#SVDAUE | Gegen uns selbst

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Irgendwann musste der Tag kommen. Nichts ist für immer, das wissen wir ja. Aber der bevorstehende Freitag fühlt sich ganz komisch an. Dirk Schuster kommt zurück ans Bölle. Und wird zum ersten Mal in der Gästekabine sein Team auf ein Spiel am Böllenfalltor vorbereiten. Es ist eine Seltenheit, dass ein Ex-Lilientrainer als Gäste-Chefcoach für ein Liga-Spiel an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrt. Am 7. November 2015 war es Bruno Labbadia als Trainer des HSV, der zuvor auch schon mit Fürth im Pokal (2006) bei uns gastierte. In den 80ern müsste das davor zuletzt der Fall gewesen sein…

Dirk Schuster und sein Trainerteam sind für immer untrennbar mit dem sportlichen „Wiedererwachen“ der Lilien und unserer Rückkehr in den Profifußball verbunden. Auch in der Saison 2017/18, als uns das Wasser in der 2. Liga sportlich schon bis zur Unterlippe stand, hat er uns vor dem direkten Absturz zurück in die 3. Liga bewahrt. Und weil das so ist, ist dieses Gastspiel am Freitag so besonders. Das zeigt sich sogar schon jetzt vor der Partie… Am letzten Freitag schlug Aue in einem irren Spiel den 1. FC Nürnberg mit 4:3, es fielen zwei Tore in der Nachspielzeit, Torwart Martin Männel hielt in der 100. Minute einen Foulelfmeter. Auf die Frage bei der Pressekonferenz, ob Schuster schon so ein irres Spiel erlebt habe, kam mit einem Leuchten in den Augen als Antwort: „Ja, in Bielefeld…“ Und es begann eine ca. 2-minütige Erzählung voller Herzblut – über den Verein, gegen den er eine Woche später antreten muss… Sorry, liebe Auer, klar, es ist jetzt Euer Trainer, er will bei Euch maximalen Erfolg, so wie damals bei uns auch, er ist Profi. Sechs Spiele, elf Punkte, Platz vier – Respekt! Aber man wäre ein Roboter, wenn die Erinnerungen am Freitag keine Rolle spielen würden, bei uns Lilienfans, den Vereinsvertretern sowie bei Schuster und seinem Trainerteam. Allen „Es gibt keine Sentimentalitäten“ zum Trotz. Schuster kennt am Bölle jeden grünen Grashalm und jedes rostige Rohr.

Irgendwann gehen Dinge zu Ende. Das Wieso-Weshalb-Warum im Februar wurde zur Genüge in den Foren diskutiert, mag dazu jeder seine Meinung haben. Für mich ist es am Freitag eine Frage des Stils, der Haltung und des Respekts vor uns selbst. Wer mit uns die größten Partys gefeiert hat, kann kein „Gegner“ sein, nur weil er jetzt für eine andere Firma arbeitet. Es gibt Vereine, die bei der Rückkehr verdienter Menschen ein feines Gespür entwickeln. Dass wir das auch können, wissen wir nicht zuletzt seit den Heimspielen gegen Nürnberg, als Hanno Behrens wieder ans Bölle kam.

Damit wir uns richtig verstehen: Respekt vor Schuster und seiner Leistung für uns – ja. Aber unser aktueller Coach ist Dimitrios Grammozis. Er ist zwar derjenige, der Schuster „beerbt“ hat, aber es ist ja zwangsläufig so, dass man meist der Nachfolger eines Vorgängers ist – und in den seltensten Fällen was dafür kann. Sich dieser Situation und ggf. „großen Fußstapfen“ zu stellen, ist eine Herausforderung und es gehört auch Mut dazu, auf dieser Basis Neues zu entwickeln zu wollen. Lassen wir ihn einfach seine Arbeit tun und unterstützen wir ihn dabei. Und freuen wir uns auf ein Spiel, bei dem es bei allen Emotionen und Erinnerungen auch irgendwo nur um 90 Minuten Fußball plus Nachspielzeit geht.

Willkommen zurück am Bölle, Dirk und Sascha! Einmal Lilie, immer Lilie gilt für alle – gestern und heute. Und jetzt geht’s raus und spuilt’s Fußball!

Autor: Markus
Foto: nicoleye.de

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