sind der Meinung, dass man in der Not eben die Kröte schlucken muss. Der Umgang mit der Situation ist dann aber auch sehr unterschiedlich. Von ganz normal mitfiebern wie immer, bis hin zu Menschen, die mit dieser Saison emotional bereits abgeschlossen haben, habe ich schon alle Meinungen gehört.

Hast Du Dir die ersten Spiele angeschaut? Ihr hattet ja bislang nur „Geister-Heimspiele“ gegen den HSV und Osnabrück…

Ich selbst spiele seit fast 40 Jahren aktiv Fußball. Ich liebe also diesen Sport. Ich bin allerdings nicht so ein Taktik-Nerd, der ein Spiel zu Tode analysiert und sich Debatten über Aufstellung und Spielphilosophie gibt. Das heißt nicht, dass ich Spiele nur ergebnisorientiert betrachte. Zu einem Spiel gehört für mich mehr als 90 Minuten Fußball. Da gehört immer auch das Gemeinschaftsgefühl dazu, Freunde treffen, das Vereinsleben, zusammen im Block und nach dem Spiel feiern oder sich hinterher auch mal gegenseitig auf die Schulter klopfen und sich für das nächste Spiel zu verabreden, mit der Hoffnung, dass dann alles wieder ganz anders läuft. Drum heißt es ja auch Spieltag und nicht Spielstunden. So ein Spieltag dauert dann halt auch mal einen ganzen Tag. Das, was da jetzt passiert, hat für mich nichts mit einem Spieltag zu tun. Vom Spiel gegen den HSV hab ich nicht viel gesehen. Während des Spiels war es mir lieber draußen zu sein, zu grillen, einfach an der Luft zu sein. Die sogenannten „Highlights“ habe ich mir dann am Abend in der guten alten Sportschau angesehen. Während des Spiels gegen Osnabrück, habe ich diese Zeilen hier geschrieben und hab das Spiel auch nur am Rand mitverfolgt. Nach dem, was ich danach gelesen habe, hab ich da wohl nichts verpasst. Leistungsschwankungen gehören immer zu einer Saison. Wäre aber interessant darüber zu forschen, ob diese Schwankungen durch die momentane Krise und den zweifellos unnormalen Bedingungen verstärkt werden. Das Phänomen gibt es ja in einigen Vereinen.

Vor Corona hattet Ihr wie die Lilien 36 Punkte nach 25 Spielen. Wie siehst Du die Entwicklung Eurer Mannschaft über die Saison – und schielt Ihr noch ein bisschen nach oben?

Nachdem wir in den letzten Spielzeiten unseren Blick immer wieder nach unten richten mussten, bin ich mit der bisherigen Saison und ihrem Verlauf zufrieden. Man hat den Eindruck, dass hier vielleicht mal wieder was entstehen könnte. Sportlicher Erfolg ist aber für Vereine wie Darmstadt oder Fürth nicht planbar. Wir haben es ja beide mit unseren Vereinen schon miterlebt. In einer Aufstiegssaison muss einfach alles passen und letztlich braucht man neben der harten Fußballarbeit auch noch das Quäntchen Glück. Ganz oben in der Tabelle sind für mich die Plätze diese Saison eigentlich vergeben. Aber im Fußball ist immer viel möglich.

Fürth hat als einzige Mannschaft in den DFL-Ligen einen „Doppelnamen“. Nun gibt es bei Euch eine Initiative, die das „Greuther“ aus dem Vereinsamen streichen will. Wie steht Ihr dazu?

Tatsächlich ist die Forderung nach einer Rückbenennung keine neue Idee. Die Diskussion dazu gibt es bereits seit der Gründung der Sportfreunde. Wir haben in der Vergangenheit das Thema rund um unseren Vereinsnamen immer wieder aufgegriffen. Und bevor jetzt jemand den Einwand bringt: „Na, hättet Ihr halt damals schon nicht dafür gestimmt.“ – Der Beitritt des TSV Vestenbergsgreuth war letztlich die einzige Möglichkeit, dass der Verein weiter existieren konnte. Es war damals einfach nicht abzusehen, worauf das hinausläuft. Die Tradition verschwand danach immer mehr, alles war nach und nach nur noch „Greuther“. Der dreimalige deutsche Meister SpVgg Fürth wurde durch „Greuther Fürth“ ersetzt. Es ist letztlich nervig, dass wir nach über 20 Jahren Medienvertretern und auch Fans immer noch erklären müssen, dass wir keine „Greuther“ sind, nicht zu den „Greutherfürthern“ gehen und es die Stadt „Greutherfürth“ auch überhaupt nicht gibt. „Greuther“ war ein Versuch eine Marke zu etablieren. Mag sein, dass diese Marke im Profifußball ein gewisses Standing hat. Bei den Fans hatte sie das nie und wird es auch nie haben. Der Großteil der Fürther Fanszene identifiziert sich mit seinem Kleeblatt, seiner Spielvereinigung, die das Aushängeschild unserer einzigartigen Kleeblattstadt verkörpert. Vestenbergsgreuth spielt in diesem Fall keine Rolle und hat auch noch nie eine Rolle gespielt.
Deshalb unterstützen wir die Initiative „Zurück zur SpVgg Fürth“. Der Initiative haben sich mittlerweile etwa 40 Fanklubs angeschlossen, womit man auch sehen kann, dass das keinesfalls nur der Wunsch von ein paar Einzelnen ist.
Für alle, die mehr darüber erfahren möchten und auf dem Laufenden gehalten bleiben wollen, gibt es den Blog: zurueckzurspvgg.jetzt

Eurer Trainer Stefan Leitl – frühere Lilie – scheint nach anfänglichen Vorbehalten wegen seiner „Glubb“-Vergangenheit gut bei Euch angekommen zu sein. Wie erlebst Du ihn und was macht ihn aus?

