Spielbericht SSV Jahn Regensburg – SV Darmstadt 1898

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Lilien enttäuschen beim Pokalauftritt in Regensburg

Für den SV Darmstadt 1898 ist die Reise im diesjährigen DFB-Pokal bereits in der ersten Runde zu Ende gegangen. Die Lilien unterlagen beim SSV Jahn Regensburg mit 1:3. Die Niederlage gegen den engagiert auftretenden Zweitligaaufsteiger war verdient und wirft Fragen auf, denen sich Spieler wie Trainerteam in der kommenden Woche stellen werden müssen.

Nur eine Autobahnausfahrt von Regensburg entfernt, am Rande des Örtchens Donaustauf, liegt die Gedenkstätte „Walhalla“. Die Anlage, an deren Spitze ein Tempel nach griechischem Vorbild errichtet wurde, beherbergt rund 100 Büsten berühmter Deutscher, die die Besucher von den Wänden her anstarren. Dabei geben einige der Herrschaften keine allzu gute Figur ab, so schaut beispielsweise der große Philosoph Immanuel Kant doch arg betreten aus der Wäsche. Vielleicht hatte der alte Kant da ja schon eine Vorahnung… Nach 90 enttäuschenden Minuten in Regensburg hatte ich dann ein Déjà-vu. Um mich herum waren die mitgereisten Darmstädter zu Salzsäulen erstarrt, ihre Gesichter hatten eine ungemeine Ähnlichkeit mit den Marmorbüsten in der deutschen Ehrenhalle angenommen.

Der Reihe nach. Eigentlich hatte der Tag hoffnungsvoll begonnen. Der obligatorische Stau auf der A3 blieb dieses Mal aus, die Reise in die Oberpfalz verlief ohne größere Verzögerungen. Vorm Spiel gab es erstmal eine ordentliche Portion Kultur in Walhalla, gefolgt von einer ordentlichen Portion Schweinsbraten in Donaustauf. Gut gestärkt ging es dann Richtung Stadion auf den gähnend leeren Gästeparkplatz. Da die Zahl der mitgereisten Fans überschaubar war (etwa 800 Lilien dürften es gewesen sein), dachten sich die Ordner wohl, ihren Job heute mal ganz besonders gründlich machen zu müssen. Dementsprechend gestalteten sich die Einlasskontrollen, man hätte meinen können, man sei bei einem Hochrisikospiel.

Zum Spielgeschehen: Der SSV Jahn war dem Sportverein aus Südhessen an diesem Tag in allen Belangen überlegen. Die Oberpfälzer hatten mehr Ballbesitz, gewannen mehr Zweikämpfe und wiesen eine bessere Passquote als die Darmstädter auf. Besonders das Torschussverhältnis von 23:8 zugunsten der Regensburger spricht eine deutliche Sprache. In keiner Phase des Spiels war erkennbar, dass Darmstadt in der abgelaufenen Saison noch zwei Spielklassen über dem SSV Jahn aktiv war. Die Regensburger verfügten über die deutlich reifere Spielanlage und hatten mehr Sicherheit in ihrem Spiel. Auffällig war, dass der Jahn häufig den zweiten Ball für sich gewinnen konnte. Die Darmstädter Defensivabteilung wurde immer wieder in Verlegenheit gebracht, woraus unter anderem zwei Elfmeter für die Gastgeber resultierten. In Reihen der Darmstädter wurde viel über Einzelaktionen probiert, wobei sich die Akteure jedoch häufig verzettelten und der Ball so schnell wieder zum Gegner überging. Abgesehen von Heuer Fernandes, der mit einigen starken Paraden die Lilien lange im Spiel hielt, erreichten nur wenige seiner Vorderleute an diesem Abend ihre Normalform.

Positiv hervorheben kann man Tobi Kempe, der beherzt zu Werke ging und den ein oder anderen Vorstoß in Richtung des Regensburger Strafraums initiierte. So kam es nicht von ungefähr, dass Kempe in der 40. Spielminute die Vorlage zum zwischenzeitlichen 1:0 für Darmstadt gab. Die Führung, die durch Sobiechs erstes Tor im Dress der Lilien zustande kam, war allerdings schmeichelhaft und wurde noch vor der Halbzeit egalisiert. Wer gehofft hatte, dass es nach dem Wechsel besser werden würde, sah sich getäuscht. Regensburg agierte weiter überlegen, die Darmstädter hatten im gesamten zweiten Durchgang nur noch zwei kleinere Gelegenheiten durch den eingewechselten Bezjak. Kurz vor Schluss gelang dem SSV Jahn der verdiente Führungstreffer. Darmstadt schaffte es in der Folge nicht, noch einmal richtig Druck auf das Gehäuse der Gastgeber aufzubauen, das Gegenteil war der Fall. Mit dem Schlusspfiff erhöhte Regensburg noch auf 3:1.

Es war eine Darmstädter Leistung, die Fragen aufwirft. Angesichts des gut bestückten Kaders war das Gezeigte einfach viel zu wenig. Torsten Frings und Björn Müller haben noch eine Menge Arbeit vor sich. Die Mannschaft muss sich noch besser zusammenfinden, die zweifellos hochveranlagten Individuen müssen mehr mit ihren Nebenleuten agieren, anstatt alleine mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Am Freitag wird das Team gegen St. Pauli eine Reaktion zeigen müssen, um den ordentlichen Ligastart zu bestätigen und das Pokal-Aus vergessen zu lassen. Auf dass die Lilienfans nach Abpfiff nicht wieder wie der alte Kant aussehen, sondern Begeisterung ausstrahlen und feiernd ins Wochenende starten können.

Autor: Fabian Ortkamp