#D98FCSP | La Le Lu und die Schuhe vor dem Bett des Murmeltieres von Purple Schulz

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Alle Jahre wieder kommt – so sicher wie das Amen in der Kirche – die Winterpause. Und so, wie während der Winterpause eben auch, dem Weihnachtslied aus dem ersten Satz entsprechend, zu denen, die es feiern, das Christuskind kommt, so kommt auch jedes Jahr nach eben dieser Pause unweigerlich das erste Spiel der (Rest-)Rückrunde.

Am kommenden Dienstag, wenn am heimischen Bölle der Tabellen-Dritte beim Dreizehnten in Darmstadt antritt, werden zwar mit Sicherheit weder Betten auf den Tribünen, noch Schuhe vor selbigen stehen – zumindest nicht vor den Betten der im Stadion anwesenden Lilienfans. Dass aber der Mond bei einem Anpfiff um 20.30 Uhr mal reinschaut, wenn die Lilienfans alles geben werden, um ihren Verein zum Sieg zu brüllen, singen, schreien… nun, das scheint nicht so ganz abwegig.

Und auch wenn ich während eines Spiels, bei dem ich zudem anwesend bin, mit Sicherheit nicht schlafen werde, bin ich es doch manchmal soooooooooooooooooooo müde. Denn so wie Tag und Nacht, wie Sonne und Mond, Ebbe und Flut, Sommer- und Winterpause kommt auch jedes Jahr und immer wieder dieser Moment, wo der eine gaaaanz ruhig bleibt, während der andere sich aufregt, die eine „den Tabellendritten mit einem top-besetzten Kader“ auf die Favoritenrolle hebt, während der andere eventuell bei Gegner XY nur noch nicht ganz genau klar hat, wie hoch der Sieg für die Lilien ausfällt – und täglich grüßt das Murmeltier.

Während sich das Team also per Insta, Facebook, Presse feiert, dass es bei Kälte mit Mütze auf dem Platz steht, weil es „ja kein schlechtes Wetter gibt“, ist es der Autor dieser Zeilen eventuell müde und denkt sich „iss ja auch dein Job, manchmal wärs besser, einfach mal…“

Tja und dann kommt er am Dienstag, der Gegner vom Millerntor, der „Stadtteil-„, der „Kiez-„Club, der Verein, der oft auf das Image seiner Fans und letzten Endes sein dadurch eigenes reduziert wird – der FC St. Pauli. Der Verein, auf den ja („de Wuschel hadd doch da lang e Dauerkadd gehabbd“) eben auch nach Jahren und immer noch der Autor dieser Zeilen vom ein oder anderen reduziert wird. Weil differenzieren und weiterdenken, sich entwickeln, etc. vielleicht manchmal einfach nicht so einfach ist – „unn merr’s deshalb liewer lässt“. Eine Farbe ist einfacher als bunt!!!

In meiner Brust schlägt – wie bei allen hier – ganz einfach erst mal nur ein Herz, weil trotz modernster Medizin eben das Transplantieren von Pflanzen noch nicht möglich ist, ich bin Fan dieses Teams, des SVD, mit der Lilie auf der Brust, habe das Symbol auf der Hand und der Rippe, bin ergo „eine Lilie“, würde mich nicht als „Heiner“ bezeichnen – denn das bist Du nur als in Darmstadt Geborene(r) oder per Attribut durch besondere Verdienste und sich diese selbst zu bestätigen geht schon mal aus Respekt nicht… Und als solcher bin ich am Dienstag im Stadion, wenn mein Verein spielt und hoffentlich gewinnt…

Aber – und da sind wir wieder irgendwie beim Eingang und auch beim Titel dieser Zeilen – schon letztes Jahr war das erste Spiel nach der Winterpause das gegen den FCSP. Schon letztes Jahr war dieses Spiel Ende Januar.

Und Ende Januar ist eben nicht nur Fußball, sondern auch eine Zeit der Erinnerung. Die Woche zum Gedenken der Opfer des Holocaust und somit letzten Endes die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer und die Gräueltaten des Nationalsozialismus. Eine Zeit, die auch daran erinnert, dass „Fußball ist Fußball und Politik…“ zwar wesentlich einfacher wäre, aber schon durch die Erinnerung – wenn wir ehrlich zu uns selbst sind – gar nicht möglich ist. Denn diese Politik hat noch nie Halt gemacht und am Stadiontor aufgehört – auch und schon gar nicht während der Nazi-Zeit, wovon ja auch die Geschichte des bei der letzten Mitgliederversammlung unseres Sportvereins postum zum Ehrenpräsidenten ernannten Dr. Karl Heß zeugt.

Von daher wird auch das am 29. Januar gegen FC St. Pauli mehr als nur ein Spiel um drei Punkte.

Autor: Wuschel

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