Spielbericht SV Sandhausen 1916 – SV Darmstadt 1898 | Darmstadt 98 und seine zwei Gesichter

0

Darmstadt 98 und seine zwei Gesichter

War das nicht ein herrlicher Frühsommertag? Strahlender Sonnenschein, warme Temperaturen und rund 5000 Heiner, die sich die rund 60 Kilometer auf den Weg in den Süden Heidelbergs gemacht hatten, um den SV Darmstadt 98 im Kampf um den Klassenerhalt beim SV Sandhausen zu unterstützen. Eine Kulisse wie gemalt für den nächsten wichtigen Dreier.

Doch kaum war das Spiel angepfiffen, zelebrierte der Gastgeber Einbahnstraßenfußball und legte den Lilien bereits in der 2. Minute zum ersten Mal die Kugel ins Netz. Auch wenn dieser Treffer aufgrund einer Abseitsposition nicht zählte, war es ausschließlich der SVS, der im Stadion am Hardtwald den Ton angab. Folgerichtig ging das Team von Trainer Kenan Kocak durch Denis Linsmayer in der 10. Minute in Führung. Und vom SV98? Nicht viel zu sehen. Fast schien es, als würde die gute Stimmung der Lilien-Fans eher den Gastgeber beflügeln als das eigene Team. Bis auf eine gute Kopfballchance von Felix Platte und Distanzschüsse von Tobias Kempe und Marvin Mehlem blieb der SVD im ersten Durchgang fast alles schuldig. Mit vereinzelten, aber deutlichen Pfiffen ging es nach 45 Minuten in die Kabinen. Eine Halbzeit zum Vergessen.

Lautstarker Support und Feldüberlegenheit in Durchgang zwei

Nach Wiederanpfiff präsentierten sich die Darmstädter dann wie ausgewechselt und konnten die Sandhäuser Führung aus dem ersten Durchgang dank des von Kempe verwandelten Foulelfmeters an Ji schnell egalisieren. Es entwickelte sich zunehmend ein Spiel auf eine Hütte – und zwar die des SV Sandhausen. Angetrieben vom lautstarken Support der Lilien-Fans erspielte sich der SV 98 eine deutliche Feldüberlegenheit, rackerte, ackerte, generierte zahlreiche hochkarätige Chancen und zeigte ein gänzlich anderes Gesicht als in den ersten 45 Minuten. Nur ins Tor wollte die Kugel einfach nicht. Ob Dong-Won Ji per Volleyabnahme weit übers Tor oder Boyd per Kopfball an den Pfosten: Es war wieder einmal zum Haare raufen! Am Ende musste sich das Team von Dirk Schuster trotz aufopferungsvollen Kampfes, einer packenden Schlussoffensive und 16:10 Torschüssen mit einem 1:1-Unentschieden begnügen.

Ein wenig scheint es, als hätte die Mannschaft das Toreschießen aus dem Spiel heraus verlernt. Ein kleiner Nachweis gefällig? In den letzten sechs Partien erzielten die Lilien nur magere fünf Treffer, davon wiederum drei per Elfmeter und einen nach einer Ecke. Lediglich gegen Tabellenführer Fortuna Düsseldorf versenkte Kempe den Ball nicht nach einem Standard – mit einem abgefälschten Schuss innerhalb des gegnerischen Sechzehners. Und zack, schon punktete der SV 98 dreifach.

Fußball ist kein Spiel der Konjunktive

Was soll man nun also von diesem Punkt in Sandhausen halten? Ist es ein gewonnener Punkt? Sind es zwei verlorene? Am Ende war es ein bisschen so, wie wenn man ein paar sehr schöne, aber zu kleine Schuhe trägt. Sieht toll aus, fühlt sich aber irgendwie doch beschissen an. Denn ein Dreier in Sandhausen wäre durchaus drin gewesen.

Und doch bringt es jetzt nichts zu hadern und sich zu fragen, was hätte sein können. Fußball ist kein Spiel der Konjunktive. Es verbleiben noch drei Partien und somit die Chance auf neun Punkte, die wir mit aller Macht versuchen müssen, nach Darmstadt zu holen. Fangen wir also am besten am Samstag gegen Union Berlin damit an.

Bericht: Markus Polak

Zur Galerie: Zooom Box

Hinterlassen Sie eine Antwort

Bitte geben Sie einen Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein.