#WIESVD | Ein Hauch von „Derby“-Duft

0

Jaja, don’t call it „Derby“, ist ja auch nur ein „Hauch“, keine Sorge… 😉 Exil-Heiner William war auch gar nicht im Stadion, sondern im heimischen Bochum, gibt aber trotzdem sein Debüt als Berichterstatter und augenzwinkernder Poet aus Fan-Sicht:

Vor dem Anpfiff

Als Exil-Hesse, der ich nun seit 1994 bin, war ich heute dazu gezwungen, Stadionwurst und Bier gegen Glühwein und violetten Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln einzutauschen. Der Blick aus dem Fenster verriet mir, dass sicher nicht nur in Bochum Aytac-Sulu-Wetter war: Schmutzig, nass und ekelhaft! Nicht nur deswegen erwartete ich ein kampfbetontes, eher zähes Spiel zweier Mannschaften, die robust um jeden Quadratzentimeter ringen würden. Es würde wohl im Verlauf ein klarer Vorteil sein, heute in Führung zu gehen.

Wenn Lilien auf dem Rasen blühn
und unsere Männer ganz früh führn,
dann ist es wieder Wochenende,
die Fans klatschen in ihre Hände.

An einem stürmischen sowie regnerischen Sonntagmittag wie diesem gibt es Schöneres, als auf tiefem Boden einem Rückstand hinterher laufen zu müssen. Schäffler wird sicher wie ein Kater auf seine Beute lauern, um uns den Ball zu klauen, und die zuletzt arg bröselige Abwehr weichzuklopfen (Dumics und Schuhens unglückliche Aktionen der letzten Wochen habe ich noch klar in Erinnerung…). Da Wehen uns sicher nicht den Gefallen tun wird, das Spiel selbst in die Hand zu nehmen, schon gar nicht dominant auftreten wird, gehe ich von einem chancenarmen Spiel aus, in dem im Normalfall höchstens zwei Tore fallen werden (es sein denn, die unglücklichen Aktionen, Ihr wisst schon…).

Wir feuern unsere Mannschaft an,
die Abwehr greift den Gegner an,
egal, ob Stuttgart oder Wehen,
wir werden alle schön zerlegen.

Und vielleicht ist es für die Lilien gar ein Vorteil, dass Wehen in Anbetracht der Tabellenkonstellation gegen eine eher auswärtsschwache Mannschaft gewinnen MÜSSTE, wir jedoch siegen SOLLTEN. Überhaupt bin ich optimistisch, wenn ich an die Ergebnisse der „Ex-Lilien“ gegen hessische Mannschaften aus Bembel-Town (Sandro Sirigu schlägt ja jetzt in Chemnitz verunglückte Flanken…) und Oxxenbach denke.

Mit Hessen-Power durch die Liga
sehn‘ wir aus wie der sich’re Sieger.
Sammeln Punkte fleißig ein,
das ist unser Sportverein!

Mit Heller für Skarke bringt Trainer Grammozis einen unserer alten Helden, der mit Sicherheit die Lilie nicht nur auf, sondern auch in der Brust trägt. Man mag über unseren Flügelflitzer denken, was man will – er ist jederzeit dazu in der Lage, den entscheidenden Pass nach innen zu spielen und somit den Unterschied zu machen. Nicht nur deswegen hat Heller seine Chance allemal verdient, denn in punkto Einsatz hat er sich nichts vorzuwerfen.

Und ist Wiesbaden dann geschlagen
Hörn wir des Gegners Trainer klagen:
Abseits falsch, der Schiri blind!
So heult doch bloß ein kleines Kind…

Das Spiel

Wie sich schnell zeigen sollte, machten die stimmgewaltigen 4000 Lilienfans die Begegnung auf der Wiesbadener Baustelle zu einem Heimspiel, in dem Dursun in der Anfangsphase immer wieder mit weiten Bällen gesucht wurde. Er konnte sich jedoch nicht entscheidend in Szene setzen. Die erste Chance hatte Marvin Mehlem, der in der 13. Minute gefährlich aus 25 Metern abzog. Lindner konnte den flatternden Ball mit Müh‘ und Not halten, genau wie Kempes Freistoß und Paiks aufsetzenden Fernschuss. Insgesamt wirkten unsere 98er in den ersten 20 Minuten erfreulich zweikampfstark und sicher im Spielaufbau. Schuhens Glanzparade nach Kopfball von Top-Scorer Schäffler aus kürzester Entfernung dürfte dem Keeper bestimmt Sicherheit gegeben haben, denn einen solchen Ball hält man nicht alle Tage. Andererseits dürfte auch Lindner spätestens nach dem zweiten gehaltenen Kempe-Freistoß warm geschossen gewesen sein.

