#SVDKIE | Wieder zuhause

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Es ist ein gutes halbes Jahr her. Ein nasskalter Dezembertag. Wehmut führt mich ans Bölle. Ein letztes Mal auf „meiner“, „unserer“ Gegengerade, so, wie sie immer war. Nach ein paar Sekunden gibt es Elfmeter für Ingolstadt, gleich die kalte Dusche. Eine Niederlage zum Abschied? Nein, kurz vor Schluss gibt es einen ebenso zweifelhaften Elfer für die Lilien. Tobi Kempe verwandelt. Er schon wieder, irgendwie der Meister der finalen Tore… Nach dem Spiel: Abschiedsfeier und Aufgeregtheit, denn tags drauf steht die große ehrenamtliche Abrissaktion unter dem Motto „Gegengerade lebt weiter“ an.

Und jetzt am Sonntag wird sie wieder auferstehen. In neuer Gestalt, noch nicht ganz fertig, aber mit den ersten 4300 Lilienfans bestückt. Unsere neue Heimat. Gut sieht sie aus, stabil. Wie wird sie sich anfühlen? Wie riecht der Staub der Baustelle? Welche Kraft wird sie entfalten? Wir haben uns in den letzten Wochen der vergangenen Saison an das große Loch da drüben ja auch irgendwie gewohnt. Die Baustelle mit dem BÖLLENFALLTOR-Schriftzug geschmückt. Es ist eine Rückkehr und ein Neuanfang.

Die Einheit der Gegengerade in ihrer Vielfalt war ihr Markenzeichen, das ist ab Sonntag Geschichte. Es gibt drei Blöcke, G1, G2 und G3, die gewohnte Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt sein. In unserer FuFa-Tauschbörse zeichnet sich ab, dass sehr viele in G2 sein möchten. Der gefühlt gewohnte Ort, irgendwo links von der Mittellinie, wenn man auf das Spielfeld schaut, nicht zu nah am Flutlichtmast. Natürlich ist das für die meisten der Sehnsuchtsort. Ich kann mich allerdings noch an Zeiten erinnern, zu denen es den Pufferblock noch nicht gab. Zwar war ich auch immer dort, wo ab Sonntag G2 sein wird, aber, ich glaube, ich probiere mal G3. Die alte Gegengerade ist Geschichte, vielleicht kann meine neue Heimat ja auch rechts von der Mittellinie sein. Es ist auf jeden Fall ein Neuanfang bei der Rückkehr.

Doch es wird ja auch noch Fußball gespielt am Sonntag. Ja, die letzte Aktion in Hamburg war unglücklich, aber, hey, wir haben einen Punkt beim HSV geholt, auch wenn das ärgerlich war, fragwürdige Elfer wird es immer geben, auch Last-Minute-Tore, hüben wie drüben. Den Punkt nimmt uns niemand mehr und wir haben noch 33 Möglichkeiten, weitere zu sammeln. Über den Videobeweis diskutiere ich jetzt hier mal nicht. Auch Kiel hat am ersten Spieltag 1:1 gespielt, daheim gegen Sandhausen. Niemand weiß so richtig zum Start, wo er steht, eine Binsenweisheit, aber eben die alljährliche Wundertüte. In den letzten Jahren waren unsere Heimstarts immer erfolgreich (zuletzt dreimal 1:0 in Serie gegen Frankfurt, Fürth und Paderborn, die letzte Niederlage im ersten Heimspiel war 2011 gegen Osnabrück direkt nach dem Aufstieg in die 3. Liga). Hoffen wir, dass die Serie hält.

Kieler Erfahrung haben wir im Team. Nicht nur Patrick Herrmann und Mathias Honsak trugen das Trikot der Störche in der letzten Saison, auch Carsten Wehlmann hat Kieler Vergangenheit und kennt den Club aus Holstein aus dem Effeff. Vor wenigen Monaten traf Darmstädter Kampfkraft auf Kieler Spielkultur und gewann mit 3:2, wie es diesmal wohl wird? Einige wichtige Kieler Stammspieler haben den Verein verlassen, neben Neulilie Honsak sind Torwart Kenneth Kronholm (USA) und die Mittelfeldspieler Kingsley Schindler (Köln), Atakan Karazor (Stuttgart) und David Kinsombi (HSV) nicht mehr dabei. Große Namen gibt es bei den Neuzugängen zwar nicht, dafür aber einiges an Zweitliga-Erfahrung: Young-Jae Seo (Duisburg), Phil Neumann (Ingolstadt), David Atanga (Fürth), Emmanuel Iyoha (Aue) und Aleksandar Ignjovski (Magdeburg) fielen allesamt in das Raster der Kieler Scouting-Abteilung, die sich in den letzten Jahren einen guten Namen gemacht hat.

Neue Saison, neue Gegengerade. Vieles wird sich wahrscheinlich noch einspielen müssen, auf und neben dem Platz. Doch jedem Anfang wohnt ein Zauber inne… Mal schauen, was am Sonntag so geht! Gude, neue Gegengerade!

Autor: Markus

1 Kommentar

  1. Zum Thema Gegengerade möchte ich sagen, dass das Umgewöhnen funktionieren wird! Fast zwei Jahrzehnte stand ich mit meinem Kumpel rechts der Mittellinie. Geparkt am Waldrand Lichtwiese, Zugang damals noch über die Nordkasse (heute Gästezugang). Wir kehren nun endlich zurück und freuen uns auf G3 auch wenn uns unser letzter Platz, ganz oben, letzter Wellenbrecher vor der Pufferzone, im Laufe der Jahre lieb geworden ist. Auch sind wir schon lange nicht mehr zu zweit, der Rest der 7-10-köpfigen Gruppe wird sich auch an die neue Sichtweise gewöhnen.
    Wir freuen uns wie Bolle…äh… Bölle natürlich!?

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