#SVDAUE | Zurück zu alter Standard-Stärke

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Als an diesem schönen Herbstabend die beiden Mannschaften zum Aufwärmen den Rasen betraten und auch die Trainer hochkonzentriert letzte Anweisungen gaben, da war das schon ein komisches Bild: Auf einmal war Dirk Schuster wieder da, wie so oft in Sporthose und weißem Polo-Shirt, über das er auch keine Jacke zog, als es längst kälter und dunkel geworden war. Nur zierten sein Polo-Shirt natürlich nicht mehr die Lilie und der „Software AG“-Schriftzug, sondern ein Veilchen und irgendein anderer Sponsorenname. Die Spieler, denen der Trainer unserer Aufstiegswunder die letzten Angaben vor dem Spiel gab, waren auch nicht mehr die 98er, sondern die Spieler von Erzgebirge Aue. Statt Tobias Kempe trainiert er nun dessen Bruder, Dennis Kempe.

Da der aktuelle Darmstädter Trainer, Dimi Grammozis, Tobias Kempe erstmals in dieser Saison von Beginn an spielen ließ, kam es somit zum Bruderduell. Die Aufstellung des Standard-Königs sowie der jüngste Erfolg bei St. Pauli sorgten von Beginn an für sehr gute Stimmung im nicht ganz vollen Stadion am Böllenfalltor. Mit zunehmend zähem Spielverlauf ebbte diese jedoch ab. Die Dauerunterstützung aus der Südtribüne klang irgendwie nach Durchhalteparole. Auf dem Spielfeld passierte unterdessen so gut wie nichts. Die Lilien hatten zwar deutlich mehr Ballbesitz, aber es fehlte nicht nur der letzte Pass, sondern schon der vorletzte. Aue nutzte den eigenen Ballbesitz zwar durchaus zum Herausspielen einzelner Chancen, ließ diese allerdings – aus Darmstädter Sicht glücklicherweise – ungenutzt.

Die zweite Halbzeit war ähnlich zäh, beide Mannschaften schienen zuallererst auf Sicherheit bedacht zu sein. Die Partie plätscherte weiter vor sich hin, Aue hatte noch ein, zwei Torchancen, tobte sich danach aber wie die Lilien auch eher in der Defensive aus. Wie ich sehnten in dieser Phase sicher noch andere fast schon aus Langeweile den Schlusspfiff herbei. In der Schlussviertelstunde gewannen die Darmstädter etwas mehr Spielkontrolle zurück und verstärkten ihre Bemühungen. Diese führten in der 87. Minute zu einer Ecke der Lilien – bezeichnenderweise die dritte der Partie (Aue kam insgesamt auf vier Ecken). Und dafür haben wir ja Tobi Kempe, der glücklicherweise (noch immer) auf dem Platz stand und dessen Ecke Dario Dumic traf, oder umgekehrt, jedenfalls zappelte der Ball im Netz und Darmstadt lag in Führung!

Dario Dumic wuchtet das Leder in die Maschen.

Sieben ereignisarme Minuten später waren dann tatsächlich die nächsten drei Punkte eingetütet. Der zweite Sieg in Folge, was tabellarisch statt einem direkten Abstiegsplatz zumindest vorübergehend für zwei Tage die erste Tabellenhälfte bedeutet. Entsprechend gut war die Stimmung im Stadion am Ende wieder.

Der nächste Dreier ist eingetütet…

Zwar haben die Lilien in den beiden letzten Partien nur je ein Tor erzielt, sie sind aber auch beide Male ohne Gegentor geblieben. Wenn das am Dienstagabend gegen Karlsruhe ebenfalls gelingt, kann schon einmal nichts schiefgehen. In dieser Partie trifft der aktuelle Tabellenneunte (Karlsruhe) der zweiten Liga auf den –elften (Darmstadt), es ist also eine Partie auf Augenhöhe. Ob das zu einem ähnlich zähen Spiel führen wird wie am Freitagabend gegen Aue? Das bleibt abzuwarten, schließlich hat der Pokal seine eigenen Gesetze. Diese Phrase wird zwar normalerweise bemüht, wenn auf dem Papier ein Underdog gegen einen großen Favoriten antritt. Dies ist am Dienstag am Bölle nicht der Fall. Aber zumindest kann sich keines der Teams mit einem Unentschieden begnügen und so ist auf jeden Fall sicher, dass (mindestens) ein Tor fällt. Die Eintrittskarte zum Pokalspiel enthält sozusagen eine Torgarantie. Wenn das mal kein Grund ist, sich doch noch eine zu kaufen… Und für eine denkwürdige Pokalnacht am Bölle wird es ja auch mal wieder Zeit. Natürlich mit dem besseren Ende für die Lilien. Letzten Endes begnügen wir uns jedoch sicher auch mit einem zähen Spiel, das die Lilien mit einer Standardsituation für sich entscheiden.

Autorin: Iris Gönsch
Fotos: Claus Krentscher / PotatoCreations

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