Am kommenden Sonntag (15.) steht für unsere Lilien das nächste Heimspiel an. Zu Gast sein wird Eintracht Braunschweig, zurzeit Tabellenzwölfter mit 37 Punkten und damit eine der fünf punktgleichen Mannschaften, die derzeit die Plätze 11 bis 15 belegen. In der laut Medien womöglich „engsten zweiten Liga aller Zeiten“, in der es aktuell eigentlich kein Mittelfeld mehr gibt, punkteten fast ausnahmslos alle Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte in den vergangenen Wochen im Gleichschritt. So könnte jedes Spiel und jeder Fehler mittlerweile eine Vorentscheidung im Abstiegskampf sein. Auch gegen Braunschweig steht unseren Lilien dementsprechend wieder eine dieser so oft als End- oder Sechs-Punkte-Spiel bezeichneten Partien bevor. Mit einem Sieg würde man den Abstand auf Braunschweig auf zwei Punkte verkürzen und die Eintracht weiter unten mit reinziehen, andersherum könnte man man mehr und mehr den Anschluss bei immer weniger noch zu vergebenden Punkten verlieren.
Unterschiedliche Vorzeichen
Während dieses Jahr beide Vereine mitten im Abstiegskampf stecken, fand das letzte Aufeinandertreffen der beiden am Bölle im Februar 2015 noch unter komplett anderen Vorzeichen statt. Am damaligen 23. Spieltag spielten beide noch um den Aufstieg mit. Am Ende blieben die Lilien dank einem wohl unvergesslichen Tor durch Jan Rosenthal in der letzten Minute der Nachspielzeit zum 14. Mal in Folge ungeschlagen und standen nach dem Spiel punktgleich vor Kaiserslautern auf dem zweiten Tabellenplatz. Auch aktuell können die Lilien von sich behaupten, seit sechs Spielen ungeschlagen zu sein, die Tabellensituation ist allerdings genau entgegengesetzt: die 98er liegen trotz der Erfolge der letzten Spiele weiterhin auf dem zweitletzten Platz. Da, wie bereits erwähnt, in der so engen Liga im ungewöhnlich „großen“ Tabellenkeller alle fleißig punkten, gab es bislang, was die Platzierung angeht, noch kaum ein Vorankommen für die Lilien.
Zu viele Unentschieden
Ebenso ist auch Braunschweig im Laufe der Saison immer weiter unten „reingerutscht“. Seit dem zwölften Spieltag gibt es ein Auf und Ab der Löwen zwischen dem 9. und dem 15. Platz. Es zeigt sich beim Betrachten der Bilanz ein ähnliches Problem wie bei den Lilien: zu viele Spiele enden unentschieden. Mit 13 Unentschieden liegen die Löwen aus Braunschweig sogar zusammen mit Kiel an der Spitze und das direkt gefolgt vom SVD mit elf Remis. Aus den letzten vier Spielen holten die Niedersachsen fünf Punkte, einen weniger als die Lilien. Das Restprogramm der Braunschweiger ist allerdings wohl das vermeintlich schwerste der Mannschaften aus dieser Tabellenregion. Die Niedersachsen müssen an den letzten drei Spieltagen noch gegen Nürnberg, Ingolstadt und Kiel ran.
Liga im Abstiegskampf
Die vielen Unentschieden führen insgesamt dazu, dass sich zwar alle irgendwie untereinander die Dreier abgenommen haben, aber auch alle gleichermaßen punkten konnten. Wie eng die Liga ist, bzw. wie viele Punkte alle Mannschaften in der Breite holen, zeigt sich im Vergleich mit den vergangenen Saisons. Vor drei Jahren, also in der Saison des bereits beschriebenen letzten Aufeinandertreffens in Darmstadt, wäre man mit den 32 Punkten, die die Lilien bislang sammeln konnten, vor dem 30. Spieltag noch 13. gewesen und hätte vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz gehabt. 36 Punkte und ein besseres Torverhältnis gegenüber Aue reichten damals den 60ern aus München schließlich für die Relegation. Noch deutlicher war die Situation im Jahr darauf. Mit 32 Punkten vor dem 30. Spieltag hätte man als 14. Schon sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz gehabt. Am Ende hätte diese Punktzahl 2015/16 sogar schon für Platz 16 gereicht.
Auch in der letzten Saison gestaltete sich der Abstiegskampf lange sehr eng. Zum selben Zeitpunkt gab es immerhin vier punktgleiche Mannschaften auf den Plätzen 13 bis 16. Der Unterschied zwischen dem 10. und dem 17. betrug nur 5 Punkte. 32 Punkte und das Torverhältnis der Lilien hätten hier allerdings noch für Platz 14 gereicht. Insbesondere hier wird deutlich, wie viele Punkte in diesem Jahr schon gesammelt wurden und am Ende wohl gesammelt werden müssen, um die Klasse halten zu können. Die 37 Punkte, die in der vergangenen Spielzeit zum Klassenerhalt benötigt wurden, werden diesmal wahrscheinlich nicht ausreichen.
Nur noch Endspiele
Schlussendlich sind solche Rechnereien natürlich relativ sinnlos und zeigen nur, wie außergewöhnlich die Punkteverteilung in der Liga aktuell tatsächlich ist. Das alles führt jedenfalls dazu, dass mittlerweile jedes Spiel ein Entscheidendes sein kann und durch die Abhängigkeit von den Ergebnissen der anderen Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte wird die Nervosität allerorts noch vergrößert. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass für jeden noch alles drin ist! Denn: Je mehr Mannschaften gleichauf knapp vor uns sind – desto größer ist schließlich auch die Wahrscheinlichkeit und die Hoffnung, dass davon doch noch ein paar weniger Punkte holen und zurückfallen.
Autorin: Lea Seling