Bald wogt das Spiel flott hin und her,
wir fiebern mit der Mannschaft sehr.
Schüsse, gefährlich auf das Tor,
die Lilien preschen eifrig vor.

So ging es mit einem verdienten Unentschieden in die Halbzeit, wenngleich es auch hätte 1:1 oder 2:2 stehen können. Beste Spieler auf Darmstädter Seite waren Schuhen, Paik und der nicht nur bei Freistößen brandgefährliche Kempe. Was Schiedsrichter und Video-Beweis betrifft, gab es zur Pause nichts zu erzählen. Der Mann in grün war quasi nicht auf dem Platz und keine Nachrichten sind gute Nachrichten.

Schnell wurde nach dem Wiederanpfiff klar, das unsere Innenverteidigung – wie auch schon in den ersten 45 Minuten bei Flanken von außen – nicht ganz sattelfest war. In dieser Phase hatte besonders Holland auf seiner linken Seite Schwierigkeiten, den schnellen Ajani zu kontrollieren, am Flanken zu hindern. In der Folge war unsere Mannschaft darum bemüht, Tempo aus dem Spiel zu nehmen und kontrolliert aufzubauen. Die erste Chance der zweiten Halbzeit für die 98er vergab Dursun in der 56. Minute nach abgefälschter Flanke von – na, Ihr wisst schon wem – Kempe, als er seinen Kopfball aus kurzer Entfernung nicht auf Lindners Tor bringen konnte.

Geduldig spielen wir den Ball,
Kempe schlenzt mit ganz viel Drall,
Dursun köpft ganz knapp vorbei
Butterweich wie Apfelbrei.

Die Einwechslung Starks für Paik in der 65. Minute sollte man weniger als Misstrauen gegenüber dem guten Südkoreaner werten, als vielmehr als Zeichen an die Mannschaft, weiter mutig nach vorne zu spielen, um die Schwächen der Wehener Defensive auszunutzen.

Marvin Mehlem beschwor dann in der 69. Minute eine vermeintlich strittige Szene hervor – zu wenig für einen Elfmeter. Da er schon öfter in solche Situationen verwickelt war, haben sich die Schiedsrichter vielleicht in der Zwischenzeit darauf eingestellt, etwas genauer hinzuschauen. Der Grad zwischen Elfmeterpfiff und Gelber Karte wegen „nix“ ist manchmal ein schmaler… Trotz des Platzverweises von Pálsson setzte unsere Mannschaft in der direkten Folge weitere deutliche Akzente nach vorne: Skarke von halblinks sowie Mehlem und Dursun aus der Distanz zeigten deutlich, dass die 98er weiter den Sieg unbedingt wollten.

Selbst bleiben übrig nur zehn Mann
zeigen wir, wie Kampf sein kann:
unbeugsam hin bis zum Schluss
irgendwann sitzt unser Schuss.

Abpfiff

Erfreulich zu sehen, dass unsere Mannschaft auch in der Schlussphase keine Weihnachtsgeschenke verteilte. Besonders dem in den letzten Wochen stärker kritisierten Marcel Schuhen gönne ich seine starke Leistung, mit der er erheblichen Anteil daran hatte, dass wir diesen verdienten Punkt mit ans Böllenfalltor nehmen konnten.

Über den gesamten Spielverlauf gesehen waren für mich Kempe, Schuhen und Mehlem die stärksten Kräfte auf Seiten der Lilien, während Schäffler, der keine seiner Chancen nutzen konnte, auf Wehener Seite am sympathischsten wirkte.

Autor: William
Foto: Jasmin

Hinterlassen Sie eine Antwort

Bitte geben Sie einen Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein.