Gerade wollte schon so etwas wie Euphorie, oder wenigstens Begeisterung aufkommen. Das schwere Auftaktprogramm mit Spielen gegen HSV und Kiel souverän gemeistert und dabei nur eine Minute oder einen Videoschiedsrichter-Eingriff vorbeigeschrammt an der vollen Punktausbeute. Dazu das ungefährdete 6:1 im Pokal beim FC Oberneuland. Mit einem Sieg bei Aufsteiger Osnabrück hätten die Lilien zur Tabellenspitze aufschließen können…
Tja, klarer Fall von: „Hätte, hätte,…“ und „War wohl nix“. Beim 0:4 kam die zarte Pflanze der Euphorie genauso unter die Räder wie die Mannschaft von Dimitrios Grammozis in Osnabrück. Das einzige, was dort stimmte, war die Unterstützung durch die Fans.
Nun heißt es am Freitag also Tabellendreizehnter gegen –vierzehnter und das hört sich deutlich unbequemer an als die Tabellengefilde, in denen sich die Lilien mit einem Erfolg in Osnabrück hätten bewegen können. War es nun ein Dämpfer zur rechten Zeit oder ist es der Anfang vom Ende bzw. zumindest von der in der jüngeren Vergangenheit obligatorischen Herbstkrise? Die Spieler haben nach der Pleite betont, dass sie sich freuen, nach diesem schlechten Spiel schnell das nächste zu haben. Hoffen wir, dass sie das auch auf den Platz bringen und zeigen, was sie draufhaben und was die Lilien eigentlich ausmacht.
Zeigen, was er kann, wird Felix Platte auch in den nächsten Wochen nicht können. Gerade war er dabei, sich nach seiner Muskelverletzung durch das Aufbautraining durch und an die Mannschaft ran zu kämpfen, da wird er wieder zurück geworfen. Der erneute Muskelbündelriss wird ihn wieder viel Zeit und Nerven kosten. Gute Besserung an dieser Stelle und drückt die Daumen, dass er dieses Mal von Rückschlägen verschont bleibt und der Mannschaft bald wieder auf dem Platz weiterhelfen kann! Noch verletzt bzw. im Aufbautraining sind neben Platte und Marcel Schuhen außerdem die meisten offensiven Neuzugänge. Hoffentlich können Mathias Honsak, Erich Berko und Braydon Manu bald (wieder) auf dem Platz zeigen, was sie draufhaben.
Am Freitagabend sicher wieder dabei sein werden viele Lilien-Fans, auch wenn das Stadion (noch) nicht ausverkauft ist. Die Gästefans, die bei den letzten Gastspielen durch viel Stimmung und gute Abstimmung aufgefallen sind – so sehr, dass sie beispielsweise mit ihrem durch den ganzen Gästeblock führenden „Ost-, Ost-, Ostdeutschland“-Marsch viel Aufmerksamkeit bei den Nordtribünen-Besuchern erregt haben –, werden sicher ebenfalls wieder zahlreich erscheinen und den neuen Gästeblock einweihen.
Ein Ergebnis wie das 2:0 letztes Jahr unter Interimstrainer Kai Schmitz würden die Lilien-Fans sicher gerne wieder nehmen. Eine große Gefahr – große Euphorie – droht auch dann erstmal nicht: Dafür wurde ja in Osnabrück eindrücklich gesorgt…
Autorin: Iris Gönsch