Ich bin kein Trainingskiebitz und kenne ihn auch nicht persönlich. Ich persönlich und auch viele meiner Freunde sehen es inzwischen sportlich, professionell. Nach der Bekanntgabe des Trainerteams (auch Co-Trainer Andre Mijatović hatte einen unrühmlichen Abgang von der SpVgg zu Spielerzeiten in seiner Vita) war ich und auch viele andere Fans nicht gerade begeistert. Fans sind bei solchen Themen oft sehr sensibel. Die Reaktion ist dann allerdings oft weniger sensibel. Da gibt’s dann auch mal einen derben Spruch am Zaun auf einem Banner. Wichtig ist, dass sich die Leute miteinander aussprechen und meines Wissens ist das auch so geschehen. Klar hätte jeder gern so einen Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim, der alle drei Jahre einen Fünfjahresvertrag unterschreibt, wahrscheinlich auch in Vereinsbettwäsche schläft und jeden Morgen nach dem Aufstehen erst mal die Vereinshymne singt. Wenn man damit auf Platz 4 kommt, hat man bestimmt nicht viel falsch gemacht. Ob das jetzt die Ausnahme oder das Rezept ist, weiß ich nicht. Letztlich wird aber trotzdem jeder hauptsächlich an seinem Erfolg gemessen und bewertet.

Mit Serdar Dursun haben wir ein Ex-Kleeblatt im Kader. Mit Keita-Ruel, Hrgota und Nielsen seid Ihr ja offensiv gut aufgestellt, weswegen Ihr mit seinem Abschied gut leben konntet, oder?

Es ist richtig, dass wir offensiv sehr breit aufgestellt sind. Wir haben uns aber auch daran gewöhnt, dass wir viele Spieler nicht länger als zwei Spielzeiten in unserem Trikot sehen werden. Das gehört mittlerweile leider dazu. Serdar hätte allerdings wirklich das Potenzial zu einem Publikumsliebling gehabt. Er kam aus der 2. türkischen Liga und hat hier in der 2. Liga gute Leistungen gezeigt und hart gearbeitet. Er taugt bestimmt vielen Jungprofis als Vorbild, die es nicht beim ersten Anlauf schaffen. Hab auch gehört, dieser Zlatan Ibrahimovic macht ihn total nach… 😉 Spielerwechsel gehören zu diesem Geschäft und manchmal ist es auch einfach Glückssache, wie man sich bei einem Verein entwickelt oder wie sich der Verein entwickelt. Wenn dann ein neuer Trainer eine andere taktische Vorstellung hat und der Spieler in dieser Taktik nicht vorkommt, dann bleibt leider oft nur ein Wechsel. Ich wünsche ihm alles Gute.

Auch wenn es jetzt am Freitag nicht möglich sein wird selbst im Stadion zu sein: Welche Erinnerungen hast Du an Eure Spiele am Böllenfalltor?

Sportlich gab es bis auf einen mühevollen Pokalsieg 2007 (mit Bruno L. als Trainer 😉 ) noch nie drei Punkte für mich in Darmstadt. Trotzdem hab ich schöne Erinnerungen. Gibt so Vereine, da fährt man einfach lieber hin, als zu anderen. Es ist immer schöner in einem Stadion zu stehen, das eine Geschichte zu erzählen hat. Da gehört das Böllenfalltor auf jeden Fall dazu. Das alte Stadion war zwar sanierungsbedürftig (nicht für mich!!!) aber es hatte Charme. Ich bin sicher, dass Ihr Euch diesen Charme, trotz notwendiger Modernisierungsmaßnahmen, erhaltet. Dass wir bei unserem letzten Gastspiel bei Euch auch die Letzten waren, die auf der alten Gegengeraden stehen durften, wird auch immer in Erinnerung bleiben. Ansonsten sind für mich und viele meiner Freunde die Spiele gegen Darmstadt immer wieder Treffen zweier Traditionsvereine mit einer gesunden sportlichen Rivalität auf Augenhöhe.

Wo und wie wirst Du das Spiel am Freitag verfolgen?

Wenn alles normal läuft, werde ich die 1. Halbzeit nach einem arbeitsreichen Tag auf der Autobahn von Fürth in meine unterfränkische Heimat verbringen…

Danke, Armin, für das Interview!

Sehr gerne. Viele Grüße und vor allem Gesundheit Euch allen!

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